Hepatitis-B-Diagnostik

Bei der Hepatitis handelt es sich um eine Leberentzündung. Diese wird vor allem durch verschiedene Viren wie das Hepatitis A-, B- oder C-Virus übertragen.

Das Hepatitis B-Virus gehört in die Gruppe der DNA-Viren.


Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt sexuell, perinatal oder parenteral.

Zu den Risikogruppen zählen vor allem medizinisches Personal, Drogenabhängige und Homosexuelle.
Das Infektionsrisiko bei einer Nadelstichverletzung mit viruspositivem Blut beträgt bis zu 30 %.

In Deutschland sind circa 0,6 % der Bevölkerung chronische Träger eines Hepatitis B-Virus.

Circa fünf Prozent der Hepatitis B-Infizierten sind auch mit dem Hepatitis D-Virus infiziert. Es gibt auch Regionen Brasilien und Rumänien) in denen ca. 40 % der Hepatitis B-Infizierten mit Hepatitis D koinfiziert sind.

Beim Verdacht auf eine Infektion mit dem Hepatitis B-Virus (HBV) sollten folgende Laboruntersuchungen durchgeführt werden:

  • Serologie – Nachweis von Hepatitis B-spezifischen Antigenen*
    • Hepatitis-B-Surface-Antigen (HBsAg) [wird vor Beginn der klinischen Symptome positiv]
    • Hepatitis-B-Core-Antigen (HBcAg)
    • Hepatitis-B-e-Antigen (HBeAg)
    • IgM- und IgG-Antikörper (Anti-HBs, Anti-HBc, Anti-HBe)
      • Anti-HBc-ELISA (Parameter für eine frische bzw. chronische, ggf. auch ausgeheilte Infektion; Nachweis ≥ 1 Woche später als HBs-Antigen-Nachweis) Hinweis: Anti-HBc-ELISA ist nach Impfung nicht positiv!
      • Anti-HBc-IgM-ELISA (Parameter für eine akute Infektion; Nachweis häufig schon möglich vor Auftreten des HBs-Ag; Persistenz: bis zu 12 Monaten)
  • ggf. Nachweis von Hepatitis B-PCR (HBV-DNA bzw. HBV-PCR) – Marker für die Infektiosität
  • Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Glutamat-Dehydrogenase (GLDH) und Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT, Gamma-GT; GGT)

*Namentlich ist im Sinne des Infektionsschutzgesetzes der Krankheitsverdacht, die Erkrankung sowie der Tod an einer akuten Virushepatitis zu melden.

Eine Testung auf HDV sollte bei allen Personen erfolgen, die eine neu diagnostizierte HBV-Infektion haben; auch bei bekannter HBV und nicht getesteter HDV sollte dies nachgeholt werden. 

Screening auf Hepatitis-B-Infektion bei Schwangeren

Das Screening soll gemäß den aktuellen Mutterschaftsrichtlinien so früh wie möglich nach der Feststellung der Schwangerschaft mit den ersten serologischen Untersuchungen vorgenommen werden.

Schema zur Stufendiagnostik

Verdacht auf positiv negativ
Späte Inkubationsphase
HBs-Antigen1, HBV-DNA  Anti-HBs
Akute Infektion  HBs-Antigen1 + Anti-HBc Anti-HBs
 
ggf. HBe-Antigen2, Anti-HBc-IgM
Chronisch inaktive Hepatitis
Serokonversion von HBe-Antigen zu Anti-HBe
HBs-Antigen (länger als 6 Monate positiv), Anti-HBe, Anti-HBc-IgG,
HBe-Antigen2,
Anti-HBs
 ggf. HBV-DNA (wenige Kopien)
Chronisch aktive Hepatitis
Fehlende Serokonversion!

HBs-Antigen (länger als 6 Monate positiv), HBe-Antigen2, Anti-HBc-IgG, HBV-DNA
Anti-HB,
Anti-HBs
Infektion mit Ausheilung Anti-HBs3 (persistiert meist lebenslang), Anti-Hbc-IgG4 HBs-Antigen,
HBe-Antigen
Infektiosität HBe-Antigen2 oder HBV-DNA Anti-HBe5
Impfung (s. u.) Anti-HBs3 Anti-HBc-IgG

Legende

  • 1 Routinemarker einer frischen Infektion
  • 2 Marker für die Virusvermehrung (positiv während der akuten und der chronisch aktiven Infektion)
  • 3 Marker für Ausheilung und Impfung (s. u.)
  • 4 Marker für stattgehabte Infektion ("Seronarbe"; lebenslange Persistenz)
  • 5 Marker für nachlassende Viruslast (Übergang in die nichtreplikative Phase; gilt als prognostisch günstiges Zeichen; positiv nach akuter, ausgeheilter Infektion für Monate bis (längstens) einige Jahre und bei chronischen Infektionen ohne nennenswerte Virusvermehrung)

Das Verfahren

Benötigtes Material

  • Blutserum (HBs-Antigen, Anti-HBs, Anti-HBc, Anti-HBc-IgM)
  • EDTA-Blut (HBV-PCR)

Vorbereitung des Patienten

  • Nicht bekannt

Störfaktoren

  • Nicht bekannt

Normwerte

Parameter Normwert
Anti-HBc Negativ
Anti-HBC-IgM Negativ
Anti-HBe Negativ
Anti-HBs 0-10 U/l
Nach Impfung > 10 U/l
HBs-Antigen Negativ
HBe-Antigen Negativ
HBV-PCR Negativ

Indikationen

  • Verdacht auf Hepatitis B-Infektion
  • Therapieüberwachung

Interpretation

Serologische Parameter bei Hepatitis-B-Infektion [S2k-Leitlinie]   

Übersicht der möglichen Ergebniskonstellationen der Labordiagnostik und ihre Bewertung. 

HBV-DNA HBsAg   Anti-HBs  Anti-HBc Anti-HBc-IgM  Infektionsstatus
 positiv  negativ / positiv  negativ  negativ  negativ  akute Infektion (sehr frühes Stadium)
 positiv  positiv  negativ  positiv  positiv  akute Infektion
 negativ  positiv  negativ  positiv  positiv  akute Infektion
 negativ / positiv  negativ  negativ  positiv  positiv  akute Infektion (spätes Stadium)
 negativ / positiv  negativ  positiv  positiv  positiv  postakute Infektion
 negativ  negativ  positiv  positiv  negativ  abgelaufene, immunologisch
 kontrollierte Infektion
 negativ / positiv  positiv  negativ  positiv  negativ  chronische Infektion
 positiv  negativ  negativ  positiv  negativ  chronische Infektion
 („okkulte“ Infektion)
 negativ  negativ  negativ  positiv  negativ  abgelaufene Infektion
 negativ  negativ  positiv  negativ  negativ  Immunität nach HBV-Impfung

Weitere Hinweise

  • Bei Risikogruppen sowie Kindern/Jugendlichen sollte eine Schutzimpfung durchgeführt werden; zur Kontrolle des Impferfolges sollte das Anti-HBs bestimmt werden
  • Der Verdacht auf, die Erkrankung an und der Tod durch Hepatitis sind meldepflichtig
  • Eine Infektion mit Hepatitis B verläuft schwerer, wenn eine Koinfektion mit Hepatitis D vorliegt.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung