Alkohol in der Stillzeit

Die Auswirkungen von Alkoholkonsum während der Stillzeit sind nicht so gut untersucht wie die während der Schwangerschaft.
Die Mehrheit der stillenden Frauen trinkt nur gelegentlich Alkohol. Zu beobachten ist, dass der Anteil an Frauen, die während der Stillzeit Alkohol trinken, mit dem Alter des neugeborenen Kindes ansteigt. So zeigte eine Studie, dass 30 % der stillenden Mütter von ein bis drei Monate alten Kindern, Alkohol tranken, während der Anteil der Alkohol trinkenden Mütter von sieben bis neun Monate alten Kindern schon auf 75 % angestiegen war [1].

Ethanol (Alkohol) gelangt in hohem Maße aus dem mütterlichen Blut in die Muttermilch (passive Diffusion). Die Konzentrationen des Ethanols im Blutplasma (Blutflüssigkeit) der Mutter und in der Muttermilch sind vergleichbar hoch. Die Natur hat es allerdings so eingerichtet, dass die mütterliche Resorptionsrate von Alkohol in der Stillzeit erniedrigt ist. Am höchsten ist die Konzentration in der Muttermilch ca. 30-60 Minuten nach dem Alkoholkonsum. Das Kind erreicht jedoch nur eine körpergewichtsbezogene Dosis von ca. 1 % der mütterlichen Dosis.
In den ersten zwei Lebensmonaten des Säuglings ist die Aktivität des wichtigsten alkoholabbauenden Enzyms, der Alkoholdehydrogenase, noch eingeschränkt. Trotzdem wird das Risiko für das Kind bei niedrigem bis moderatem Alkoholkonsum der Mutter als gering eingeschätzt [2, 3, 4, 5].

Negative Auswirkungen von Alkoholkonsum während der Stillzeit sind u. a.:

  • Verminderte Milchproduktion und verzögerter Milchspendereflex – Ethanol beeinträchtigt die Sekretion (Ausschüttung) der mütterlichen Hormone Oxytocin und Prolaktin, die Einfluss auf Milchbildung und -ausschüttung sowie den Milchspendereflex haben. Milchbildung und -ausschüttung werden vor allem durch hohe Alkoholmengen beeinträchtigt. In der Folge erhöht sich das Risiko für einen Milchstau. Bei geringem bis mäßigem Konsum tritt eine Verzögerung des Milchspendereflexes auf, die so lange anhält, wie Alkohol in der mütterlichen Blutbahn ist [5].
  • Möglicherweise wird der Schlaf des Säuglings durch einen hohen Alkoholkonsum negativ beeinflusst [4]. Auch kann es zu einer verminderten Saugfähigkeit kommen, einer erhöhten Gewichtszunahme und im schlimmsten Fall zu Vergiftungsanzeichen [5].
  • Gelegentlicher und maßvoller Alkoholkonsum führt in den ersten Stunden nach dem Trinken dazu, dass das Baby weniger Milch zu sich nimmt. Die Kinder können unruhiger und gereizter sein [5].
  • Ethanol ist mit einer verkürzten Gesamtstilldauer assoziiert [4].

Ein gelegentlicher, maßvoller Alkoholkonsum ist mit dem Stillen vereinbar. Nach dem Genuss sollte aber in jedem Fall eine Stillpause von zwei bis zweieinhalb Stunden eingehalten werden.
Um mögliche gesundheitsschädigende Auswirkungen durch Alkoholkonsum in der Stillzeit auszuschließen, sollten größere Mengen an Alkohol sowie regelmäßiges Trinken vermieden werden.

Weitere Informationen zum Thema „Alkoholkonsum“ finden Sie unter "Genussmittel" im Oberthema "Mikronährstoffmedizin".

Literatur

  1. Rebhan B, Kohlhuber M, Schwegler U, Koletzko B, Fromme H (2009): Rauchen, Alkoholkonsum und koffeinhaltige Getränke vor, während und nach der Schwangerschaft – Ergebnisse aus der Studie „Stillverhalten in Bayern“. Gesundheitswesen 71: 391-398
  2. Schaefer C, Spielmann H, Vetter K, Weber-Schöndorfer C (2012): Arzneimittel in Schwangerschaft und Stillzeit. Urban & Fischer, München, S 1-808
  3. Haastrup MB, Pottegard A, Damkier P (2014): Alcohol and breastfeeding. Basic Clin Pharmacol Toxicol 114: 168-173
  4. Schwegler U, Kohlhuber M, Roscher E et al. (2012): Alkohol in der Stillzeit – Eine Risikobewertung unter Berücksichtigung der Stillförderung. Bundesinstitut für Risikobewertung
  5. Anderson PO: Alcohol Use During Breastfeeding. Breastfeeding Medicine VOL. 13, NO. 5