Weitere Therapie
Nierenzellkarzinom (Hypernephrom)

Allgemeine Maßnahmen

  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum) – fünf Jahre nach Rauchstopp: zu diesem Zeitpunkt lebten noch 85 % Patienten der Nicht-mehr-Raucher und 61 % der weiterhin Rauchenden. Das progressionsfreie Überleben (Zeit von der zufälligen Zuteilung in einer klinischen Studie bis zum Fortschreiten der Krankheit oder zum Tod aufgrund beliebiger Ursache) fiel mit 80% vs. 57% ebenfalls zugunsten des Rauchstopps aus. Auch das progressionsfreien Überleben war besser zugunsten des Raucherstopps: 80 % versus 57 %. Die Aufgabe des Rauchens reduzierte die Gesamtsterblichkeit (Gesamtsterberate) um 49 % und das progressionsfreien Risiko um 55 % [4].
  • Begrenzter Alkoholkonsum (Männer: max. 25 g Alkohol pro Tag; Frauen: max. 12 g Alkohol pro Tag)
  • Normalgewicht anstreben bzw. erhalten! 
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • Unterschreitung der BMI-Untergrenze (ab dem 45. Lebensjahr: 22; ab dem 55. Lebensjahr: 23; ab dem 65. Lebensjahr: 24) → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Programm für Untergewichtige
    • BMI-Rechner – ermitteln Sie Ihren gesunden Gewichtsbereich! (Anzeige)
  • Vermeidung von Umweltbelastungen:
    • Schwermetallbelastung, vor allem Blei oder Cadmium werden diskutiert

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren [1]

Kryoablation und Radiofrequenzablation (RFA) können Patienten mit kleinen Nierentumoren und hoher Komorbidität (Begleiterkrankungen) und/oder begrenzter Lebenserwartung angeboten werden (Level of Evidenz: 2). Vor Einsatz ablativer Verfahren soll eine perkutane Nierentumorbiopsie erfolgen [1].

  • Kryotherapie: Die Kryotherapie bezeichnet die Verabreichung von Kälte an den Tumor. Dazu wird eine Kältesonde perkutan oder unter unmittelbarer optischer Kontrolle bei (laparoskopisch) freigelegter Niere in den Tumor eingebracht.
    Man kann das Verfahren laparoskopisch (per Bauchspiegelung) oder perkutan (durch die Haut) anwenden.
    Mögliche Komplikationen: perirenales Hämatom (Bluterguss um die Niere herum), Nervenläsionen, Unterkühlung, Ateminsuffizienz (Atemschwäche), Hämaturie (Blut im Urin, Blutung, Urinombildung, postoperativer Ileus (Darmverschluss durch Darmlähmung), sekundäre Ureterabgangsstenose (Harnleiterabgangsverengung), Pneumonie (Lungenentzündung), Tod.
  • Radiofrequenzablation (RFA): Bei der Radiofrequenzablation handelt es sich um ein lokales (örtliches) Verfahren, bei dem der Tumor durch Thermonekrose (Hitzezerstörung) zerstört wird. Die Hitze wird durch eine Sonde erzeugt, die zuvor mithilfe sonographischer Darstellung (unter Ultraschallsicht) in den Tumor eingeführt wurde.
    Mögliche Komplikationen: Flankenschmerzen, perirenales Hämatom, Ileus, Harnretention (Harnverhaltung), Hämaturie, Urinombildung (Ansammlung von Urin im Körper außerhalb des Harntrakts), Pneumonie, Blutung, neuropathische Schmerzen, Hydronephrose (Erweiterung des Nierenbeckens und/oder der Nierenkelche oder auch des Harnleiters durch eine Abflussstörung im Bereich der ableitenden Harnwege, die mittel- und langfristig zu einer Zerstörung des Nierengewebes führt), Urinfisteln, Tod.
  • Beachte: Obwohl es sich um minimalinvasive Verfahren handelt, wird die Komplikationsrate in der Literatur mit ca. bis 19 % angegeben.

Alle hier genannten Verfahren sowie die Methode des hochfokussierten Ultraschalls zählen nicht zu den Standardverfahren beim Nierenzellkarzinom. Zu ihren Vorteilen zählt die minimale Invasivität. Des Weiteren sind sie wiederholbar einzusetzen. 

Impfungen

Die nachfolgenden Impfungen sind angeraten:

  • COVID-19-Impfung
  • Grippe-Impfung
  • Herpes zoster-Impfung wg. Personen ≥ 50 Jahre bei erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge einer Grundkrankheit (hier: Tumorerkrankung)
  • Pneumokokken-Impfung
    Beachte: Immunsupprimierte sollten sequentiell mit dem 13-valenten Konjugatimpfstoff PCV13 und sechs bis zwölf Monate später mit dem 23-valenten Polysaccharidimpfstoff PPSV23 gegen Pneumokokken geimpft werden.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen fünf Jahre lang zur Früherkennung eines Rezidivs (Wiederauftreten der Erkrankung) [Beachte "Weitere Hinweise"]

Definition der Risikogruppen in der Nachsorge nach lokaler Operation eines Nierenzellkarzinoms [2]

Risikogruppe  Charakteristika 
low risk (niedriges Risiko) pT1a/b, cNO, cMO; G1-2
intermediate risk (mittleres Risiko) pT1a/b, cNO, cMO, G3; 
pT2, c/pNO, cMO, G1-2
apparative Therapie bzw. R1-Situation eines ansonsten Low-risk-Karzinoms
high risk (hohes Risiko) pT2, c/pNO, cMO, G3, pT3-4 und /oder pN+

Weitere Details siehe in der unten angegebenen Literatur [2].

Weitere Hinweise

  • Nach chirurgischer Therapie bei lokal begrenztem Nierenzellkarzinom wurde bei 2 % aller Patienten nach mehr als 60 Monaten ein Rezidiv (Wiederauftreten der Erkrankung) festgestellt, das entsprach ein Drittel aller Rezidive. Davon waren besonders häufig Patienten mit G1- und pT1a-Tumoren betroffen [3].

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der allgemeinen Erkenntnisse über die Ernährung bei einer Tumorerkrankung. Das bedeutet:
    • nur begrenzt energiereiche Lebensmittel verzehren
    • moderate Gesamtfettaufnahme
    • wenig rotes Fleisch (Schwein, Rind, Lamm, Kalb) und Wurstwaren
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • Verzehr von geräucherten und gepökelten Nahrungsmitteln reduzieren, denn diese enthalten Nitrat oder Nitrit als Bestandteil des Pökelsalzes. Bei deren Zubereitung entstehen Verbindungen (Nitrosamine), die Risikofaktor für verschiedene Tumorerkrankungen sind.
    • auf schadstoffbelastete Lebensmittel wie Innereien und Wildpilze verzichten
    • keine angeschimmelten Lebensmittel essen
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Ernährung reich an:
      • Vitaminen (A, C, D, E, Folsäure)
      • Mineralstoffen
      • Spurenelementen (Selen, Zink)
      • Omega-3-Fettsäuren
      • Sekundären Pflanzenstoffen (z. B. Carotinoide, Polyphenole)
      • probiotischen Lebensmitteln (ggf. Nahrungsergänzungsmittel mit probiotischen Kulturen)
    • Da die Erkrankung mit Entzündungsprozessen einhergeht, sollten Erkenntnisse in Bezug auf eine antiinflammatorische (entzündungshemmende) Ernährung auch Grundlage der Ernährung bei einem Nierenzellkarzinom sein. Siehe unter Ernährung bei „Subklinische Inflammation“.
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns. 

Sportmedizin

  • Ausdauertraining (Cardiotraining) und Krafttraining (Muskeltraining)
    • Generell kann ein Ausdauertraining auf einem Fahrradergometer empfohlen werden, das nach dem Prinzip des Intervalltrainings durchgeführt wird. Das heißt, dass sich Belastungsphasen von 1 bis 3 Minuten Dauer mit Ruhephasen von ebenfalls 1 bis 3 Minuten Dauer abwechseln. Das Training sollte bei etwa 80 % der maximalen Herzfrequenz insgesamt 30 Minuten durchgeführt werden; Trainingshäufigkeit 5-mal pro Woche. 
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Psychotherapie

  • Ggf. Stressmanagement
  • Detaillierte Informationen zur Psychosomatik (inkl. Stressmanagement) erhalten Sie von uns.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de
  • Krebsinformationsdienst KID, telefonischer Krebsinformationsdienst am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg
    Mo-Fr 8-20.00; in türkischer Sprache Di, Mi, Don 18-20.00. Telefon: 06221-410121
  • Deutsche Krebshilfe e. V.
    Thomas-Mann-Str.40, Postfach 1467, 53111 Bonn
    Telefon: 0228-72990-0, Fax: 0228-72990-11, E-Mail: deutsche@krebshilfe.de, Internet: www.krebshilfe.de
  • Deutsche Krebsgesellschaft und ihre Landesverbände, Deutsche Krebsgesellschaft e. V.
    Paul-Ehrlich-Straße 41, 60596 Frankfurt/M.
    Telefon: 069-6300960

Literatur

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 043-017OL), Februar 2023 Kurzfassung Langfassung
  2. Doehn C et al.: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms Dtsch Arztebl Int 2016; 113(35-36): 590-6; doi: 10.3238/arztebl.2016.0590
  3. Frees SK et al.: Risk-adjusted proposal for > 60 months follow up after surgical treatment of organ-confined renal cell carcinoma according to life expectancy. Int J Urol 2018; https://doi.org/10.1111/iju.13882
  4. Sheikh M et al.: Smoking Cessation After Diagnosis of Kidney Cancer Is Associated With Reduced Risk of Mortality and Cancer Progression: A Prospective Cohort Study. J Clin Oncol 2023; https://doi.org/10.1200/JCO.22.02472

Leitlinien

  1. Rieger CT et al.: Anti-infective vaccination strategies in patients with hematologic malignancies or solid tumors—Guideline of the Infectious Diseases Working Party (AGIHO) of the German Society for Hematology and Medical Oncology (DGHO). Annals of Oncology, Volume 29, Issue 6, 1 June 2018, Pages 1354-365. doi.org/10.1093/annonc/mdy117
  2. S3-Leitlinie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Nierenzellkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 043-017OL), Februar 2023 Kurzfassung Langfassung
     
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