Drohende Frühgeburt – Einleitung

Die „Drohende Frühgeburt“ (Synonyme: drohende Frühgeburt; drohende Wehen; Frühgeburtsbestrebung; frustrane Kontraktionen; Frustrane Kontraktionen; unnütze Wehen; vorzeitiger Geburtsbeginn) ist als Begriff einer Schwangerschaftskomplikation, obwohl allgemeingebräuchlich, im ICD als solche nicht aufgeführt. Sie ist zusammengefasst unter:

  • ICD-GM O47.-: Frustrane Kontraktionen [unnütze Wehen]
  • ICD-GM O47.0: Frustrane Kontraktionen vor 37 vollendeten Schwangerschaftswochen
  • ICD-GM O47.1: Frustrane Kontraktionen ab 37 oder mehr vollendeten Schwangerschaftswochen
  • ICD-GM O60.-: Vorzeitige Wehen und Entbindung. Wehenbeginn (spontan) vor 37 vollendeten Schwangerschaftswochen.
  • ICD-GM O60.0: Vorzeitige Wehen ohne Entbindung 
  • ICD-GM O60.1: Vorzeitige spontane Wehen mit vorzeitiger Entbindung

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der Frühgeburt beträgt in Deutschland ca. 9 %. Im europäischen Vergleich ist sie hoch (die niedrigste Inzidenzrate in Europa hat Finnland mit 5,5 %, gefolgt von Schweden mit 5,9 % und Norwegen mit 6,0 % (WHO-Bericht 1990)). In einigen afrikanischen Staaten wie z. B. Malawi, Kongo, Simbabwe, Mosambik liegt sie zwischen 16 % und 18 %. Seit vielen Jahren ist die Rate an Frühgeburten gleich geblieben, lediglich die Zahl der extremen Frühgeburten < 28 Schwangerschaftswochen (SSW) ist mit etwa 65 % stark angestiegen. Die Ursachen sind bisher nicht genau bekannt. Unter anderem werden die Zunahme von Mehrlingsschwangerschaften, das steigende Alter der Schwangeren und die Zunahme von Erkrankungen, insbesondere des Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) diskutiert.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Die „Drohende Frühgeburt“ kann unterschiedlich verlaufen und hängt stark vom Schwangerschaftsalter ab. Häufig beginnt sie mit vorzeitigen Wehen, die als regelmäßige Kontraktionen der Gebärmutter auftreten und auf eine bevorstehende Geburt hindeuten können. Die Diagnose wird gestellt, wenn diese Wehen vor der 37. Schwangerschaftswoche auftreten.

Die Inzidenz der Frühgeburt beträgt in Deutschland ca. 9 %. Im europäischen Vergleich ist sie hoch, während sie in einigen afrikanischen Staaten wie Malawi, Kongo, Simbabwe und Mosambik zwischen 16 % und 18 % liegt.

Verlaufskomplikationen können unter anderem sein:

  • Vorzeitiger Blasensprung: Kann zu einem Verlust des Fruchtwassers führen und das Risiko für Infektionen erhöhen.
  • Cervixinsuffizienz: Die Schwäche des Gebärmutterhalses kann zu einer frühzeitigen Öffnung führen.
  • Infektionen: Können vorzeitige Wehen auslösen und das Risiko für Komplikationen erhöhen.
  • Plazentainsuffizienz: Die unzureichende Versorgung des Fötus mit Nährstoffen und Sauerstoff kann das Wachstum des Fötus beeinträchtigen.

Seit vielen Jahren ist die Rate an Frühgeburten insgesamt gleich geblieben, jedoch ist die Zahl der extremen Frühgeburten vor der 28. Schwangerschaftswoche stark angestiegen. Die Ursachen hierfür sind bisher nicht genau bekannt, es werden jedoch die Zunahme von Mehrlingsschwangerschaften, das steigende Alter der Schwangeren und die Zunahme von Erkrankungen wie Gestationsdiabetes (GDM; Schwangerschaftsdiabetes) diskutiert.

Prognose

Die Prognose einer drohenden Frühgeburt hängt in erster Linie vom Schwangerschaftsalter und damit von der Reife des Kindes ab.

  • Extrem frühe Frühgeburten vor der 28. Schwangerschaftswoche: Diese sind mit einer besonders hohen Letalität (Sterblichkeit) verbunden. Etwa 77 % der gesamten perinatalen Mortalität (Zahl der Todesfälle von Säuglingen im Alter von weniger als 7 Tagen und der Todesfälle von Föten im Alter von ≥ 28 Schwangerschaftswochen pro 1.000 Lebendgeburten) in Deutschland sind auf Frühgeburten zurückzuführen.
  • Komplikationen: Je früher die Geburt erfolgt, desto höher ist das Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie Atemprobleme (RDS), Infektionen, neurologische Beeinträchtigungen, Ernährungsprobleme und langfristige Entwicklungsstörungen.
  • Langzeitfolgen: Spätfolgen können Lernschwierigkeiten, Verhaltensprobleme und motorische Defizite umfassen.

Trotz dieser Risiken können Fortschritte in der neonatologischen Intensivmedizin die Überlebensrate und die Lebensqualität vieler Frühgeborener erheblich verbessern. Insbesondere die Verabreichung von Steroiden zur Beschleunigung der Lungenreifung und spezialisierte intensivmedizinische Betreuung haben die Prognose für extrem frühgeborene Kinder verbessert.

Eine frühzeitige Erkennung und Behandlung der drohenden Frühgeburt, die Betreuung in spezialisierten Perinatalzentren sowie eine umfassende Nachsorge sind entscheidend, um die bestmöglichen Ergebnisse für Mutter und Kind zu erzielen. Die langfristige Betreuung und Förderung der Kinder durch multidisziplinäre Teams aus Ärzten, Therapeuten und Pädagogen ist ebenfalls von großer Bedeutung, um die Entwicklung und Lebensqualität der betroffenen Kinder zu optimieren.

Literatur

  1. Schleußner E.: Drohende Frühgeburt: Prävention, Diagnostik und Therapie. Dtsch Arztebl Int 2013; 110 (13): 227-36. doi: 10.3238/arztebl. 2013. 0227
  2. WHO: Born Too Soon. The Global Action Report on Preterm Birth. World Health Organization 2012.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Vorzeitiger Blasensprung, Empfehlungen zum Vorgehen beim .... (AWMF-Registernummer: 015 - 029), Juni 2006 Langfassung
  2. ACOG Guidelines on Premature Rupture of Membranes. Am Fam Physician. 2008 Jan 15; 77 (2): 245-246
  3. RCOG Guidelines (Royal College of Obstetricians and Gynaecologists): Green-top Guideline No. 44. November 2006 (Minor amendment October 2010).
  4. S2k-Leitlinie: Sepsis bei Neugeborenen – frühe Form – durch Streptokokken der Gruppe B, Prophylaxe. (AWMF-Registernummer: 024 - 020), März 2016 Langfassung
  5. S2k-Leitlinie: Prävention und Therapie der Frühgeburt. (AWMF-Registernummer: 015 - 025), Oktober 2022 Langfassung