Ursachen
Calciumüberschuss (Hypercalcämie)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Calcium unterliegt einer Calcium-Homöostase, sodass die Calciumverteilung im Regelfall gewährleistet ist:

  • 98 % des Gesamt-Calciums befinden sich im Skelett
  • 2 % des Gesamt-Calciums befinden sich im Extrazellularraum (außerhalb der Körperzellen)
    • ca. 50 % ist freies oder ionisierte Calcium
    • ca. 45 % des Serumcalciums sind proteingebunden (davon 90 % an Albumin) 
    • 5 % liegen als komplexgebundenes Calcium vor

Der biologisch aktive Anteil ist das freie Calcium!

Ursachen einer Tumorhypercalcämie sind:

  • Hypercalcämie bei lokalen Osteolysen/osteolytische Knochenmetastasen (Knochenabbau; z. B. wg. maligner Neoplasien/bösartiger Neubildungen)
  • Humorale Hypercalcämie (PTHrP) [80 % der Fälle] – bedingt durch eine paraneoplastische Bildung von PTHrP (insb. bei  Plattenepithel- und Nierenzellkarzinomen; auch ohne Knochenmetastasen.
  • Hypercalcämie bei malignen Lymphomen (z. B. Morbus Hodgkin) – beruht auf der extrarenalen Sekretion von 1,25-Dihydroxycholecalciferol

An einer Tumorhypercalcämie sind folgende Faktoren beteiligt:

  • Prostaglandine der Gruppe E
  • PTH related Peptide (PTHrP)
  • IL-1, IL-6, 1,25(OH)2Vitamin D

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
    • Genetische Erkrankungen
      • Familiäre benigne hypocalciurische Hypercalcämie (FBHH) – seltene, autosomal-dominant vererbte Störung des Calcium-Haushalts, die durch eine inaktivierende Mutation des calciumsensitiven Rezeptors in Nebenschilddrüse und Nieren hervorgerufen wird; Hypercalcämie im Kindesalter; Labor: normale PTH-Konzentration, Hypermagnesiämie (Magnesiumüberschuss) und niedrige Urin-Calcium/Magnesium-Clearance

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Körperliche Aktivität
    • Immobilisation

Krankheitsbedingte Ursachen

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)

  • Familiäre benigne hypocalciurische Hypercalcämie (FBHH) – seltene, autosomal-dominant vererbte Störung des Calcium-Haushalts, die durch eine inaktivierende Mutation des calciumsensitiven Rezeptors in Nebenschilddrüse und Nieren hervorgerufen wird; Hypercalcämie im Kindesalter; Labor: normale PTH-Konzentration, Hypermagnesiämie (Magnesiumüberschuss) und niedrige Urin-Calcium/Magnesium-Clearance

Atmungssystem (J00-J99)

  • Berylliose – Lungenentzündung, die durch das Einatmen von Beryllium enthaltendem Staub oder entsprechenden Dämpfen verursacht wird. 

Blut, blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  •  Sarkoidose (M. Boeck)

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Calcium-Alkali-Syndrom (CAS; Synonym: Burnett-Syndrom) – Calcium-Stoffwechselstörung infolge eines Überangebotes an leicht resorbierbaren Alkalien (z. B. als Bicarbonate) und Calcium (z. B. über Milch)
  • Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion)
  • Hypervitaminose D
  • Hypomagnesiämie (Magnesiummangel)
  • Idiopathische Hypercalcämie im Kindesalter (Williamssyndrom, Entwicklungsstörung)
  • Metabolische Alkalose – stoffwechselbedingte Alkalose; Stoffwechselstörung, die sich durch eine Bicarbonaterhöhung oder durch den Verlust von Wasserstoff-Ionen auszeichnet
  • Milch-Alkali-Syndrom (Burnett-Syndrom) – Erkrankung, die durch ein Überangebot an Alkalien wie Milch und Calciumcarbonat bedingt ist; klinisches Bild: Nausea (Übelkeit)/ Erbrechen, Vertigo (Schwindelgefühl) und Ataxie (Gangstörung); Labordiagnostik: Alkalose mit Hypercalcämie (Kaliumüberschuss) ohne vermehrte Calciumausscheidung über den Urin und ohne Abfall des Phosphatgehalts im Blut; Hypercalcämie führt zu einer Kalzinose (Kalksalzablagerungen) der Bindehaut, der Hornhaut der Augen ("Bandkeratitis" der Lidspalte) und in den Nierentubuli mit der Gefahr einer Niereninsuffizienz (langsam fortschreitende Verringerung der Nierenfunktion)
  • Morbus Addison (Nebennierenrindeninsuffizienz) 
  • Primärer Hyperparathyreoidismus (pHPT) – primäre Erkrankung der Nebenschilddrüsen mit vermehrter Bildung von Parathormon und daraus resultierendem Calciumüberschuss [25 % der Fälle]; Ursachen sind:
    • Nebenschilddrüsenadenom (80 %)
    • Nebenschilddrüsenhyperplasie (15-20 %)
    • Nebenschilddrüsenkarzinom (ca. 1 %)
  • Thyreotoxikose (Hyperthyreose; Schilddrüsenüberfunktion)

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Herzrhythmusstörungen (Arrhythmien; Bradykardie)

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • AIDS [„acquired immunodeficiency syndrome“]
  • Candidiasis
  • Histoplasmose
  • Kokzidioidomykose
  • Tuberkulose

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Morbus Paget (Synonyme: Morbus Paget des Knochens) – Erkrankung des Skelettsystems mit Knochenumbau; Hypercalcämie hier ausschließlich bei Bettlägerigkeit aufgrund Immobilisierung
  • Rhabdomyolyse – Zerfall von Muskelfasern

Leber, Gallenblase und Gallenwege – Pankreas (Bauchspeicheldrüse) (K70-K77; K80-K87)

  • Obstipation (Verstopfung) 

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48) [Tumorhypercalcämie; 65 % der Fälle

  • Bronchialkarzinom (Lungenkrebs)
  • Lymphome z. B. Morbus Hodgkin (maligne Neoplasie (bösartige Neubildung) des lymphatischen Systems mit möglichen Befall weiterer Organe)
  • Mammakarzinom (Brustkrebs)
  • Metastasen, osteolytische (Tochtergeschwülste, die mit einer Osteolyse/Knochenauflösung einhergehen)
  • Monoklonale Gammopathie – Erkrankung, die mit einer Vermehrung monoklonaler Immunglobuline oder deren Teile (Leicht- oder Schwerketten) innerhalb der Gamma-Fraktion der Serumproteine einhergeht
  • Non-Hodgkin-Lymphome mit ektoper 1,25-Vitamin-D-Sekretion
  • Plasmozytom (multiples Myelom)
  • Prostatakarzinom (Prostatakrebs)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Akute Verwirrtheit
  • Delir

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Abnorme Gewichtsabnahmen
  • Anurie – fehlende Urinausscheidung (maximal 100 ml/24 h)
  • Müdigkeit
  • Nykturie – nächtliches Wasserlassen
  • Oligurie – verminderte Urinmenge mit einer Tageshöchstmenge von 500 ml

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Akutes Nierenversagen (ANV) bzw. Erholungsphase nach einem akuten Nierenversagen (ANV)

Medikamente

  • Calciumhaltige Antazida
  • Hormone
    • Antiöstrogene (Tamoxifen)
    • Parathormon-Analogon (Teriparatid)
  • Lithium
  • Thiazide (reduzieren die Ausscheidung von Calcium)
  • Vitamin-D-Supplemente/Vitamin-D-Analoga
  • Vitamin-A-Supplemente

Weiteres

  • Silikonimplantate
     
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