Ursachen
Chronische Nierenschwäche (Chronische Niereninsuffizienz)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Eine progrediente (fortschreitende) Einschränkung der Nierenfunktion führt dazu, dass zur Aufrechterhaltung der Restfunktion in den Glomeruli (Nierenkörperchen; Teil der Blut-Harn-Schranke) ein gesteigerter Druck aufgebaut werden muss. Dazu wird über eine Erhöhung des Angiotensin II (Gewebshormon, das eine Schlüsselposition in dem für die Aufrechterhaltung des Blutdrucks und des Wasserhaushaltes zuständigen Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS) einnimmt) eine Hypertrophie (Größenzunahme) der Glomeruli induziert. Durch das Angiotensin II kommt es jedoch gleichzeitig zu einer vermehrten glomerulären Permeabilität (Durchlässigkeit), die wiederum zu einer Proteinurie (erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) führt. Die Proteinurie führt zu einer weiteren Glomerulosklerose (chronische Erkrankung der Niere, die mit Vernarbungen (Sklerose) der Kapillarschlingen des Nierenkörperchen (Glomerulum) einhergeht). 

Beachte: Die 500-50-50-Regel beschreibt das Risiko medikamenteninduzierter Nierenschäden (nephrotoxische Medikamente; s. u.) wie folgt: ca. 500 essentielle Arzneimittel werden zu 50 Prozent renal eliminiert und 50 Prozent der Menschen über 70 Jahre sind niereninsuffizient.

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung durch Eltern, Großeltern
    • Genetische Erkrankungen/Missbildungen
      • Alport-Syndrom (auch progressive hereditäre Nephritis genannt) – genetische Erkrankung mit sowohl autosomal-dominantem als auch autosomal-rezessivem Erbgang, mit fehlgebildeten Kollagenfasern, die zur Nephritis (Nierenentzündung) mit fortschreitender Niereninsuffizienz (Nierenschwäche), Innenohrschwerhörigkeit und verschiedenen Augenerkrankungen wie beispielsweise einen Katarakt (grauer Star) führen kann
      • Dysplastische Nieren (Fehlentwicklung der Nieren) (Erbgang: meist sporadisch)
      • Morbus Fabry (Synonyme: Fabry-Krankheit oder Fabry-Anderson-Krankheit) – X-chromosomal vererbte lysosomale Speicherkrankheit, die auf einem Defekt im Gen für das Enzym Alpha-Galaktosidase A beruht, die zu einer progredienten Akkumulation des Sphingolipids Globotriaosylceramid in den Zellen führt; mittleres Manifestationsalter: 3-10 Jahre; Frühsymptome: intermittierende Brennschmerzen, eine verminderte oder fehlende Schweißproduktion sowie gastrointestinale Probleme; unbehandelt kommt es im weiteren Verlauf zu einer zunehmenden Nephropathie (Nierenerkrankung) mit Proteinurie (erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) und fortschreitender Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) sowie einer hypertrophen Kardiomyopathie (HCM; Erkrankung des Herzmuskels, der durch eine Verdickung der Herzmuskelwände gekennzeichnet ist).
      • Harnwegsmissbildungen
      • Polyzystische Nierenerkrankungen – Nierenerkrankung aufgrund multipler Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume) in den NIeren
        • teils mit autosomal-dominantem wie auch autosomal-rezessivem Erbgang (s. u. Zystischer Nierenkrankheit)
      • Sichelzellenanämie (med.: Drepanozytose; auch Sichelzellanämie, engl.: sickle cell anemia) – genetische Erkrankung mit autosomal-rezessivem Erbgang, die die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) betrifft; sie gehört zur Gruppe der Hämoglobinopathien (Störungen des Hämoglobins; Bildung eines irregulären Hämoglobins, dem sogenannten Sichelzellhämoglobin, HbS)
  • Lebensalter – insb. durch persistierende Entzündung und zelluläre Seneszenz (Zellalterung)
  • Sozioökonomische Faktoren – niedriger sozioökonomischer Status

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Erhöhter Salzkonsum – Essen regelmäßig nachzusalzen, geht mit einem signifikant erhöhten Risiko einher, langfristig eine chronische Nierenerkrankung zu entwickel [15]
  • Genussmittelkonsum
    • Tabak (Rauchen)begünstigt das Fortschreiten einer Niereninsuffizienz
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) – HDL-Werte und glomeruläre Filtrationsrate nahmen mit steigendem BMI ab; die chronische Nierenerkrankung (definiert als geschätzte glomeruläre Filtrationsrate unter 60 ml/min/1,73 m2) wurde bei Untergewichtigen 2,6 Jahre später als bei Normalgewichtigen, dagegen wurde diese bei Übergewichtigen 1,1 und bei Adipösen 2,0 Jahre früher diagnostiziert [7]

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Abakterielle chronische interstitielle Nephritis – chronische Entzündung des Bindegewebes (Gewebe zwischen Glomeruli (Nierenkörperchen) und Tubuli) der Niere (immunologisch)
  • Akute Nierenschädigung (engl.: acute kidney injury (AKI)) [eigenständiger Risikofaktor]
  • Analgetikanephropathie (tubulo-interstitielle Nephropathie; s. u. Medikamente)
  • ANCA-assoziierten Vaskulitiden (AAV) – ANCA steht für anti-neutrophile cytoplasmatische Antikörper. ANCA-assoziierte Vaskulitiden sind Systemerkrankungen, das heißt, sie können annähernd alle Organsysteme befallen
  • Amyloidose – extrazelluläre ("außerhalb der Zelle") Ablagerungen von Amyloiden (abbauresistente Proteine), die u. a. zu einer Kardiomyopathie (Herzmuskelerkrankung), Neuropathie (Erkrankung des peripheren Nervensystems) und Hepatomegalie (Lebervergrößerung) führen können.
  • Anorexia nervosa (Magersucht) 
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED: Colitis ulcerosa, Morbus Crohn) – in den folgenden 10 Jahren Entwicklung einer CKD mit einer Wahrscheinlichkeit von mehr als 10 % [13].
  • Chronische tubulo-interstitielle Nierenerkrankungen (TIN)
  • Diabetische Nephropathie (Synonym: diabetesassoziierte Nephropathie (DNP)) – Folgeerkrankung des Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), bei der die Nieren durch Mikroangiopathie (Gefäßveränderungen, die kleinen Gefäße betreffend) geschädigt werden (ca. 30-40 % der Diabetiker weisen eine Nephropathie auf)
  • Glomerulonephritiden – Nierenerkrankungen mit Entzündung der Glomeruli (Nierenkörperchen) (diffuse, fokale oder rapid progressive Glomerulonephritis, fokal-segmentale Glomerulosklerose, membranöse Glomerulonephritis, Minimal-change-Glomerulonephritis)
  • Hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS) – Trias aus mikroangiopathischer, hämolytischer Anämie (MAHA; Form der Blutarmut, bei der die Erythrozyten (rote Blutkörperchen) zerstört werden), Thrombozytopenie (krankhafte Verminderung der Thrombozyten/Blutplättchen) und akuter Nierenfunktionseinschränkung (acute kidney injury, AKI); meist bei Kindern im Rahmen von Infektionen auftretend; häufigste Ursache des akuten, dialysepflichtigen Nierenversagens im Kindesalter
  • HIV-Nephropathie – Nierenerkrankung durch die HIV-Infektion
  • Hypertonie (Bluthochdruck) bzw. hypertensive Nephropathie (bluthochdruckbedingte Nierenerkrankung) – nephrologische Fachverbände schätzen, dass ein chronisches Nierenversagen in Deutschland zu 24 Prozent auf den Bluthochdruck zurückzuführen ist
  • Hyperurikämie (Gicht)
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen (engl. cardiovascular disease, CVD) – im ersten drei Monaten nach Diagnose einer CVD ist das Risiko für eine terminale Niereninsuffizienz bis um den Faktor 100 erhöht; erst drei Jahre später normalisiert sieht sich das Risiko, dass eine Dialyse oder Nierentransplantation notwendig wird; besonders gefährdet sind Personen mit Herzinsuffizienz/Herzschwäche (Risiko in den ersten drei Monaten am höchsten) [14].
  • Kollagenosen (Gruppe von Bindegewebserkrankungen, die durch Autoimmunprozesse bedingt sind) – systemischer Lupus erythematodes (SLE), Polymyositis (PM) bzw. Dermatomyositis (DM), Sjögren-Syndrom (Sj), Sklerodermie (SSc) und Sharp-Syndrom ("mixed connective tissue disease", MCTD)
  • Leukämie (Blutkrebs)
  • Nephrolithiasis (Nierensteinleiden), rezidivierende
  • Obstruktive Nephropathien – Nierenerkrankungen aufgrund von Verengungen oder Verschlüssen der ableitenden Harnwege
  • Paraproteinämie – Proteine aus unkontrolliert vermehrten Zellen treten bei verschiedenen Erkrankungen wie dem Plasmozytom (bösartige Systemerkrankung) vermehrt im Blut auf (z. B. Morbus Waldenström/Makroglobulinämie Waldenström)
  • Polyzystische Nierenerkrankungen – Nierenerkrankungen, die durch das Vorkommen vieler Zysten (flüssigkeitsgefüllte Hohlräume) gekennzeichnet sind
  • Polyzythämie – krankhafte Vermehrung von Blutzellen (insbesondere betroffen sind Erythrozyten, in geringerem Maße auch Thrombozyten und Leukozyten); stechender Juckreiz nach Kontakt mit Wasser (Aquagener Pruritus)
  • Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung)
  • Systemischer Lupus erythematodes (SLE) – Systemerkrankung, die die Haut und das Bindegewebe der Gefäße betrifft und so zu Vaskulitiden (Gefäßentzündungen) zahlreicher Organe wie Herz, Nieren oder Gehirn führt
  • Vaskuläre Nephropathie – Nierenerkrankung aufgrund von Veränderungen an den Nierengefäßen, meist Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)

Labordiagnosen – Laborparameter, die als unabhängige Risikofaktoren gelten

  • Hypercalcämie (Calciumüberschuss)
  • Hypercholesterinämie (LDL-Cholesterin-Anstieg)
  • Hyperurikämie – zu hohe Harnsäurewerte im Blut
  • Magnesiumspiegel – Patienten mit einem Serum-Magnesium unter 1,8 mg/dl (0,79 mmol/l) hatten ein um 61 % höheres Mortalitätsrisiko (Sterberisiko) als Patienten mit Werten über 2,2 mg/dl (0,90 mmol/l) [1]

Medikamente (nephrotoxische – nierenschädigende – Arzneimittel/nephrotoxische Medikamente)

  • ACE-Hemmer (Benazepril, Captopril, Cilazapril, Enalapril, Fosinopril, Lisinopril, Moexipril, Peridopril, Quinapril, Ramipril, Spirapril) und AT1-Rezeptorantagonisten (Candesartan, Eprosartan, Irbesartan, Losartan, Olmesartan, Valsartan, Telmisartan) (akut: Abnahme der glomerulären Filtrationsrate (GFR), verbunden mit einem Kreatinin-Anstieg: ACE-Hemmer ebenso wie AT1-Rezeptorantagonisten heben die Vasokonstriktion (Gefäßverengung) im Vas efferens auf, und es resultieren ein Abfall der GFR und ein Kreatinin-Anstieg im Serum. Bis 0,1 bis 0,3 mg/dl ist dies in der Regel tolerierbar.
    Bei einer hämodynamisch relevanten Nierenarterienstenose (bei Patienten mit Atherosklerose/Arteriosklerose nicht selten) wird die GFR aber ausgeprägt Angiotensin-II-abhängig eingeschränkt, und die Gabe eines ACE-Hemmers oder AT1-Rezeptorantagonisten kann ein akutes Nierenversagen (ANV) zur Folge haben!)
  • Angiotensinrezeptor-Neprilysin-Antagonisten (ARNI) – duale Wirkstoffkombination: Sacubitril/Valsartan
  • Allopurinol
  • Antiphlogistische und antipyretische Analgetika (Non-steroidal anti-inflammatory drugs (NSAID), nichtsteroidale Entzündungshemmer) bzw. Nicht-Steroidale Antirheumatika (NSAR)
    • Nachteilige Auswirkungen auf die Nierenfunktion vor allem bei älteren Menschen und Patienten mit vorgeschädigter Niere oder entsprechenden Risikofaktoren.
      Auch jüngere, körperlich aktive Erwachsene haben bei häufiger NSAR-Einnahme (> 7 definierte Tagesdosen NSAR pro Monat) ein erhöhtes Risiko für akute und chronische Nierenschäden [9].
      NSAR-abhängiges Risiko für Nierenschäden waren noch höher bei: BMI ≥ 30, Hypertonie oder Diabetes mellitus oder männliches Geschlecht [9].
    • Achtung: Die Kombination eines Diuretikums, eines RAS-Blockers und eines NSAR ist mit einem signifikanten Risiko einer akuten Nierenschädigung assoziiert [4].
    • Nicht-Steroidale Antirheumatika (NSAR):
      • Acetylsalicylsäure (ASS)
      • Diclofenac
      • Ibuprofen/Naproxen
      • Indometacin
      • Nichtsaure Analgetika [keine Nephrotoxizität] 
        • Metamizol (Novaminsulfon) ist ein Pyrazolon-Derivat und Analgetikum aus der Gruppe der nichtsauren Nichtopioid-Analgetika (höchste analgetische und antipyretische Wirkung. Nebenwirkungen: Kreislaufschwankungen, Überempfindlichkeitsreaktionen, sowie sehr selten eine Agranulozytose. [Erwähnung wegen oben genannter Kombination; keine Nephrotoxizität, nur geringe renale Elimination]
        • Paracetamol/Acetaminophen [Erwähnung wegen oben genannter Kombination; keine Nephrotoxizität, keine renale Elimination]
      • Phenacetin (Phenacetin-Nephritis)
      • Selektive COX-2-Hemmer wie Rofecoxib, Celecoxib (Nebenwirkungen: verringerte Natrium- und Wasserausscheidung, Blutdruckanstieg sowie periphere Ödeme. Damit einher geht in der Regel eine Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss)!)
  • Antibiotika
    • Aminoglycosidantibiotika (Aminoglykoside) – Amikacin, Gentamycin (Gentamicin), Netilmicin, Streptomycin, Tobramycin, Vancomycin
    • Ampicillin (Gruppe der β-Lactam-Antibiotika)
    • Cephalosporine (Cefotaxim, Cefotiam, Cefuroxim)
    • Amoxicillin
    • Carbenicillin
    • Ethambutol (Tuberkulostatikum)
    • Fenoprofen
    • Glykopeptidantibiotika (Vancomycin) – insb. Piperacillin reduziert die Vancomycin-Clearance
    • Gyrasehemmer (extrem selten: akute interstitielle Nephritis nach Ciprofloaxin, Ofloxacin und Norfloxacin) 
    • Lincosamid-Antibiotika (Clindamycin)
    • Methicillin (penicillinasefestes Penicillin)
    • Oxacillin
    • Rifampicin (bakterizides Antibiotikum aus der Gruppe der Ansamycine)
    • Sulfonamide wie Sulfadiazin, Cotrimoxazol (feste Kombination aus: Trimethoprim + Sulfamethoxazol)
    • Tetracycline (Doxycyclin)
  • Antimykotika
    • Polyene (Amphotericin B, Natamycin)
  • Chloralhydrat
  • Diuretika
    • Thiaziddiuretika (Hydrochlorothiazid (HCT), Benzthiazid, Clopamid, Chlortalidon (CTDN), Chlorothiazid, Hydroflumethiazid, Indapamid, Methyclothiazid, Metolazon, Polythiazid und Trichlormethiazid, Xipamid) + ältere Patienten: Rückgang der GFR um mehr als 25 % [3]
    • Die Kombination eines Diuretikums, eines RAS-Blockers und eines NSAR ist mit einem signifikanten Risiko einer akuten Nierenschädigung assoziiert [4].
  • Colchicin
  • D-Penicillamin
  • Gold – Natriumaurothiomalat, Auranofin
  • Immunsuppressiva – Ciclosporin (Cyclosporin A) – insb. Ciprofloxacin plus Ciclosporin A 
  • Interferon
  • Kolloidale Lösung mit Hydroxethylstärke
  • Kontrastmittel – Bedeutung haben hier insbesondere gadoliniumhaltige Magnetresonanztomographie (MRT)-Kontrastmittel, die zu einer nephrogenen systemischen Fibrose (NSF) führen können. Besonders betroffen von NSF sind Patienten mit einer glomerulären Filtrationsrate (GFR) von weniger als 30 ml/min. [CKD-Stadium 4]; jodhaltige Röntgenkontrastmittel; [erfordern bei Niereninsuffizienz ein prophylaktische Wässerung]
    EMA (Europäische Arzneimittelagentur): Kategorisierung von GBCAs (Gadolinium-basierten Kontrastmittel) bezüglich des NSF-Risikos (nephrogener systemischer Fibrose), auf der Grundlage der thermodynamischen und kinetischen Eigenschaften [5]: 
    • Hohes Risiko: Gadoversetamid, Gadodiamid (linear/nicht-ionische Chelate) Gadopentetat-Dimeglum (linear/ionisches Chelat)
    • Mittleres Risiko: Gadofosveset, Gadoxetsäure-Dinatrium, Gadobenat-Dimeglumin (linear/ionische Chelate)
    • Niedriges Risiko: Gadoterat-Meglumin, Gadoteridol, Gadobutrol (makrozyklische Chelate)
  • Lithium (Nephrotoxizität bei der Langzeittherapie)
  • Onkologische Therapie
    • Immuntherapie – Checkpoint-Inhibitoren (monoklonale Antikörper), Bevacizumab (VEGF-Antikörper), Trastuzumab (HER2-Antikörper) – Nivolumab (PD-1-Antikörper)
    • Zielgerichtete Therapien – "Targeted therapies", Everolimus (mTOR-Inhibitor), Imatinib (Tyrosinkinaseinhibitor), Vemurafenib (Serin‑/Threoninkinaseinhibitor)
    • Zytostatika – Carboplatin, Cisplatin, Cyclophosphamid, Gemcitabin, Iphosphamid (Ifosfamid), Melphalan, Methotrexat (MTX), Mitomycin C, Platin (Cisplatin)
  • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker)
    • "Atherosclerosis Risk in Communities" (ARIC)10-jährige PPI-Anwendung: Erkrankungsrate der chronischen Niereninsuffizienz bei Patienten mit PPI 11,8 %, ohne 8,5 %; Rate der Nierenschädigungen: 64 %; zwei Pillen am Tag führten signifikant häufiger zu Schäden: 62 % [6]
    • Geisinger-Health-System: Beobachtungszeit 6,2 Jahre; Erkrankungsrate der chronischen Niereninsuffizienz: 17 %; Rate der Nierenschädigungen: 31 %; zwei Pillen am Tag führten zu signifikant häufiger Schäden: 28 % [6].
    • In den folgenden fünf Jahren nach einer PPI-Einnahme trat signifikant häufiger ein chronisches Nierenversagen als bei Patienten, denen H2-Blocker verordnet wurden [8].
    • Analyse der Datenbank FAERS, in der die US-Arzneimittelbehörde FDA Meldungen zu unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) sammelt [10]:
      • Chronische Nierenerkrankungen: 28,4-fach, akute Nierenschäden: 4,2-fach, Nierenerkrankungen im Endstadium (Dialyse): 35,5-fach; unspezifische Nierenfunktionsstörungen: 8-fach häufiger
      • Elektrolytstörungen (Abweichungen einer oder mehreren Körperflüssigkeiten von der normalen Elektrolytkonzentration (Salzkonzentration)): Hypomagnesiämie (Magnesiummangel): 78,5-fach häufiger, Hypocalcämie (Calciummangel): 26-fach, Hypokaliämie (Kaliummangel): 6,3-fach, Hyponatriämie (Natriummangel): 2,2-fach häufiger
  • Rast-Blocker: Die Kombination eines Diuretikums, eines RAS-Blockers und eines NSAR ist mit einem signifikanten Risiko einer akuten Nierenschädigung assoziiert [4].
  • Tacrolismus (Makrolid aus dem gram-positiven Bakterium Streptomyces tsukubaensis. Tacrolimus wird verwendet als Arzneistoff aus der Gruppe der Immunmodulatoren oder Calcineurinhemmer)
  • TNF-α-Antikörper – Adalimumab → IgA-Nephropathie (mit 30 % die häufigste Form einer idiopathischen Glomerulonephritis im Erwachsenenalter)
  • Virostatika
    • Nukleosidanaloga (Aciclovir, Brivudin, Cidofovir, Famciclovir, Foscarnet, Ganciclovir, Valaciclovir)

Umweltbelastungen – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Metalle (Cadmium, Blei, Quecksilber, Nickel, Chrom, Uran)
  • Halogenierte Kohlenwasserstoffe (HKW; Trichlorethen, Tetrachlorethen, Hexachlorbutadien, Chloroform)
  • Herbizide (Paraquat, Diquat, chlorierte Phenoxyessigsäuren)
  • Mykotoxine (Ochratoxin A, Citrinin, Aflatoxin B1)
  • Aliphatische Kohlenwasserstoffe (2,2,4-Trimethylpentan, Decalin, bleifreies Benzin, Mitomycin C)
  • Melamin

Weitere Faktoren

  • Nierenspender
    • Erhöhtes Risiko im Vergleich zu Nichtspendern für eine terminale Niereninsuffizienz/das höchste Risiko haben afroamerikanische Spender; das Lebenszeitrisiko ist jedoch geringer als das der Allgemeinbevölkerung [2]
    • Nach der Nephrektomie (Entfernung einer Niere) ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR; pro Zeiteinheit von den Glomeruli der Nieren filtrierte Volumen) etwa ein Drittel niedriger als zuvor. Bei jedem dritten Donor lag sie damit unter 60 ml/min/1,73 m[11].
  • Perkutane Koronarintervention und Kontrastmittel: das Risiko für kontrastmittelassoziierte akute Nierenschäden (CA-AKI) kann mithilfe des „Mehran-2 CA-AKI Risk Score“ besser eingeschätzt werden [12].

Literatur

  1. Van Laecke S et al.: Hypomagnesemia and the Risk of Death and GFR Decline in Chronic Kidney Disease. Amer J Med 2013, in press doi: 10.1016/j.amjmed.2013.02.036
  2. Muzaale AD et al.: Risk of End-Stage Renal Disease Following Live Kidney Donation. JAMA 2014;311(6):579-586; doi: 10.1001/jama.2013.285141
  3. Makam AN et al.: Risk of Thiazide-Induced Metabolic Adverse Events in Older Adults.Journal of the American Geriatrics Society
    2014 Jun;62(6):1039-45. doi: 10.1111/jgs.12839.
  4. Lapi F et al.: Concurrent use of diuretics, angiotensin converting enzyme inhibitors, and angiotensin receptor blockers with non-steroidal anti-inflammatory drugs and risk of acute kidney injury: nested case-control study. BMJ 2013, 346: eB525, doi 1011136/bmj.e8525.
  5. EMA: Assessment report for Gadolinium-containing contrast agents. Procedure No. EMEA/H/A-31/1097 1 July 2010 EMA/740640/2010
  6. Lazarus B et al.: Proton Pump Inhibitor Use and the Risk of Chronic Kidney Disease. JAMA Intern Med. Published online January 11, 2016. doi:10.1001/jamainternmed.2015.7193
  7. Chang Y et al.: Metabolically Healthy Obesity and Development of Chronic Kidney Disease: A Cohort Study. Ann Intern Med. 2016;164(5):305-312. doi:10.7326/M15-1323
  8. Xie Y et al.: Long-term kidney outcomes among users of proton pump inhibitors without intervening acute kidney injury. Kidney Int. 2017 Jun;91(6):1482-1494. doi: 10.1016/j.kint.2016.12.021.
  9. Nelson DA et al.: Association of Nonsteroidal Anti-inflammatory Drug Prescriptions With Kidney Disease Among Active Young and Middle-aged Adults. JAMA Netw Open. 2019;2(2):e187896. doi:10.1001/jamanetworkopen.2018.7896
  10. Makunts T et al.: Analysis of postmarketing safety data for proton-pump inhibitors reveals increased propensity for renal injury, electrolyte abnormalities, and nephrolithiasis. Scientific Reports 9, Article number: 2282 (2019)
  11. Kakuta Y et al.: Assessment of renal function in living kidney donors before and after nephrectomy: A Japanese prospective, observational cohort study. Int J Urol 2019; https://doi.org/10.1111/iju.13923
  12. Mehran R et al.: A contemporary simple risk score for prediction of contrast-associated acute kidney injury after percutaneous coronary intervention: derivation and validation from an observational registry. Lancet 2021;398:1974-83; https://doi.org/10.1016/S0140-6736(21)02326-6
  13. Yang Y et al.: OP07 Absolute and relative risks of kidney and urological complications in patients with Inflammatory Bowel Disease Journal of Crohn's and Colitis 2023;17(1):i12-i13 https://doi.org/10.1093/ecco-jcc/jjac190.0007
  14. Mark PB et al.: Major cardiovascular events and subsequent risk of kidney failure with replacement therapy: a CKD Prognosis Consortium study European Heart Journal, Volume 2023;44(13):1157-1166, https://doi.org/10.1093/eurheartj/ehac825
  15. Tang R et al.: Self-Reported Frequency of Adding Salt to Food and Risk of Incident Chronic Kidney Disease. JAMA Netw Open 2023;6(12):e2349930. https://doi.org/10.1001/jamanetworkopen.2023.49930
     
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