Hodenentzündung (Orchitis) – Ursachen

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Man kann die folgenden Formen einer Orchitis unterscheiden:

  • Hämatogen-metastatisch ‒ als Komplikation von Infektionserkrankungen wie Mumps (Mumpsvirus), Tuberkulose (Mycobacterium tuberculosis) auftretend, wobei die Mumps-Orchitis die häufigste Ursache ist
  • Aszendierend (aufsteigende Infektion) – über den Ductus deferens (Samenleiter) aszendierende Infektion bei vorbestehender Urethritis (Harnröhrenentzündung) oder Prostatitis (Prostataentzündung)
  • Posttraumatisch ‒ nach Verletzungen auftretend

Beachte: Eine isolierte Orchitis tritt viel seltener als eine Epididymitis (Nebenhodenentzündung) auf. Dagegen tritt im Rahmen einer bakteriellen Epididymitis in bis zu 90 % der Fälle eine Begleitorchitis als Folge der Keimaszension ("aufsteigende Infektion") auf.

Neben den oben genannten Formen einer Orchitis gibt es auch sterile Hodenentzündungen. Diese treten in Zusammenhang mit systemischen Autoimmunerkrankungen oder erregerunabhängigen granulomatösen Entzündungen auf. 

Ätiologie (Ursachen)

Biographische Ursachen

  • Lebensalter – im höheren Alter ist eine subvesikale Obstruktion mit konsekutiven Miktionsbeschwerden eine mögliche Ursache einer Orchitis in Kombination mit einer Epididymitis (Nebenhodenentzündung) 

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ungeschützter Geschlechtsverkehr (Epididymitis)

Krankheitsbedingte Ursachen

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Bakterielle Infektionen (ca. 10 % der Fälle):
    • Brucellose (Oberbegriff für Erkrankungen wie der Morbus Bang oder das Malta-Fieber, die durch die Gattung Brucella verursacht werden; Erreger: gramnegative, aerobe Stäbchenbakterien der Gattung Brucella)
    • Syphilis (Lues; eine Geschlechtskrankheit); Erreger: Bakterium Treponema pallidum spp. pallidum
    • Tuberkulose (Schwindsucht; Erreger: Mycobacterium tuberculosis, ein aerobes gram-positives Stäbchen-Bakterium)
    • Typhus (Erreger: Typhusbakterium (Salmonella enterica subsp. enterica Serovar Typhi), ein gram-negatives, begeißeltes Bakterium)
    • Weitere Bakterien wie Chlamydien (gehören zu den häufigsten sexuell übertragbaren Infektionen), E. coli, Klebsiellen (z. B. Klebsiella pneumoniae), Mykoplasmen, Neisseria gonorrhoeae (Gonorrhoe, Tripper; eine Geschlechtskrankheit), Staphylokokken, Streptokokken etc.; diese können zu einer aszendierenden/aufsteigenden Infektion führen
  • Mykotische Infektionen (Pilze; sehr selten!) – Candida albicans, Histoplasma capsulatum
  • Virale Infektionen:
    • Mononukleose (Pfeiffer´sches Drüsenfieber; Erreger: Epstein-Barr-Virus (EBV))
    • Mumps (Erreger: Mumpsvirus) – Orchitis tritt in etwa 18 % der Fälle (wenn keine Mumpsimpfung vorliegt) und üblicherweise etwa 5 bis 10 Tage nach einer Parotitis (Ohrspeicheldrüsenentzündung) auf
    • Weitere Viren wie Coxsackieviren, Echoviren, Rubella (Rötelnvirus), Influenza‑, Varizella-Zoster-Virus (Windpocken und Gürtelrose), humanes Immundefizienzvirus u. a. (Zikavirus?)
  • Parasitäre Infektion:
    • Malaria (Erreger: Plasmodium falciparum, Plasmodium vivax, Plasmodium ovale, Plasmodium malariae und Plasmodium knowlesi), Trichomonas vaginalis

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Posttraumatisch (nach Verletzungen auftretend) – Genitaltrauma, Vasektomie (Sterilisation des Mannes)

Weiteres

  • Systemische Autimmunkrankheiten – Morbus Behçet, systemischer Lupus erythematodes, Purpura Schönlein-Henoch u. a. Vaskulitiden

Medikamente

  • Amiodaron

Umweltbelastung – Intoxikationen (Vergiftungen)

  • Schwermetalle (z. B. Quecksilberverbindungen)