Angststörungen – Labordiagnostik

Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

  • Kleines Blutbild – zur Erfassung von Anämien (Blutarmut), Infektzeichen oder hämatologischen Erkrankungen (Bluterkrankungen)
  • Differentialblutbild – zur Abklärung entzündlicher Prozesse oder hämatologischer Auffälligkeiten (Blutveränderungen)
  • Nüchternglucose (Nüchternblutzucker), ggf. oraler Glukosetoleranztest (oGTT, Zuckerbelastungstest) – zum Ausschluss einer Hyperglykämie (erhöhter Blutzucker) oder Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) als Ursache vegetativer Symptome (körperlicher Reaktionen wie Herzklopfen, Schwitzen)
  • TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon, Schilddrüsenhormonsteuerhormon) – zur Erfassung einer Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) oder Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), die angstähnliche Symptome verursachen kann
  • Carbodefizientes Transferrin (CDT) – bei Verdacht auf chronischen Alkoholabusus (langfristiger Alkoholmissbrauch); normalisiert sich bei Abstinenz innerhalb von 10-14 Tagen
  • Katecholamine (Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin) im Plasma oder 24h-Urin – bei Verdacht auf Phäochromozytom (Hormon-produzierender Tumor der Nebenniere) oder andere katecholaminproduzierende Tumoren

Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (medizinische Vorgeschichte), körperlichen Untersuchung etc. – zur differentialdiagnostischen Abklärung

  • Freies T3 (Trijodthyronin) und freies T4 (Thyroxin) – bei auffälligem TSH oder klinischem Verdacht auf Schilddrüsenfunktionsstörungen
  • Cortisol (Stresshormon) im Serum oder Speichel, ggf. Dexamethason-Hemmtest (Hemmtest für Stresshormonproduktion) – zur Abklärung einer Hyperkortisolämie (erhöhtes Cortisol, Cushing-Syndrom) oder Hypokortisolämie (erniedrigtes Cortisol, Nebennierenunterfunktion)
  • ACTH (adrenocorticotropes Hormon, Nebennierenstimulierendes Hormon) – zur Differenzierung primärer und sekundärer Nebennierenfunktionsstörungen
  • Vitamin B12- und Folsäurespiegel – bei neurologischen (Nerven betreffende) oder neuropsychiatrischen (Nerven und Psyche betreffende) Symptomen
  • Ferritin (Speichereisen) – bei Verdacht auf Eisenmangelanämie (Blutarmut durch Eisenmangel) mit begleitender psychischer Symptomatik
  • Magnesium und Calcium – zur Abklärung neuromuskulärer Übererregbarkeit (Nerven- und Muskelüberempfindlichkeit) und vegetativer Symptome (körperliche Reaktionen wie Herzrasen, Schwindel)
  • Schilddrüsenautoantikörper (TPO-AK, TRAK, Tg-AK) – bei Verdacht auf autoimmune Thyreoiditis (chronische Schilddrüsenentzündung) oder Morbus Basedow (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse)
  • HbA1c (Langzeitzuckerwert) – zur längerfristigen Beurteilung des Glukosestoffwechsels (optional, wenn Glucosewerte auffällig)
  • Lactat (Milchsäure) – bei Verdacht auf mitochondriale Störungen oder Panikattacken mit Hyperventilation (übermäßiges Atmen)
  • Parathormon (PTH, Nebenschilddrüsenhormon) – bei Verdacht auf Störungen des Calciumstoffwechsels
  • Tryptase (Enzym aus Mastzellen) – bei Verdacht auf Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS, seltene Allergie-ähnliche Erkrankung) (selten)
  • Schwermetall-Screening (z. B. Blei, Quecksilber) – bei anamnestischem Hinweis auf Exposition (Kontakt mit giftigen Metallen)

Laboruntersuchungen vor Beginn einer Psychopharmakotherapie

Vor Einleitung einer Psychopharmakotherapie bei Angststörungen sind folgende Laborparameter obligat zu erheben:

  • Differentialblutbild – zur Erfassung möglicher Leukopenien (verminderte weiße Blutkörperchen) oder anderer hämatologischer Risiken (Blutveränderungen)
  • Nüchternglucose, ggf. HbA1c – zur Erfassung von Stoffwechselstörungen (Zuckerstoffwechselstörungen; relevant bei SSRI/SNRI oder atypischen Antipsychotika)
  • Elektrolyte – Calcium, Chlorid, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphat – insbesondere zur Kontrolle vor Einsatz von SSRI (Hyponatriämie-Risiko = Salzarmut im Blut)
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH), Gamma-Glutamyl-Transferase (Gamma-GT, GGT), alkalische Phosphatase, Bilirubin – zur Abklärung möglicher leberbezogener Nebenwirkungen (Leberschäden)
  • Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C bzw. Kreatinin-Clearance – relevant vor Einsatz von Pregabalin oder Benzodiazepinen (Ausscheidung über die Niere)
  • Gerinnungsparameter – Quick/INR, PTT – insbesondere bei gleichzeitiger Medikation mit Antikoagulanzien (SSRI können das Blutungsrisiko erhöhen)
  • Schwangerschaftstest (quantitatives HCG) – bei Frauen im gebärfähigen Alter vor Beginn einer Therapie mit potenziell fruchtschädigenden Substanzen