Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes mellitus) – Anamnese

Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik des Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) dar.

Familienanamnese

  • Gibt es in Ihrer Familie häufig Diabetes mellitus, insbesondere Typ-2-Diabetes?
  • Gibt es in Ihrer Familie bekannte genetische Stoffwechselerkrankungen oder Erbkrankheiten (z. B. polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO-Syndrom), Turner-Syndrom, Klinefelter-Syndrom)?

Sozialanamnese

  • Gibt es psychosoziale Belastungen (z. B. hohe Stressbelastung, familiäre oder finanzielle Sorgen), die sich auf Ihren Lebensstil oder Ihre Gesundheit auswirken?

Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)

  • Haben Sie in dieser Schwangerschaft deutlich mehr Gewicht zugenommen als empfohlen?
  • Bestehen übermäßiger Durst, häufiges Wasserlassen oder wiederkehrende Harnwegsinfekte?*
  • Fühlen Sie sich häufig abgeschlagen oder antriebslos?
  • Haben Sie Sehverschlechterungen oder verschwommenes Sehen festgestellt?*
  • Bestehen vermehrt Pilzinfektionen (z. B. im Genitalbereich)?
  • Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Kind sehr aktiv ist oder überdurchschnittlich groß erscheint (z. B. laut Ultraschall)?

Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese

  • Hat sich Ihr Appetit verändert?
  • Trinken Sie ausreichend? Wie viel Flüssigkeit haben Sie heute bereits getrunken?
  • Bestehen Heißhungerattacken auf Süßes bzw. kohlenhydratreiche Lebensmittel wie Nudeln, Reis, Kartoffeln, Brot?
  • Wie häufig essen Sie pro Tag? Wie setzen sich Ihre Mahlzeiten zusammen (Kohlenhydrate, Fett und Proteine (Eiweiß))?
  • Treiben Sie regelmäßig Sport? Wenn ja, welche Art und wie oft pro Woche?

Eigenanamnese

  • Vorerkrankungen:
    • Haben Sie in der Vergangenheit unter einer gestörten Glukosetoleranz (Prädiabetes) gelitten?
    • Wurde bei Ihnen früher ein metabolisches Syndrom oder PCO-Syndrom diagnostiziert?
    • Besteht eine bekannte Insulinresistenz?
    • Waren Sie bei früheren Schwangerschaften von Gestationsdiabetes betroffen?*
    • Gab es bei früheren Geburten ein Kind mit einem Geburtsgewicht über 4.000 g?*
    • Gab es Schwangerschaftskomplikationen (z. B. Frühgeburt, Präeklampsie)?*
    • Wurde bei Ihnen jemals eine Adipositas (BMI > 30) diagnostiziert?
  • Schwangerschaftsanamnese und Geburten:
    • Wie viele Schwangerschaften und Geburten hatten Sie bisher?
    • Gab es Fehl- oder Totgeburten?
    • Wurde Ihr Kind bei früheren Geburten überdurchschnittlich groß oder schwer geboren?

Medikamentenanamnese

  • Antipsychotika (Quetiapin, Olanzapin) – Fortsetzung einer Behandlung mit Quetiapin oder Olanzapin während der Schwangerschaft könnte das Risiko auf einen Gestationsdiabetes erhöhen: Quetiapin stieg die Häufigkeit von 4,1 auf 7,1 %, bei Olanzapin von 4,7 auf 12,0 %; relative Zunahme des Risikos auf einen Gestationsdiabetes um 28 % für Quetiapin und um 61 % für Olanzapin [1]
  • Hormone
    • Glucocorticoide

* Falls diese Frage mit "Ja" beantwortet worden ist, ist ein sofortiger Arztbesuch erforderlich! (Angaben ohne Gewähr)

Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.

Literatur

  1. Park Y et al.: Continuation of Atypical Antipsychotic Medication During Early Pregnancy and the Risk of Gestational Diabetes. American Journal of Psychiatry Published online: May 07, 2018 https://doi.org/10.1176/appi.ajp.2018.17040393