ENA-Antikörper

Bei den ENA-Antikörpern (Autoantikörper gegen extrahierbare Zellkernbestandteile) handelt es sich um spezielle Abwehrstoffe des Immunsystems, die fälschlicherweise gegen bestimmte Proteine aus dem Zellkern körpereigener Zellen gerichtet sind. Diese Autoantikörper spielen eine zentrale Rolle bei der Diagnose von Autoimmunerkrankungen des Bindegewebes (Kollagenosen), wie z. B. dem Lupus erythematodes oder dem Sjögren-Syndrom.

Einzelkomponenten der ENA-Antikörper

Mit modernen Labortests können verschiedene dieser Antikörper einzeln nachgewiesen werden, z. B.:

  • SS-A (Ro)
  • SS-B (La)
  • Sm (Smith-Antikörper)
  • U1-RNP (Ribonukleoprotein-Antikörper)
  • Scl-70 (Topoisomerase-I-Antikörper)
  • Jo-1 (tRNA-Synthetase-Antikörper)
  • Centromer-Protein A/B (Zentromer-Antikörper)
  • Ku (Ki-Antikörper)
  • PCNA (Kernproliferations-Antigen)
  • To/Th
  • M2 (auch bei bestimmten Lebererkrankungen relevant)
  • Aktin
  • Hsp90 (Hitzeschockprotein 90)

Diese Autoantikörper helfen dabei, die genaue Erkrankung einzugrenzen, da jede Erkrankung oft mit einem bestimmten Antikörpertyp einhergeht.

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum (aus einer normalen Blutabnahme gewonnen)

Vorbereitung des Patienten

  • Keine spezielle Vorbereitung notwendig

Störfaktoren

  • Keine bekannt, sofern die Blutprobe korrekt entnommen wurde

Normwert

  • Negativer Immunoblot (kein Nachweis von ENA-Antikörpern im Test)

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Untersuchung auf ENA-Antikörper wird empfohlen bei:

  • Verdacht auf eine Autoimmunerkrankung des Bindegewebes
  • Unklaren Beschwerden, wie Hautausschlägen, Gelenkschmerzen, trockenen Augen oder Schleimhäuten
  • Auffälligem ANA-Befund (allgemeiner Antikörpertest gegen Zellkerne)

Interpretation

Interpretation erhöhter Werte (Beispiele für Antikörperprävalenz)

Erkrankung Typische ENA-Antikörper Häufigkeit (%)
Sjögren-Syndrom (Entzündung der Speichel- und Tränendrüsen) SS-A (Ro), SS-B (La) 40–70 %, 30-50 %
Lupus erythematodes (SLE) (entzündliche Systemerkrankung) SS-A (Ro), SS-B (La), Sm, U1-RNP 20–60 %, 15-40 %, 10-30 %, 10 %
Polymyositis / Dermatomyositis (Muskelerkrankung mit Entzündung) Jo-1 ca. 40 %
Systemische Sklerose (Sklerodermie) (Verhärtung von Haut und Organen) Scl-70, Centromer-Antikörper 50-70 %, 50–90 %
Sharp-Syndrom (Mischform mehrerer Kollagenosen) U1-RNP ca. 100 %
Primär biliäre Cholangitis (Autoimmunerkrankung der Leber) M2 >90 %

Weitere Hinweise

  • Ein positiver ENA-Antikörpertest zusammen mit einem positiven dsDNS-Test (doppelsträngige DNA-Antikörper) ist ein starker Hinweis auf eine Autoimmunerkrankung.
  • Der gezielte Nachweis einzelner Antikörper hilft dem Arzt, die Erkrankung zu erkennen, den Verlauf einzuschätzen und die richtige Behandlung einzuleiten.