Gebärmutterhalsspiegelung (Kolposkopie)

Die Kolposkopie (griech. kolpos: Scheide; skopia: Betrachtung) ist eine frauenärztliche Untersuchung der Vagina (Scheide) und der Cervix uteri (Gebärmutterhals) mit Hilfe eines speziellen Mikroskops.
Dieses Verfahren dient in Kombination mit der Zytodiagnostik (Untersuchung von Zellen aus einem vaginalen Abstrich) vor allem der Früherkennung des Cervixkarzinoms (lat. Carcinoma cervicis uteri), auch Kollumkarzinom (lat. Collum für „Hals“) oder Gebärmutterhalskrebs genannt). Außerdem ermöglicht es eine Fotodokumentation.

Als Abklärungskolposkopie ist sie der Goldstandard der Diagnostik des frühen Cervixkarzinoms und seiner Vorstufen. 

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Kolposkopie aufgrund zytologischer Befunde (= Abklärungskolposkopie):
    • jede Art von Karzinomverdacht
    • Verdacht auf leicht- oder höhergradige Dysplasien (Abweichung der Gewebestruktur vom normalen Bild)
    • Glanduläre Atypien (Glanduläre, eventuell entzündungsbedingte Epithelatypien (Abweichungen von der Norm), die nicht die Kriterien der Dysplasie erfüllen)
    • unklare Befunde von zytologischen Abstrichen (Pap-Abstrich; Dünnschichtzytologie)
    • auffällige Abstriche bei Patientinnen, die unter Immunsuppression (Unterdrückung der körpereigenen Abwehrkräfte) stehen, z. B. wg. HIV-Infektion oder Organtransplantationen
  • Kolposkopie aufgrund sonstiger Befunde:
    • nachgewiesene Infektion mit HPV (Humane Papillomviren: Viren, die Gebärmutterhalskrebs verursachen können)
    • Kontaktblutung (Blutungen bei Schleimhautkontakt, z. B. nach Verkehr)
    • persistierender Fluor vaginalis (anhaltender Scheidenausfluss)
    • makroskopische auffälliger Cervix (Veränderungen, die mit bloßem Auge sichtbar sind)
    • Cervixpolypen (gutartige Ausstülpungen der Schleimhaut im Gebärmutterhalskanal)
    • HIV-Erstdiagnose

Das Verfahren 

Die Untersuchung wurde erstmals von Prof. Dr. Hans Hinselmann aus Bonn im Jahr 1925 beschrieben und ist bis heute eine anerkannte und praktizierte Methode.
Betrachtet wird der Teil des Gebärmutterhalses, der in die Vagina hineinragt. Dieser Teil wird auch als Portio vaginalis (kurz Portio bzw. Muttermund genannt)  bezeichnet. Der untersuchende Arzt führt zur Erweiterung der Vagina Spekula (Metallspatel) ein. Anschließend wird das Kolposkop vor der Scheidenöffnung in Position gebracht.
Ein Kolposkop ist ein Mikroskop, das die Schleimhaut der Cervix uteri (auch kurz Cervix genannt; Gebärmutterhals) beleuchtet und sie auf das 3,5- bis 30-fache vergrößert. Da in einer Nativ-Kolposkopie (ohne Anfärbung der Schleimhaut) die meisten Schleimhautdefekte nicht gut erkennbar sind, bedient man sich folgender Methoden:

  • Essigsäureprobe
    • Die Schleimhaut der Portio vaginalis wird mit 3%iger Essigsäurelösung betupft. Die Essiglösung führt zu einer Ausfällung des die Oberfläche bedeckenden Schleims (Zervikalschleim). Dabei werden die "Träubchenstrukturen" des zervikalen Drüsenepithels ebenso gut sichtbar gemacht wie die grauweißen Areale metaplastischen Epithels, die sich deutlich vom grauroten normalen Plattenepithel abheben.
    • Bei einer Leukoplakie (verhornender Prozess) kann die Essigsäure nicht in das Epithel eindringen, eine Reaktion ist daher auch nicht zu erwarten (Die Verhornung zeigt sich so als ein weißlicher "Belag").
    • Bei atypischem Epithel (z. B. Cervixdysplasie, Carcinoma in situ) und beim Cervixkarzinom kommt neben der intensiv weißlichen Verfärbung noch eine opake Verquellung hinzu.
  • Schiller-Jodprobe
    • Die Portio wird mit der sogenannten Schiller-Jodlösung (3%ige Jod-Kaliumjodidlösung) betupft. Die gesunde Schleimhaut wird braun verfärbt, da das Jod mit dem Glykogen (Vielfachzucker) auf der Oberfläche reagiert ("jodpositiv"). Die veränderte Schleimhaut färbt sich gar nicht  oder nur sehr wenig ("jodnegativ")
  • Grünfilter
    • Die Sicht durch den Filter ermöglicht eine bessere Darstellung der Gefäße.

Wird eine auffällige Schleimhautveränderung (suspekter Portiobefund) gefunden, so wird eine Biopsie (Gewebeprobe) entnommen und eine histologische Untersuchung folgt. Die Kolposkopie dient nicht nur der allgemeinen Untersuchung, sondern auch der Kontrolle während operativer Eingriffe (z. B. Konisation) am weiblichen Genitaltrakt.
Die Kolposkopie liefert vor allem in der Früherkennung des Cervixkarzioms (Gebärmutterhalskrebs) wertvolle Informationen, die eine effektive Behandlung ermöglichen.

Eine Abklärungskolposkopie darf nur erbracht werden, wenn eine entsprechende Genehmigung der kassenärztlichen Vereinigung vorliegt.

Literatur

  1. Burghardt E, Girardi F, Pickel H: Atlas der Kolposkopie: Grundlagen, klinische Kolposkopie und spezielle Cervixpathologie. Georg Thieme Verlag 2001
  2. Bazlen U: Gynäkologie und Geburtshilfe. Elsevier,Urban & Fischer Verlag 2005
  3. Lelle R, Küppers V: Kolposkopie in der Praxis. Springer 2008

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Prävention des Zervixkarzinoms. (AWMF-Registernummer: 015 - 027OL), Dezember 2017 Langfassung

     
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