Achillessehnenschmerz (Achillodynie) – Weitere Therapie

Allgemeine Maßnahmen

  • Als konservative Therapiemaßnahme: initial Ruhigstellung und Entlastung 
  • Vermeidung von Fehl-/Überlastung der Achillessehne
    • Ursächlich für eine Achillessehnen-Insertionstendopathie (Schmerzen im Bereich des Ansatzes (bzw. Ursprunges) von Sehnen durch eine abakterielle Entzündung) können sein:
      • Fehler im Training
      • mechanische Überlastung
      • erhöhte Trainingsintervalle
      • intensives Training in ansteigendem Gelände
      • repetitive Fehlbelastung
  • Für ausreichend Regenerationsphasen sorgen, vor allem wenn die Achillessehne bereits schmerzt.
  • Schuhwerk überprüfen (Absatzhöhe!) und ggf. von einem orthopädischen Schuhmacher beraten lassen.
    • Der getragene Sportschuh lässt eine Fehlhaltung in der Regel auf den ersten Blick erkennen.
    • Laufschuhe sollten einen ausreichenden stoßdämpfenden Fersenaufbau haben.
    • Lebensdauer von Laufschuhen beachten: nach 500 bis 1.000 Laufkilometern sollten neue Laufschuhe gekauft werden
  • Normalgewicht anstreben!
    Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels der elektrischen Impedanzanalyse und ggf. Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Wenn die physiotherapeutischen Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben (siehe unten): Infiltrationstherapie

Medizinische Hilfsmittel

  • Im akuten Stadium:
    • Aktivität verringern bzw. vorübergehend pausieren
    • Einlagenversorgung: Fersenkappe, Druckentlastung, Weichpolstereinlagen; Vario-Stabil-Schuh
    • Ruhigstellung durch Gips oder Tape-Verband in Spitzfußstellung (in dieser Fußstellung wird die Achillessehne entlastet)
  • Im chronischen Stadium:
    • Absatzerhöhung (Einlegesohle, zwischen 0,5 und 2 cm) zur Entlastung – nur kurzzeitig, damit sich die Sehne nicht verkürzt
    • Salbenverbände (nur kurzfristig), z. B. mit Diclofenac (Arzneistoff aus der Gruppe der Nichtopioid-Analgetika; Cave (Achtung!): nephrotoxisch/nierenschädigend)

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf der Grundlage einer Ernährungsanalyse
  • Ernährungsempfehlungen gemäß einem Mischköstler unter Berücksichtigung der vorliegenden Erkrankung. Das bedeutet u. a.:
    • täglich insgesamt 5 Portionen frisches Gemüse und Obst (≥ 400 g; 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst)
    • ein- bis zweimal pro Woche frischen Seefisch, d. h. fette Meeresfische (Omega-3-Fettsäuren) wie Lachs, Hering, Makrele
    • ballaststoffreiche Ernährung (Vollkornprodukte, Gemüse)
  • Beachtung folgender spezieller Ernährungsempfehlungen:
    • Ernährung reich an:
      • Sekundären Pflanzenstoffen (Curcumin, Bromelain aus Ananas-Extrakt)
      • Weiteren Vitalstoffen (Chondroitinsulfat, Glucosaminsulfat, Kollagene)
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel auf Grundlage der Ernährungsanalyse
  • Siehe auch unter "Therapie mit Mikronährstoffen (Vitalstoffe)" – ggf. Einnahme eines geeigneten Nahrungsergänzungsmittels
    Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.
    Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.
  • Detaillierte Informationen zur Ernährungsmedizin erhalten Sie von uns.

Sportmedizin

  • Krafttraining (Muskeltraining); später auch Ausdauertraining (Cardiotraining) 
    • Spezielle Kraftsportübungen bei Patienten mit Mid-Portion-Achillodynie verbesserten Schmerzen und Funktion bei Patienten mit Achillessehnen-Tendinopathie signifikant. Es handelte sich dabei um [2] 
      • exzentrische Übungen zur Stärkung der Wadenmuskulatur nach Alfredson et al. [1]; dabei zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen exzentrischen Übungen und schwerem und langsamem Krafttraining hinsichtlich Schmerzen und Funktion  (mittelgradige Evidenz).
    • Das Tragen einer Orthese oder der Verzicht, hatte nach zwölf Wochen bzw. zwölf Monaten den gleichen Effekt auf die Schmerzen (mittelgradige Evidenz) und Funktion (hohe Evidenz).
  • Erstellung eines Fitness- bzw. Trainingsplans mit geeigneten Sportdisziplinen auf der Grundlage eines medizinischen Checks (Gesundheitscheck bzw. Sportlercheck)
  • Detaillierte Informationen zur Sportmedizin erhalten Sie von uns.

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

  • Zur Behandlung der degenerativen Veränderungen der Achillessehne empfiehlt sich eine Hyperämisierung (Steigerung der Durchblutung) durch physiotherapeutische Maßnahmen wie Ultraschall, Hochvolt.
  • Konsequentes Dehnen des Unterschenkels (Wadenmuskulatur) und damit der Achillessehne:
    • Der Patient stellt sich barfuß und in Laufrichtung auf eine Treppenstufe. Dabei sollen die Fersen über den Rand der Stufe ragen. Nun nimmt er den Zehenspitzenstand ein und hält die Position für zwei Sekunden. Anschließend werden die Fersen unter die Horizontale der Stufe abgesenkt, ebenfalls für wenige Sekunden.
      Diese Übung soll 15 Mal wiederholt werden. Dann folgt eine Pause von 30 Sekunden und im Anschluss daran wird die Übung weitere 15 Mal durchgeführt.
  • Im Rahmen einer Physiotherapie wird gezeigt, wie eine Fehlbelastung des Fußes vermieden werden kann.
  • Vor Beginn einer sportlichen Aktivität sollte die Achillessehne warmgehalten und nach Beendigung gekühlt werden.
  • Funktionelles Beinachsentraining – zur Stabilisierung der Beinachse; hierbei werden sportartspezifische Positionen berücksichtigt
  • Spezielles Krafttraining für die Wadenmuskulatur – zur Entlastung der Achillessehne
  • Evtl. Stoßwellentherapie – Sie kommt zum Einsatz, wenn die zuvor aufgeführten Maßnahmen nicht den gewünschten Erfolg gebracht haben. Bewährt haben sich fünf Sitzungen, die in einem 1-wöchigen Abstand erfolgen.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Proliferationstherapie – reparatives und regeneratives Injektionsverfahren zur Schmerzbehandlung an Gelenken und am Bewegungsapparat
  • Injektion von plättchenreichem Plasma (PRP)/ACP (Autologous Conditioned Plasma)-Therapie – Verfahren ist bei einer chronischen Tendinopathie der Achillessehne nicht wirksamer als eine Scheininjektion mit wirkstofffreien Spritze [3].
    Einschränkung: Kollektiv mit 77 Patienten, die in der Beobachtungszeit entgegen der Empfehlung weitere Maßnahmen angewendet haben.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de

Literatur

  1. Alfredson H et al.: Heavy-Load Eccentric Calf Muscle Training For the Treatment of Chronic Achilles Tendinosis. The American Journal of Sports Medicine 1998; 26(3):360-366 http://journals.sagepub.com/doi/10.1177/03635465980260030301
  2. Wilson F et al.: Exercise, orthoses and splinting for treating Achilles tendinopathy: a systematic review with meta-analysis. Br J Sports Med 2018; online 31. August; doi: 10.1136/bjsports-2017-098913
  3. Kearney R et al.: Effect of Platelet-Rich Plasma Injection vs Sham Injection on Tendon Dysfunction in Patients With Chronic Midportion Achilles Tendinopathy. A Randomized Clinical Trial. JAMA 2021;326(2):137-144; https://doi.org/10.1001/jama.2021.6986