Symptome – Beschwerden
Syphilis

Nur bei circa 50 % der Infizierten treten nachfolgend Symptome auf.

Folgende Symptome und Beschwerden können auf Syphilis hinweisen:

Leitsymptome des Primärstadiums (Lues I)

  • Schmerzloser Primäraffekt mit derbem Randwall (Ulcus durum/Geschwür) an der Eintrittspforte der Erreger (Genitalbereich oder im Mund), welcher auch unbehandelt nach 4-6 Wochen abheilt
  • Regionale Lymphadenopathie (Lymphknotenvergrößerung)

Nach circa drei Wochen bildet sich im Bereich der Eintrittsstelle der Erreger aus einer Papel ein etwa münzengroßer, derber sogenannter Primärulkus "harter Schanker". Dieser Primärulkus kann an jeder Körperstelle auftreten, findet sich jedoch zu über 90 % im Bereich der Genitalien. Es handelt sich typischerweise um eine einzelne, schmerzlose Papel – Erhabenheit der Haut – die rasch erosiv wird und sich verhärtet. Insbesondere am Rand und auf dem Grund des Geschwürs kann man die charakteristische knorpelige Substanz tasten.

Bei heterosexuellen Männern ist der Primäraffekt üblicherweise am Penis lokalisiert, während er bei homosexuellen Männern auch im Analkanal bzw. Enddarm oder im Mund auftreten kann.
Bei Frauen sind die Cervix uteri (Gebärmutterhals) und die Labia pudendi (Schamlippen) die üblichen Stellen der Ersterscheinung. Aus diesen Gründen wird die primäre Syphilis bei Frauen und bei homosexuellen Männern öfter verkannt als bei heterosexuellen Männern. Etwa sechs Wochen nach der Infektion kommt es zum Anschwellen und Entzündung regionaler Lymphknoten, man spricht jetzt vom „syphilitischen Primärkomplex“.

Das Primärulkus heilt im Allgemeinen von 4 bis 6 Wochen ab, die Schwellung der Lymphknoten kann über Monate verbleiben.

Bei etwa 30 % der unbehandelten Syphilisfälle tritt im Laufe von Jahren eine Spontanheilung ein (Oslo-Studie)

Symptome des Sekundärstadiums (Lues II) – beginnt 4-10 Wochen nach der Infektion

  • Hell- bis braunrotes, makulöses (fleckiges) Exanthem (Hautausschlag) am ganzen Körper mit narbenloser Abheilung (Roseolen/kleinfleckige, rote Hautausschläge), ohne Pruritus (Juckreiz)
  • Generalisierte Lymphknotenschwellung
  • Beschleunigte Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG; Entzündungsparameter)
  • Allgemeinsymptome wie Fieber, Kopfschmerzen und Müdigkeit
  • Hepatomegalie (Lebervergrößerung)
  • Anämie (Blutarmut)
  • Polyskleradenitis – Lymphknotenentzündung mit Verhärtung der Lymphknoten
  • Syphilide – Hauterscheinungen verschiedener Art wie beispielsweise ein masernartiges, nicht juckendes Exanthem (Hautausschlag) (palmoplantares Syphilid)
  • Alopecia specifica areolaris – mottenfraßartiger Haarausfall
  • Depigmentierungen – Verlust der Farbpigmente der Haut, vor allem am Hals auftretend
  • Plaques muqueusesdunkelrote Papeln (knötchenartige Veränderung) bzw. Makeln der Mundschleimhaut
  • Leukoplakia oris – weiße, nicht abwischbare Bereiche in der Mundschleimhaut
  • Clavi syphilitici – überschießende Hornhautbildung an Händen und Füßen
  • Condylomata lata – nässende, breitbasig aufsitzende Hautveränderungen (derbe, sehr erregerreiche Papeln)
  • Arteriitis – Entzündung einer Arterien
  • Meningitis (Hirnhautentzündung)
  • Periostitis (Knochenhautentzündung)
  • Iritis – Entzündung der Regenbogenhaut des Auges
  • Icterus syphiliticus praecox – Gelbfärbung der Haut

Symptome des Tertiärstadiums (Lues III)

Die Symptome der Spätsyphilis sind erst etwa fünf bis zehn Jahre nach der Infektion zu beobachten:

  • Meningoenzephalitis (kombinierte Entzündung des Gehirns (Enzephalitis) und der Hirnhäute (Meningitis))
  • Exanthem (Hautausschlag) – hier im Verlauf immer unspezifischere Rezidiv-Exantheme: fleckenartiger, schuppenflechte-ähnlicher Ausschlag an Hand- und Fußsohlen (palmoplantares Syphilid)hier im Verlauf immer unspezifischere Rezidiv-Exantheme: fleckenartiger, schuppenflechte-ähnlicher Ausschlag an Hand- und Fußsohlen (palmoplantares Syphilid)
  • Nässende, wuchernde Papeln im Genital- und Analbereich
  • Angina syphilitica
  • Alopecia specifica – kleinfleckiger Haarausfall
  • Syphilitisches Leukoderm – fleckförmige Entfärbungen der Haut

Es bilden sich Knotensyphilide an der Haut und seltener auch an den Schleimhäuten, die die Tendenz zur Ulkusbildung und narbigen Ausheilung besitzen. Sie können in Form sogenannter Gummen auch die inneren Organe und den Knochen befallen.

Eine Sonderform des Tertiärstadiums stellt die Neurosyphilis (Lues IV) dar, die das Nervensystem betrifft. Im Zuge der Neurosyphilis kommt es zum Befall des Rückenmarks und zum Untergang von grauer Hirnsubstanz.

Eine frühe Form der Neurosyphilis ist die syphilitische Meningitis, die zu folgenden Symptomen führen kann:

  • Kopfschmerzen
  • Intracranielle Druckerhöhung – Steigerung de Hirndrucks
  • Übelkeit/Erbrechen
  • Meningismus (schmerzhafte Nackensteifigkeit)
  • Hirnnervenlähmungen
  • Aphasie (Sprachstörung)
  • Krampfanfälle

Bei fehlender Behandlung führt die Neurosyphilis als Spätzustand zur progressiven Paralyse mit vielen verschiedenen neurologischen Auffälligkeiten. Sie führt innerhalb weniger Jahre zum Tod.

Symptome der progressiven Paralyse beruhen auf der chronischen Enzephalitis mit den nachfolgende beschriebenen Symptomen:

  • Paresen (Lähmungen) von Armen und/oder Beinen
  • Konzentrationsstörungen
  • Gedächtnisstörungen
  • Persönlichkeitsveränderungen
  • Schlafstörungen
  • Psychische Veränderungen
  • Illusionen
  • Wahnvorstellungen
  • Halluzinationen
  • Demenz
  • Zerebrale Ischämien – Durchblutungsstörungen des Gehirns
  • Tremor (Zittern)
  • Inkontinenz – Unfähigkeit, den Harn/ Stuhl zu halten

Weiterhin zu beobachten ist der sogenannte Tabes dorsalis (Rückenmarksschwindsucht). Hierbei degenerieren die Hinterstränge des Rückenmarks, was zu den folgenden Symptomen führt:

  • Einschießende Schmerzen in den Unterbauch und die Beine
  • Ataxie (Gangunsicherheit)
  • Parästhesien (Missempfindungen)
  • Blasenstörungen
  • Mastdarmstörungen
  • Impotenz
  • Areflexie – die Reflexe sind nicht mehr auslösbar
  • Temperaturmissempfinden
  • Verlust des Tiefenschmerzempfindens
  • Optikusatrophie – Schwund des Sehnerven
  • Akkommodationsstörungen – Störungen in der Anpassung des Auges an das scharfe Sehen

Eine weitere Spätkomplikation circa 30 Jahre nach Infektion stellt die Mesaortitis luica dar. Hierbei kommt es zur Zerstörung von glatten Muskelzellen und elastischen Fasern in der Aorta (Hauptschlagader), wodurch diese sich stark erweitern kann (Aneurysma genannt). Eine Ruptur (Riss) der Aorta, die tödlich sein, kommt bei einem Aortenaneurysma bei Syphilis selten vor.
Weiterhin kann durch eine Spätsyphilis eine Atherosklerose
(Arteriosklerose, Arterienverkalkung) auftreten.

Syphilis connata

Diese Form der Syphilis wird ab dem vierten Schwangerschaftsmonat von der infizierten Mutter auf das ungeborene Kind übertragen.

Dies kann im Falle einer Frühsyphilis der Mutter zu einer frühen Totgeburt des Kindes (in etwa 40 %) oder zur Syphilis connata führen.

Säuglinge, die von der Mutter mit Syphilis infiziert wurden, sind meist Frühgeburten.

Symptome der Syphilis connata praecox sind unter anderem:

  • Generalisierte Lymphadenitis (Lymphknotenentzündung)
  • Interstitielle Pneumonie (Lungenentzündung)
  • Iritis Entzündung der Regenbogenhaut des Auges
  • Anämie (Blutarmut)
  • Thrombozytopenie – verminderte Zahl der Thrombozyten (Blutplättchen; wichtig für die Blutgerinnung)
  • Leukozytose – Vermehrung der weißen Blutkörperchen (für die Immunabwehr zuständig)
  • Rhinitis syphilitica (syphilitischer Schnupfen)
  • Oberflächliche Hautabschuppungen
  • Hautläsionen
  • Petechien (Hauteinblutungen)
  • Schleimhautläsionen
  • Condylomata lata – derbe, sehr erregerreiche Papeln
  • Hepatitis (Leberentzündung)
  • Polyskleradenitis – Lymphknotenentzündung mit Verhärtung der Lymphknoten
  • Pemphigus syphiliticus – Blasenbildung auf der Haut
  • Osteochondritis – Knochen- und Knorpelentzündung
  • Perichondritis (Knorpelhautentzündung)
  • Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)
  • Rhagaden (Hauteinrisse), vor allem an den Mundwinkeln und Lippen
  • Bildung von Papeln
  • Eitriger, blutiger Schnupfen durch Befall der Nasenschleimhaut
  • Hepatosplenomegalie (Leber- und Milzvergrößerung)
  • Ikterus (Gelbsucht)

Auch eine späte Form der Syphilis connata ist bekannt und tritt etwa ab dem 3. Lebensjahr auf. Diese Form geht einher mit:

  • Innenohrschwerhörigkeit bis hin zur Taubheit
  • Keratitis parenchymatosa – allergische Reaktion der Hornhaut des Auges mit Sehstörungen
  • Hutchinson-Zähne – verformte Zähne
  • Säbelscheidentibia – Deformierung des Schienbeins
  • Chorioretinitis – Entzündung der Netz- und Aderhaut des Auges
  • Optikusatrophie – Schwund des Sehnerven
  • Korneatrübung – Trübung der Hornhaut
  • Interstitielle Keratitis (Hornhautentzündung)
  • Arthropathien (Gelenkveränderungen)
  • Sattelnase
  • Quadratschädel
  • Stirnhöcker
  • Perforationen von Nasenseptum und Gaumen
  • Mund- und Nasenwinkelrhagaden (Hauteinrisse)
  • Periostitis (Knochenhautentzündung)
  • Asymptomatische Neurosyphilis – Veränderungen des Gehirns, die sich jedoch nur in Liquorveränderungen (Nervenwasser) zeigen

Warnzeichen (red flags)

  • Ein Syphilis-Nachweis bei Kindern kann auf Kindesmissbrauch hinweisen
     
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