Ernährungstherapie
Chronische Nierenschwäche (Chronische Niereninsuffizienz)

Bei der chronischen Niereninsuffizienz sollte auf eine Restriktion der Proteinzufuhr geachtet werden, da so das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden kann. Außerdem werden durch die verminderte Zufuhr von Protein (Eiweiß) mögliche Komplikationen verbessert. Die Eiweißrestriktion sollte im Zusammenhang mit einer allgemeinen Diät mit dem Ziel des optimalen Ernährungsstatus durchgeführt werden.

Neben der Eiweißrestriktion sollte zusätzlich auf eine reduzierte Cholesterinzufuhr und normale Blutfettwerte geachtet werden.

Mit der Ernährungstherapie sollte bereits im Stadium der vollen Kompensation begonnen werden.

Stadium der vollen Kompensation

Die kleinsten Funktionseinheiten der Niere, die Nephrone, sind durch Hyperfiltration noch den normalen Stoffwechselbelastungen gewachsen, das heißt, es liegt keine Erhöhung der harnpflichtigen Substanzen vor.

Tägliche Proteinzufuhr: Reduktion auf 0,8 Gramm pro Kilogramm Körpergewicht (g/kg) unter Berücksichtigung einer bedarfsdeckenden Zufuhr essentieller Aminosäuren und einer ausreichenden Energiezufuhr.

Stadium der kompensierten Retention

Im Stadium der kompensierten Retention sind die Kreatinin- und Harnstoff-Werte (Serum-Kreatinin 3-6 mg/dl) erhöht.

Tägliche Proteinzufuhr:
Zufuhr von 0,5 bis 0,6 g Eiweiß/kg unter Berücksichtigung einer bedarfsdeckenden Zufuhr essentieller Aminosäuren und einer ausreichenden Energiezufuhr.

Fortschreitende Niereninsuffizienz

Im fortgeschrittenen Stadium der Niereninsuffizienz sind die Kreatinin- und Harnstoff-Werte (Serum-Kreatinin >6 mg/dl) stark erhöht.

Tägliche Proteinzufuhr:
Zufuhr von 0,35 bis 0,4 g/kg unter Berücksichtigung einer bedarfsdeckenden Zufuhr essentieller Aminosäuren und einer ausreichenden Energiezufuhr.

Eine mäßige Verminderung der Proteinzufuhr auf 0,6 bis 0,8 g/kg ist bereits durch den Verzicht auf Fleisch zu erreichen.

Zur Durchführung einer streng eiweißarmen Diät stehen mehrere Diätformen zur Auswahl, zum Beispiel "Kartoffel-Ei-Diät" oder "Schwedendiät".
Die Kartoffel-Ei-Diät enthält auf Grund der Kombination das hochwertigste Eiweiß.
Die sogenannte Schwedendiät stellt eine nicht so strenge Nahrungsmittelauswahl dar, sodass der Speiseplan abwechslungsreicher gestaltet werden kann. Allerdings werden bei dieser Diät in unzureichender Menge die essentiellen Aminosäuren zugeführt. Es ist deshalb erforderlich, dass essentielle Aminosäuren als diätetische Lebensmittel ergänzt werden.

Dialyse-Therapie

Eine Dialysebehandlung führt zu einem erhöhten Bedarf von Vitalstoffen, der im Wesentlichen durch die Dialyse selbst bedingt ist. Betroffen davon sind insbesondere wasserlösliche Vitamine, Elektrolyte und Aminosäuren. Die Nahrung bei Dialysepatienten sollte deshalb proteinreich sein, das heißt 1,2 bis 1,5 g Eiweiß/kg enthalten.

Ernährungs- und Vitalstoff-Empfehlungen

Bei Einschränkung der Proteinzufuhr sollten Vitamin B6 (10-50 mg/d) und Folsäure ( 1-5 mg/d) substituiert werden. Die Gabe aller wasserlöslichen Vitamine hat sich dafür bewährt. Des Weiteren kann auch eine Eisensubstitution notwendig sein.

Bei Urämie ist der Vitamin A-Spiegel erhöht, sodass eine Gabe kontraindiziert ist.

Zink sollte nur bei Beschwerden wie Hypogeusie (herabgesetzte Geschmacksempfindung) oder Impotenz verabreicht werden.

Vitamin D sollte bei fortgeschrittener chronischer Niereninsuffizienz in Form von 1,25-Dihydroxy-Vitamin D3 substituiert werden, wenn sich der sekundäre Hyperparathyreoidismus durch phosphatarme Diät und calciumhaltigen Phosphatbindern nicht kontrollieren lässt.
Eine frühe Zufuhr von Vitamin D kann zudem erforderlich sein, um die nachlassende Synthese von aktivem Vitamin D auszugleichen. Diese Maßnahme dient der Prävention bzw. Therapie der renalen Osteopathie.

Des Weiteren sollten basische Mineralstoffe (Kalium, Calcium) – dosisabhängig von den Serumkonzentrationen der Mineralstoffe – und Bicarbonat zur Pufferung einer metabolischen Azidose zugeführt werden. Ebenso müssen die Spurenelemente und bedarfsgerecht aufgenommen werden.

Neben der Zufuhr hochwertiger Proteine und Vitalstoffe ist auf eine ausreichende Energiezufuhr zu achten. Besonderen Wert ist auf eine ausreichende Fettzufuhr mit reichlich einfach ungesättigten Fettsäuren (z. B. Olivenöl oder Rapsöl) und mehrfach ungesättigten Fettsäuren (z. B. Maiskeimöl oder Distelöl) zu legen. Wissenschaftliche Studien belegen den Nutzen der diätetischen Zufuhr von Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure, EPA; Docosahexaensäure, DHA) bei chronischer Niereninsuffizienz [1-7].

Literatur

  1. Alexopoulos E, Stangou M, Pantzaki A, Kirmizis D, Memmos D.
    Treatment of severe IgA nephropathy with omega-3 fatty acids: the effect of a "very low dose" regimen.
    Ren Fail. 2004 Jul; 26(4):453-9.
  2. Ando M, Sanaka T, Nihei H.
    Eicosapentanoic acid reduces plasma levels of remnant lipoproteins and prevents in vivo peroxidation of LDL in dialysis patients.
    J Am Soc Nephrol. 1999 Oct; 10(10):2177-84.
  3. Ferraro PM, Ferraccioli GF, Gambaro G, Fulignati P, Costanzi S.
    Combined treatment with renin-angiotensin system blockers and polyunsaturated fatty acids in proteinuric IgA nephropathy: a randomized controlled trial.
    Nephrol Dial Transplant. 2009 Jan; 24(1):156-60. Epub 2008 Aug 6.
  4. Hassan IR, Gronert K.
    Acute changes in dietary omega-3 and omega-6 polyunsaturated fatty acids have a pronounced impact on survival following ischemic renal injury and formation of renoprotective docosahexaenoic acid-derived protectin D1.
    J Immunol. 2009 Mar 1; 182(5):3223-32.
  5. Himmelfarb J, Phinney S, Ikizler TA, Kane J, McMonagle E, Miller G.
    Gamma-tocopherol and docosahexaenoic acid decrease inflammation in dialysis patients.
    J Ren Nutr. 2007 Sep; 17(5):296-304.
  6. Kim YJ, Chung HY.
    Antioxidative and anti-inflammatory actions of docosahexaenoic acid and eicosapentaenoic acid in renal epithelial cells and macrophages.
    J Med Food. 2007 Jun; 10(2):225-31.
  7. Perunicic-Pekovic GB, Rasic ZR, Pljesa SI, Sobajic SS, Djuricic I, Maletic R, Ristic-Medic DK.
    Effect of n-3 fatty acids on nutritional status and inflammatory markers in haemodialysis patients.
    Nephrology (Carlton). 2007 Aug; 12(4):331-6.

 

     
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