Augenliderkrankungen – Einleitung

Augenliderkrankungen treten häufig im Rahmen von Augenerkrankungen auf, können aber auch verletzungs- oder altersbedingt sein (s. u. “Differentialdiagnosen“).

Synonyme und ICD-10: Augenlidprobleme; ICD-10-GM H02.-: Sonstige Affektionen des Augenlides

Augenlider dienen dem Schutz und der Pflege der Augen.

Formen von Liderkrankungen

  • Blepharitis: Eine häufige Entzündung der Augenlider, die durch bakterielle Infektionen, eine Dysfunktion der Meibom-Drüsen oder Hauterkrankungen wie Rosazea oder Seborrhoe verursacht werden kann. Symptome umfassen Rötung, Schwellung, Jucken, Brennen und Schuppenbildung am Lidrand.
  • Hordeolum (Gerstenkorn): Eine akute Entzündung der Drüsen des Augenlids, oft eitrig, die plötzlich auftritt. Symptome sind typischerweise eine schmerzhafte, rote Schwellung am Lidrand oder innerhalb des Lides.
  • Chalazion (Hagelkorn): Eine chronische, meist schmerzlose Schwellung des Augenlides, verursacht durch eine Verstopfung der Meibom-Drüsen. Es bildet sich langsam und präsentiert sich als fester Knoten am Augenlid.
  • Ptosis (Herabhängen des Oberlids): Ein Herabsinken des oberen Augenlides, das durch muskuläre oder neurologische Probleme verursacht wird. Dies kann die Sehfähigkeit beeinträchtigen und führt oft zu einem müden Aussehen.
  • Entropium: Eine Einwärtsdrehung des Augenlides, die dazu führt, dass Wimpern und Haut das Auge reiben, was Reizungen und Beschwerden verursacht.
  • Ektropium: Eine Auswärtsdrehung des Augenlides, die zu übermäßiger Trockenheit und Exposition der inneren Lidauskleidung gegenüber Umwelteinflüssen führt.
  • Dermatochalasis: Ein altersbedingter Hautüberschuss am oberen oder unteren Augenlid, der das Sehfeld einschränken kann und oft kosmetisch störend wirkt.
  • Tumoren der Augenlider: Diese können gutartig oder bösartig sein und variieren in ihrer Erscheinung von kleinen Knötchen bis zu großen Wucherungen, die das Lid verformen und die Funktion beeinträchtigen können.
  • Xanthelasmen: Gelbliche, flache oder leicht erhabene Fettablagerungen, die häufig an den Augenlidern auftreten. Sie sind häufig symmetrisch und treten meist im medialen Augenwinkel auf. Xanthelasmen können ein Hinweis auf erhöhte Blutfettwerte sein, sind aber in vielen Fällen harmlos.

Verlauf und Prognose

Hier sind einige häufige Augenliderkrankungen und deren spezifische Verläufe und Prognosen:

Blepharitis

  • Verlauf: Blepharitis verläuft meist chronisch und kann wiederkehrend sein. Symptome wie Rötung, Schwellung und Juckreiz treten häufig auf.
  • Prognose: Mit regelmäßiger Lidrandhygiene und geeigneter Behandlung (z. B. antibiotische Salben) lässt sich die Erkrankung gut kontrollieren. Eine vollständige Heilung ist jedoch selten, und die Betroffenen müssen oft lebenslang auf ihre Lidpflege achten.

Hordeolum

  • Verlauf: Ein Hordeolum ist eine akute, eitrige Entzündung der Drüsen des Augenlides, die meistens innerhalb weniger Tage bis Wochen spontan abheilt oder unter antibiotischer Behandlung zurückgeht.
  • Prognose: Die Prognose ist gut, die Entzündung heilt in der Regel ohne Komplikationen aus. In seltenen Fällen kann ein Hordeolum chronisch werden und sich zu einem Chalazion (Hagelkorn) entwickeln.

Chalazion

  • Verlauf: Ein Chalazion entwickelt sich langsam und kann Wochen bis Monate bestehen bleiben. Es handelt sich um eine chronische Entzündung der Meibom-Drüsen.
  • Prognose: Ein Chalazion kann sich spontan zurückbilden, häufig ist jedoch eine chirurgische Entfernung notwendig. Die Prognose ist gut, obwohl Chalazien wiederkehren können.

Ptosis

  • Verlauf: Ptosis kann angeboren oder erworben sein. Der Verlauf ist abhängig von der Ursache, die von muskulären Problemen bis zu neurologischen Erkrankungen reichen kann.
  • Prognose: Die Prognose hängt von der Ursache ab. In vielen Fällen kann eine chirurgische Korrektur das Problem beheben. Bei neurologischen Ursachen muss die Grunderkrankung behandelt werden.

Entropium und Ektropium 

  • Verlauf: Beide Zustände können chronisch und fortschreitend sein und zu Reizungen, Tränenfluss und Infektionen führen.
  • Prognose: Die chirurgische Korrektur bietet in den meisten Fällen eine gute Prognose und Linderung der Symptome.

Dermatochalasis 

  • Verlauf: Der Hautüberschuss entwickelt sich meistens langsam und ist altersbedingt.
  • Prognose: Eine Blepharoplastik (chirurgische Entfernung von überschüssiger Haut) kann das Problem effektiv beheben. Die Prognose nach der Operation ist in der Regel ausgezeichnet.

Tumoren der Augenlider

  • Verlauf: Tumoren können gutartig oder bösartig sein. Der Verlauf hängt von der Art und dem Stadium des Tumors ab.
  • Prognose: Gutartige Tumoren haben nach Entfernung eine exzellente Prognose. Bei bösartigen Tumoren ist die Prognose von der frühen Diagnose und vollständigen Entfernung abhängig. Regelmäßige Kontrollen sind notwendig.

Xanthelasmen

  • Verlauf: Entwickeln sich langsam und bleiben meistens konstant.
  • Prognose: Xanthelasmen sind in der Regel harmlos, können jedoch kosmetisch störend sein. Eine Behandlung ist nicht immer erforderlich, es sei denn, sie verursachen Beschwerden oder sind ästhetisch unerwünscht. Sie können chirurgisch oder mittels Laser entfernt werden, wobei Rückfälle möglich sind. Eine Abklärung von Blutfettwerten ist ratsam, um zugrunde liegende Hyperlipidämien (Fettstoffwechselstörungen) zu erkennen und zu behandeln.

Insgesamt ist es entscheidend, die genaue Ursache einer Augenliderkrankung zu diagnostizieren, um einen passenden Behandlungsplan zu erstellen und die bestmögliche Prognose zu erreichen. Regelmäßige augenärztliche Untersuchungen und frühzeitige Interventionen spielen eine wichtige Rolle in der erfolgreichen Behandlung und Vorbeugung von Komplikationen.