Delir – Symptome – Beschwerden
Folgende Symptome und Beschwerden können auf ein Delir hinweisen:
Leitsymptome
- Kognitive Störung (Gedächtnisstörung) mit eingeschränkter Wahrnehmung (Orientierungsstörung), fluktuiert über Stunden/Tage*
- Aufmerksamkeitsdefizit – Aufmerksamkeits- und Konzentrationsstörungen; mit rascher Entwicklung und Fluktuation im Tagesverlauf*
- Einschränkung von Wahrnehmung, Sprache etc. in unterschiedlichem Ausmaß
- Desorientiertheit, visuelle seltener akustische oder andersartige Halluzinationen
- Veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus, d. h. Umkehr des Tag-Nacht-Rhythmus
- (Optische) Halluzinationen, Wahnvorstellungen
- Affektstörungen
Beachte: Wegen Fluktuation im Tagesverlauf gibt es Episoden, in denen ein Patient die Delirkriterien erfüllt, und wiederum Intervalle, in denen sie nicht erfüllt werden.
Eine Studie mit über 300 Schlaganfallpatienten bei denen in 84 % ein Delirs-Screening (3-mal in 24 Stunden) durchgeführt wurde, zeigte sich: 11 % waren delirant, 45 % der deliranten Patienten waren in allen drei Assessments delirant, aber 18 % waren nur morgens, 12 % nur nachmittags und 24 % nur nachts delirant [2].
Zeichen des hypoaktiven Delirs (seltener; kann übersehen werden)
- "In sich zurückgezogen" – Reduktion der psychomotorischen Aktivität bis hin zum Mutismus (vollständiges oder partielles Nichtsprechen bei erhaltener Sprechfähigkeit und abgeschlossener Sprachentwicklung) und Stupor (tiefer Zustand der Teilnahmslosigkeit)
- Apathie (Teilnahmslosigkeit)
- Psychomotorisch verlangsamt
- Wechsel in die hyperaktive Form jederzeit möglich
Zeichen des hyperaktiven Delirs (ca. 30 % der Fälle)
- Agitiertheit (krankhafte Unruhe)
- Psychomotorische Unruhe
- Erhöhtes Wachbewusstsein
- Halluzinationen
- Häufig mit autonomer Instabilität
- Wechsel in die hypoaktive Form jederzeit möglich
Confusion Assessment Method (CAM; Version: Short) [1]
Werden die Punkte 1, 2 sowie zusätzlich 3 oder 4 bejaht, liegt ein Delir vor:
- Akuter Beginn, fluktuierender Verlauf
- Störung der Aufmerksamkeit
- Denkstörungen
- Quantitative Bewusstseinsstörung.
Warnzeichen (red flags)
- Anamnestische Angaben:
- Alter < 65 Lebensjahre (ein Delir ist in diesem Lebensalter extrem selten!)
- Neurologische Vorerkrankungen (z. B. Demenz)
- Psychiatrische Vorerkrankungen (z. B. Psychosen)
- Traumata, insbesondere Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
- Alkoholabhängigkeit
- Drogenkonsum
- Polypharmazie (> 6 verordnete Medikamente)
- Hyper- und Hypoglykämie
- Zentrale Zyanose → Notfall!
Differentialdiagnostik: Altersdelir versus Demenz
Symptome |
Altersdelir |
Demenz |
Psychiatrische Anamnese | meistens unauffällig | oft unauffällig |
Symptombeginn |
subakut | schleichend |
Kurzfristiger Symptomverlauf, mit folgenden Symptomen: | fluktuierend | stabil |
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häufig | anfänglich nicht |
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verändert | klar |
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häufig | je nach Schweregrad |
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agiert oder hypoaktiv |
möglich |
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häufig | möglich |
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häufig | möglich |
Symptome des Delirium tremens (Alkoholentzugsdelir)
- Prädelir ‒ flüchtige Halluzinationen oder Schreckhaftigkeit, Schlafstörungen, Schwitzen, Tremor
- Vollständiges Delir ‒ Bewusstseinsstörungen, Übererregung, Halluzinationen, vegetative Symptome (Hypertonie/Bluthochdruck, Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute), Schwitzen, Tremor/Zittern)
- Lebensbedrohliches Delir ‒ zusätzlich schwere Bewusstseinsstörungen, Herzrhythmusstörungen, Schock, Pneumonie (Lungenentzündung), Leber-/Niereninsuffizienz (Leber-/Nierenschwäche), Multiorganversagen (MODS, Multi organ dysfunction syndrome; MOF: Multi organ failure; gleichzeitige oder sequentielle Versagen bzw. die schwere Funktionseinschränkung verschiedener lebenswichtiger Organsysteme des Körpers)
Literatur
- Inouye SK et al.: Clarifying Confusion: The Confusion Assessment Method. A new method for detection of delirium. Ann Intern. Med. 1990; 113:941-8
- Nydahl P, Bartoszek G, Binder A et al.: Prevalence for delirium in stroke patients: a prospective controlled study. Brain Behav 2017;7(8) 7:e748 doi: 10.1002/brb3.748