Ischialgie/Lumboischialgie – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Bei der Ischialgie handelt es sich um Schmerzzustände im Versorgungsbereich des Nervus ischiadicus, die meist durch eine Reizung der Nervenwurzeln bedingt sind. Bei gleichzeitig bestehenden Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) spricht man von einer Lumboischialgie.

Die Ursache für eine Ischialgie/Lumboischialgie ist meistens ein Bandscheibenvorfall (lat. Prolapsus nuclei pulposi, Discushernie, Diskusprolaps, auch Bandscheibenprolaps, BSP), der bei einem Bandscheibenschaden (Diskopathie) plötzlich auftreten kann.

Die häufigsten Lokalisationen (95 %) des Bandscheibenprolaps sind:

  • zwischen LWK (Lendenwirbelkörper) 4 und 5 → Wurzelreizsyndrom L5 (medialer BSP), L4 (lateraler BSP)
  • zwischen LWK 5 und SWK 1 (Sakralwirbelkörper/Kreuzbeinwirbeln) → Wurzelreizsyndrom S1

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Genetische Belastung/Erkrankung – Missbildungen wie Spondylolisthesis (Abgleiten eines Wirbelkörpers) oder Spina bifida occulta (deutsch: "verborgene Spaltwirbel")

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Haltungsschäden
  • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas)

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Akuter Reizzustand der Wirbelsäule
  • Akute reversible Gelenkfunktionsstörungen – Blockierung eines Gelenks, die spontan zurückgeht
  • Autoimmunerkrankungen wie Spondylitis ankylosans (Synonym: Morbus Bechterew; chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken)
  • Bandscheibenprolaps (Bandscheibenvorfall)
  • Bandscheibenprotrusion – Vorwölbung der Bandscheibe
  • Diszitis – Entzündung einer Zwischenwirbelscheibe
  • Entzündliche Erkrankungen der Wirbelsäule wie bei einer Osteomyelitis (Knochenentzündung)
  • Epiduralabszess – Eiteransammlung im Bereich der Rückenmarkshäute
  • Fraktur (Knochenbruch) im Bereich der Wirbelsäule
  • Kleinere Traumata – Verletzungen – wie Zerrungen oder Verstauchungen
  • Neuritis (Entzündung eines peripheren Nervs oder eines Hirnnervs)
  • Osteophytenbildung – degenerative Knochenanbauten
  • Osteoporose – Erkrankung mit Verminderung der Knochenmasse
  • Osteosklerose – Erkrankung mit Zunahme der Knochenmasse, aber verminderter Belastbarkeit
  • Rückenmarktumoren
  • Spinale Varkosis (Synonym: Varikosis spinalis)
  • Spinalkanalstenose (Spinalstenose; Wirbelkanalverengung)
  • Spondylitis (Wirbelentzündung)
  • Tumorerkrankungen (z. B. Wirbelmetastasen)
  • Vertebralisarteriendissektion

Medikamente

  • Glucocorticoide (Medikamente gegen Entzündungen und bei überaktivem Immunsystem – beispielsweise bei allergischen Reaktionen), diese können bei Langzeittherapie zu Osteoporose-bedingten Frakturen führen und dadurch zu Rückenschmerzen (drei Monate oder länger systemische Corticoidtherapie erhöhen das Osteoporoserisiko um 30-50 Prozent!)