Die Röntgenuntersuchung des Abdomens, kurz Röntgen-Abdomen (Synonyme: Abdomen-Röntgen; Abdomenübersicht, Abdomen-Übersicht) genannt, gehört zusammen mit der Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane) zur Basisdiagnostik des Abdomens (Bauch). Beide Untersuchungen weisen den Weg für eine weiterführende Diagnostik oder geben bereits Hinweise für geeignete therapeutische Maßnahmen. Beim Röntgen-Abdomen handelt es sich um eine Nativaufnahme des Abdomens ohne Verwendung von Kontrastmittel.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Aerobilie – Nachweis von freier Luft
- Akutem Abdomen – akute Symptomatik bei Erkrankungen im Bereich des Abdomens (Bauchhöhle), die notfallmäßig behandelt werden muss
- Gas in der Darmwand oder Pfortader bei fortgeschrittener Ischämie (Gewebeuntergang durch Sauerstoffverlust)
- Fremdkörper
- Ileus (Darmverschluss)
- Nachweis von Verkalkungen bzw. Konkrementen (z. B. Gallensteine)
- Perforation eines Hohlorgans – z. B. des Darms
- Subileus (inkompletter Darmverschluss)
- Toxisches Megakolon – durch Toxine bedingte Lähmung und massive Dilatation des Kolons (Weitstellung des Dickdarms; > 6 cm; fehlende Haustrierung/Fältelung des Kolons), welche mit akutem Abdomen (stärkste Bauchschmerzen), Erbrechen, klinischen Zeichen des Schocks und Sepsis (Blutvergiftung) einhergeht; Komplikation bei der Colitis ulcerosa; Letalität (Sterblichkeit bezogen auf die Gesamtzahl der an der Krankheit Erkrankten) beträgt ca. 30 %
- Tumoren
- Nachweis von Verkalkungen (Lymphknoten, Gefäße, Pankreas/Bauchspeicheldrüse) bzw. Konkrementen zum Beispiel Gallensteine, Nierensteine
Das Verfahren
Das Röntgen-Abdomen wird häufig notfallmäßig und zumeist am Anfang einer umfangreicheren Diagnostik (ggf. unter Einsatz von Röntgen-Kontrastmittel) eingesetzt. Der Patient muss nicht auf besondere Art und Weise aufgeklärt werden. Allerdings ist zuvor eine sorgfältige Anamnese durchzuführen. Bei der Untersuchung handelt es sich um eine konventionelle Röntgenuntersuchung.
Die Untersuchung wird in folgenden Positionen durchgeführt:
- im Stehen
- in Linkseitenlage
- in Rückenlage
Je nach Indikation und nach Bewegungsfähigkeit des Patienten wird eine Position ausgewählt. Die Aufnahme in Rückenlage wird mit a. p. Strahlengang (anteriorer posteriorer Strahlengang – die Röntgenstrahlen dringen von vorn in das Gewebe des Patienten ein und werden an dessen Rückseite vom Röntgendetektor registriert) erstellt. Aufgrund der Strahlenbelastung ist eine Schwangerschaft bei Patientinnen auszuschließen.
Die Untersuchung sollte je nach Fragestellung die folgenden Strukturen darstellen bzw. diagnostizieren und eine Befundung durch den Arzt bzw. Radiologen ermöglichen:
- Darmgasverteilung
- Freie Luft in der Bauchhöhle
- Luft in Gallenwegen
- Luft im Pfortadersystem
- Luft in der Darmwand – durch Infektion mit gasbildenden Bakterien
- Luft- und Flüssigkeitsspiegel im Darm – Zeichen für einen Ileus (Darmverschluss)
- Organveränderungen – Gastrointestinaltrakt, Leber, Milz und Pankreas (Bauchspeicheldrüse)
- Verkalkungen (Lymphknoten, Gefäße, Pankreas) oder Konkremente zum Beispiel Gallensteine, Nierensteine
- Beurteilung Weichteile
- Beschaffenheit des Psoasschatten
- Beschaffenheit der Knochenstrukturen
Literatur
- Layer P, Rosien U: Praktische Gastroenterologie. Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2008