Gangstörungen – Symptome – Beschwerden

Gangstörungen kann man wie folgt charakterisieren:

  • Ängstlicher Gang: Häufig treten Gangunsicherheiten auf, weil man Angst hat, zu stürzen. Besonders ältere Menschen haben oft Sturzangst (bei 30-50 % der älteren Menschen).
  • Antalgischer Gang: Bei Schmerzen in den Beinen oder Hüften versuchen Betroffene, das Bein zu entlasten. Diese Form des Hinkens tritt häufig bei Erkrankungen der Gelenke auf (ca. 20-30 % der Betroffenen).
  • Ataktischer Gang (Ataxie): Bei Ataxie sind die Bewegungen unsicher und unkoordiniert. Das kann bei Problemen mit dem Gleichgewicht oder der Nervensteuerung passieren, auch wenn die Muskelkraft normal ist (bei ca. 10-15 % der neurologisch Erkrankten).
  • Dyskinetischer Gang: Bei bestimmten Erkrankungen kann es zu unkontrollierten Bewegungen beim Gehen kommen (z. B. bei der Huntington-Krankheit, ca. 5-10 % der Betroffenen).
  • Hypokinetischer Gang: Dieses Gangbild ist typisch bei der Parkinson-Krankheit (ca. 50-70 % der Parkinson-Patienten).
  • Paretischer Gang: Wenn ein Bein oder eine Körperseite schwächer ist, treten oft asymmetrische Bewegungen auf, z. B. nach einem Schlaganfall (ca. 20-30 % der Betroffenen nach einem Schlaganfall).
  • Psychogener Gang: Es können auffällige Gangmuster ohne körperliche Ursache auftreten, die auf psychische Probleme hinweisen (ca. 10-15 % der Betroffenen).
  • Sensorischer Gang: Bei Problemen mit dem Gleichgewicht ist der Gang oft breit und unsicher, wie bei Nervenschädigungen oder Gleichgewichtsstörungen (ca. 30 % der Patienten mit Nervenschäden).
  • Spastischer Gang: Ein steifes Gehen tritt bei Erkrankungen auf, die den Muskeltonus erhöhen, wie bei spastischen Lähmungen (ca. 20-30 % bei Patienten mit spinalen Problemen).

Begleitsymptome (sekundäre Symptome)
Diese Begleitsymptome sind weniger charakteristisch und können auf Komplikationen hinweisen: 

  • Schmerzen: Schmerzen in den Beinen oder Hüften sind häufig bei Gangstörungen (ca. 40-60 % der Betroffenen).
  • Gefühlsstörungen: Taubheitsgefühle oder Kribbeln in den Beinen treten häufig bei Nervenschäden auf (ca. 30-40 % der Patienten).
  • Steife Muskeln: Bei manchen Erkrankungen, die den Muskeltonus erhöhen, können die Muskeln sehr steif sein (ca. 20-30 %).
  • Schwache Reflexe: Besonders bei Nervenschäden sind die Reflexe oft schwach (ca. 10-20 %)
  • Schwindel: Schwindel tritt oft bei Gleichgewichtsproblemen oder Nervenschäden auf (ca. 20-30 %).
  • Zittern: Typisch bei Parkinson und anderen Erkrankungen (ca. 30-40 %)
  • Gedächtnisprobleme: Bei bestimmten neurologischen Gangstörungen, wie dem Normaldruck-Hydrozephalus (Wasserkopf), treten auch Gedächtnisprobleme auf (ca. 10-20 %).
  • Inkontinenz: Unfähigkeit, Harn oder Stuhl zu halten; kann bei einigen neurologischen Problemen auftreten (ca. 10-15 %)
  • Angst: Besonders bei starkem Sturzangst kommt es häufig zu Angst vor dem Gehen (ca. 30-50 % der älteren Menschen). 

Häufige Ursachen von Gangstörungen im Alter

Erkrankungen  Klinische Präsentation
Sensorische Defizite (Visusminderung, Polyneuropathie/meistens diabetische Polyneuropathie, bilaterale Vestibulopathie) Beschwerden vor allem beim Gehen, bes. bei schlechten Lichtverhältnissen (verstärken sich im Dunkeln) und bei unebenem Boden
Neurodegenerative Erkrankungen (degenerative Demenzen, Parkinson-Syndrome, zerebelläre Ataxie etc.) Gangstörung mit zusätzlichen motorischen, koordinativen und kognitiven Auffälligkeiten
Normaldruckhydrocephalus und vaskuläre Enzephalopathie kleinschrittige Gangstörung mit subkortikale Demenz (Gedächtnisbeeinträchtigung, Harndrang und ggf. Blaseninkontinenz;  ferner Dysarthrie und Dysphagie (bei: vaskulärer Enzephalopathie)
Nicht-neurologische Gangstörungen (Arthrose, Fuß- und Zehen-Deformitäten, periphere arterielle Verschlusskrankheit, pAVK) multifaktorielle Gangstörung (s. u. der jeweiligen Krankheit)
Sturzangst und 
Intoxikationen (Alkohol, Drogen, Medikamente)
"vorsichtige Gang" (englischer Fachbegriff: cautious gait); hochgradig verlangsamtes Gehen mit haltsuchenden Armbewegungen/Halt an Wänden, Möbelstücken oder Begleitpersonen; Vermeidungsverhalten (was zugleich die Angst aufrecht erhält)

Warnzeichen (red flags)

  • kurze Schwindelanfälle, vorübergehende Gefühlsstörungen → denken an: Apoplex (Schlaganfall)
  • neurologische Symptome wie Neuritis nervi optici/Optikusneuritis; meist einseitig, Parästhesien (Missempfindungen, Taubheitsgefühle) → denken an: Multiple Sklerose (MS)
  • Taubheit in beiden Beinen (sattelförmig) bzw. schlaffe Parese der Beine, oft mit Harnblasen- und Mastdarmstörungen → danken an: Kauda-Syndrom