Von einer Hypercalcämie (Calciumüberschuss; Synonyme: Hypercalciämie; Hyperkalzämie; Hyperkalziämie; Hypercalcämie-Syndrom; ICD-10-GM E 83.5: Störungen des Kalziumstoffwechsels) spricht man, wenn bei einem Erwachsenen die Konzentration des Serum-Calciums über einen Wert von > 2,5 mmol/l steigt.
Bei einer milden Hypercalcämie liegt der Serum-Calcium-Wert bei 2,7-3,0 mmol/l und bei einer schweren Hypercalcämie bei > 3,0 mmol/l.
Eine besondere Form der Hypercalcämie ist die tumorinduzierte Hypercalcämie (TIH; Tumorhypercalcämie; tumorassoziierte Hypercalcämie). Diese geht einher mit einem Serum-Calcium-Wert > 3,5 mmol/l (= hypercalcämische Krise) und Symptomen wie Polyurie (vermehrte Harnausscheidung), Exsikkose (Austrocknung), Hyperpyrexie (extremes Fieber: höher als 41 °C), Herzrhythmusstörungen, Schwäche und Lethargie sowie Somnolenz (Benommenheit mit abnormer Schläfrigkeit bei erhaltener Ansprechbarkeit und Erweckbarkeit) bis hin zum Koma.
Geschlechterverhältnis: Frauen sind 3- bis 4-mal häufiger betroffen als Männer.
Häufigkeitsgipfel: Die Häufigkeit steigt mit dem Lebensalter; nach dem 60. Lebensjahr steigt die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) an.
Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei bei 1 % und bis zu 3 % der postmenopausalen Frauen [1, 2]. Bei hospitalisierten Patienten ist diese höher.
Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der Hypercalcämie ist in der Allgemeinbevölkerung nicht bekannt.
Verlauf und Prognose: Da die Calciumhomöostase sehr genau reguliert ist, sind Abweichungen von der Norm selten. Deshalb sollte jede Hypercalcämie abgeklärt werden!
Erste Symptome einer Hypercalcämie treten meist bei einem Gesamtserum-Calcium von > 2,8-2,9 mmol/l auf.
Beachte: Eine milde Hypercalcämie kann Hinweis auf einen primären Hyperparathyreoidismus (Nebenschilddrüsenüberfunktion mit vermehrter Bildung von Parathormon und daraus resultierendem Calciumüberschuss) sein (= häufigste Ursache in einer Hausarztpraxis; 25 % der Fälle einer Hypercalcämie).
In einer Klinik liegt im Falle einer Hypercalcämie in bis zu 65 % der Fälle ein Malignom vor. Die tumorassoziierte Hypercalcämie wird als Tumorhypercalcämie (tumorinduzierte Hypercalcämie, TIH) bezeichnet.
Verlauf und Prognose einer Hypercalcämie sind abhängig von der Art der Erkrankung.
Literatur
- Press DM, Siperstein AE, Berber E et al.: The prevalence of undiagnosed and unrecognized primary hyperparathyroidism: a population-based analysis from the electronic medical record. Surgery 2013; 154: 1232-8
- Marcocci C, Saponaro F: Epidemiology, pathogenesis of primary hyperparathyroidism: Current data. Ann Endocrinol (Paris) 2015; 76: 113-5 doi: 10.1016/j.ando.2015.03.015. Epub 2015 Apr 25.