Vulvovaginale Atrophie/Genitales Menopausensyndrom – Einleitung

Vulvovaginale Atrophie bzw. Urogenitales Menopausensyndrom bezeichnet Veränderungen der Haut von Vagina (Scheide) und Vulva (Gesamtheit der äußeren primären Geschlechtsorgane), die bei Frauen mit einem sinkenden Östrogenspiegel auftreten können. Diese Veränderungen führen zu einer Verdünnung und Austrocknung der Schleimhäute, was Beschwerden wie Trockenheit, Juckreiz und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr verursacht.

Synonyme und ICD-10: Genitourinary Syndrome of Menopause (GMS), Atrophie der Vulva; Atrophie der Vagina, Urethritis postmenopausal; atrophische Kolpitis; atrophische Kolpitis in der Postmenopause; atrophische postklimakterische Kolpitis; atrophische postklimakterische Vaginitis; atrophische senile Vaginitis; atrophische Urethritis; atrophische Vaginitis; atrophische Vulvovaginitis; Hormonmangel-Urethritis; Kolpitis senilis; postmenopausale Urethritis; Scheidenatrophie; senile Kolpitis; senile Kolpitis mit Vulvitis; senile Urethritis; senile Vaginalatrophie; senile Vaginitis; sonstige Urethritis; Vaginalatrophie; Vaginalinvolution; Vulvaatrophie; Vulvitis durch Östrogenmangel; ICD-10-GM N 95.2: Atrophische Kolpitis in der Postmenopause, ICD-10-GM N90.5: Atrophie der Vulva, ICD-10-GM N 34.2: Sonstige Urethritis

Der Begriff Urogenitales Menopausensyndrom wurde im Jahr 2014 in einer international besetzten Konsensuskonferenz der nordamerikanischen Menopause-Gesellschaft ins Leben gerufen, da der allgemein übliche Begriff Vulvovaginale Atrophie die Vielfalt der damit verbundenen Beschwerden nur ungenügend beschreiben konnte. Der Begriff fasst die atrophischen Veränderungen zusammen, die durch einen hypoöstrogenen Zustand im Bereich der Vulva (große und kleine Labien/Schamlippen, Klitoris/Kitzler, Vestibulum vaginae/Scheidensvorhof, Introitus vaginae/Scheideneingang), der Vagina/Scheide, der Harnblase und der Harnröhre entstehen, verbunden mit einer zum Teil erheblichen Beeinträchtigung der Lebensqualität der Frau [1]. Für beide Begriffe gibt es derzeit keine ICD-10 Nummer.

Anatomie und Funktionen

Die Atrophie betrifft die großen und kleinen Schamlippen (Labia majora und minora), den Klitoris (Kitzler), den Scheideneingang (Introitus vaginae), die Scheide (Vagina), die Harnblase und die Harnröhre. Die Verringerung der Östrogenspiegel führt zu einer Reduktion der Durchblutung und Elastizität des Gewebes, einer Abnahme der Schleimproduktion und einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen und Verletzungen.

Formen der Erkrankung

Die Erkrankung manifestiert sich in verschiedenen Formen, abhängig von der Schwere der Symptome und den betroffenen Bereichen:

  • Leichte Form: Gelegentliche Trockenheit und geringfügiger Juckreiz.
  • Moderate Form: Häufigere Beschwerden, einschließlich Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.
  • Schwere Form: Starke Beschwerden, die den Alltag und das Sexualleben erheblich beeinträchtigen.

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung mit der entsprechenden Symptomatik tritt vorwiegend im Klimakterium und in der Postmenopause (Zeitabschnitt, der dann beginnt, wenn die Menstruation für mindestens ein Jahr ausgeblieben ist) auf. Sie kann jedoch in jedem Lebensalter entstehen, wenn durch Hormonstörungen oder ein hormonelles Ungleichgewicht zu wenig Östrogene gebildet werden. Physiologisch tritt dies regelmäßig im Wochenbett auf, es kann sich aber auch unter der hormonellen Kontrazeption entwickeln.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Über 50 % der postmenopausalen Frauen sind betroffen. Bis zu 80 % der Frauen leiden nach der Menopause an vaginaler Trockenheit.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Progredienter Verlauf: Die Symptome verstärken sich oft mit der Zeit, abhängig von der Dauer des Östrogendefizits.
  • Beeinträchtigung der Lebensqualität: Die Beschwerden können erheblich sein, sind jedoch oft ein Tabuthema, das selten angesprochen wird.

Prognose

  • Therapeutische Möglichkeiten:
    • Befeuchtungs- und Gleitcremes: Bieten nur kurzfristige Linderung.
    • Selektive Östrogenrezeptormodulatoren (SERM): Derzeit noch wenig verbreitet.
    • Östrogentherapie: Relativ wirksam, jedoch oft nicht gewünscht oder kontraindiziert (z. B. bei Brustkrebs).
    • Fraktionierte CO2 Lasertherapie: In jüngster Zeit als wirksame, unkomplizierte und nebenwirkungsarme Therapiemöglichkeit anerkannt.

Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring

Literatur

  1. Portman DJ, Gass ML: Vulvovaginal Atrophy Terminology Consensus Conference Panel. Genitourinary syndrome of menopause: new terminology for vulvovaginal atrophy from the International Society for the Study of Women's Sexual Health and the North American Menopause Society. Menopause. 2014 Oct;21(10):1063-8. doi: 10.1097/GME.0000000000000329.
  2. Naumova I, Castelo-Branco C: Current treatment options for postmenopausal vaginal atrophy. Int J Womens Health. 2018 Jul 31;10:387-395. doi: 10.2147/IJWH.S158913. eCollection 2018.