Polymyalgia rheumatica – Einleitung

Die Polymyalgia rheumatica (PMR) (Synonyme: Polymyalges Schmerzsyndrom; Polymyalgia; Polymyalgia arteriitica; Polymyalgia idiopathica; gr./lat. rheumatischer Vielmuskelschmerz; ICD-10-GM M35.3: Polymyalgia rheumatica) bezeichnet eine entzündlich-rheumatische Erkrankung. Sie gehört zur Gruppe der Vaskulitiden (Gefäßentzündung).

Die Polymyalgia rheumatica kommt in 20-30 % der Fälle gleichzeitig mit einer Riesenzellarteriitis (RZA; Synonyme: Arteriitis temporalis; Horton-Magath-Brown-Syndrom; kranielle Arteriitis; Morbus Horton; Polymyalgia arteriitica; Polymyalgia arteriitica mit Riesenzellen; Polymyalgia rheumatica; Riesenzellarteriitis a.n.k.; Riesenzellarteriitis bei Polymyalgia rheumatica; Riesenzellarteriitis bei rheumatischer Polymyalgie; ICD-10 -GM M31.5: Riesenzellarteriitis bei Polymyalgia rheumatica, ICD-10-GM M31.6: Sonstige Riesenzellarteriitis) einher. Dies bezeichnet eine Entzündung mittelgroßer und großer Arterien.

Einige Autoren sprechen bei der Polymyalgia rheumatica und der Riesenzellarteriitis (RZA) von einer Erkrankung mit unterschiedlicher Ausprägung.

Die Erkrankung ist nach der rheumatoiden Arthritis die zweithäufigste rheumatische Erkrankung bei über 50-Jährigen.

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1 : 2-3.

Häufigkeitsgipfel: Das Maximum des Auftretens der Polymyalgia rheumatica liegt jenseits des 60. Lebensjahrs (70. Lebensjahr, mit einem Spektrum vom 50. bis zum 90. Lebensjahr).
Die Krankheit tritt fast ausschließlich bei Menschen oberhalb des 50. Lebensjahrs auf.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) der Polymyalgia rheumatica beträgt ca. 50 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Nordeuropa).
Die Inzidenz der Riesenzellarteriitis (RZA) beträgt bei Patienten über dem 50. Lebensjahr 3,5 pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Nordeuropa. Es besteht in Europa ein deutliches Nord-Süd-Gefälle. Sie ist die häufigste systemische Vaskulitis (Blutgefäßentzündung).

Verlauf und Prognose

Verlauf

Die Polymyalgia rheumatica (PMR) ist eine entzündlich-rheumatische Erkrankung, die durch starke Muskelschmerzen, insbesondere in den Schulter- und Beckengürteln, gekennzeichnet ist. Diese Schmerzen treten üblicherweise beidseitig auf und sind oft nachts oder morgens am stärksten ausgeprägt.

Akuter Beginn

  • Symptome: Die Erkrankung beginnt oft plötzlich mit heftigen Schmerzen und Steifheit in den betroffenen Muskelgruppen. Diese Beschwerden können von allgemeinem Unwohlsein, Müdigkeit und Fieber begleitet sein.
  • Diagnose: Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination von klinischen Symptomen, erhöhten Entzündungsmarkern (BSG und CRP) und dem Ausschluss anderer Erkrankungen. Bildgebende Verfahren wie Sonografie (Ultraschall) oder Magnetresonanztomografie (MRT) können helfen, die Entzündung in den betroffenen Regionen darzustellen.

Therapie

  • Medikamentöse Behandlung: Mittels adäquater Pharmakotherapie, in der Regel mit Prednisolon (synthetisches Glucocorticoid/Hormon aus der Nebennierenrinde), bessern sich bei den Betroffenen in wenigen Tagen die Beschwerden.

Langzeitverlauf

  • Rezidive: Die PMR tritt häufig rezidivierend (wiederkehrend) auf. Ein Wiederaufflammen der Erkrankung ist nach Reduktion der Glucocorticoide häufig, mit einer Rezidivrate von etwa 30-43 %.
  • Krankheitsdauer: Die Krankheitsdauer variiert zwischen 1 und 3 Jahren. In einigen Fällen kann die Behandlung jedoch über mehr als 5 Jahre notwendig sein, um die Symptome zu kontrollieren und Rezidive zu verhindern.

Komorbidität (Begleiterkrankung)

  • Riesenzellarteriitis: In 20-50 % der Fälle ist die PMR mit einer Riesenzellarteriitis assoziiert. Diese Kombination erfordert eine sorgfältige Überwachung und Behandlung, da die Riesenzellarteriitis das Risiko für schwere Komplikationen wie Erblindung erhöht.

Prognose

Die Prognose der Polymyalgia rheumatica ist in der Regel günstig, insbesondere bei rechtzeitiger Diagnose und adäquater Therapie.

Vollständige Ausheilung: Bei vielen Patienten führt die adäquate Behandlung zu einer vollständigen Ausheilung. Die Patienten können nach dem Abklingen der Erkrankung ein normales Leben führen, obwohl eine Langzeitüberwachung wichtig bleibt, um mögliche Rezidive frühzeitig zu erkennen.

Langzeitprognose

  • Rückfälle: Die Rezidivrate ist relativ hoch, was eine langfristige Überwachung erforderlich macht.
  • Erhaltungstherapie: Eine Erhaltungstherapie kann das Risiko für Rezidive senken und die Langzeitprognose verbessern.

Zusammenfassung

Die Polymyalgia rheumatica ist eine gut behandelbare entzündliche Erkrankung, die bei rechtzeitiger und adäquater Therapie eine günstige Prognose hat. Die Hauptziele der Behandlung sind die rasche Linderung der Symptome, die Verhinderung von Rezidiven und die Minimierung der Nebenwirkungen durch eine angepasste Glucocorticoidtherapie. Eine langfristige Überwachung ist notwendig, um die Krankheit effektiv zu managen und die Lebensqualität der Patienten zu erhalten.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Behandlung der Polymyalgia rheumatica. (AWMF-Registernummer: 060 - 006), Dezember 2017 Langfassung