Einleitung
Syphilis

Syphilis, auch Lues oder "harter Schanker" genannt (Synonyme: Gumma; Harter Schanker; Konnataler Syphilis; Lues; Neurosyphilis; Progressive Parese; Schaudinn-Krankheit; Spätsyphilis; Syphilis (Lues); Treponema pallidum; Treponemeninfektion; Ulcus durum; ICD-10-GM A52.-: Spätsyphilis; ICD-10-GM A51.-: Frühsyphilis; ICD-10-GM A53.9: Syphilis, nicht näher bezeichnet; ICD-10-GM A50.-: Syphilis connata) gehört zu den sexuell übertragbaren Erkrankungen (engl. STD (sexually transmitted diseases) oder STI (sexually transmitted infections)). Sie wird verursacht durch das Bakterium Treponema pallidum (Spirochätenart).

Der Mensch stellt zurzeit das einzige relevante Erregerreservoir dar.

Vorkommen: Die Infektion tritt weltweit auf.

Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt durch Kontakt genitoanaler oder oraler Schleimhäute (selten der Haut) infizierter Patienten (Sexualkontakte) sowie durch Blut. Als Sonderform der Übertragung des Erregers stellt sich die Syphilis connata dar. Dabei handelt es sich um die Übertragung der Infektion von der Mutter auf das ungeborene Kind (intrauterin), die meist ab dem 4. Schwangerschaftsmonat abläuft. Dies kann im Falle einer Frühsyphilis der Mutter zu einer frühen Totgeburt des Kindes (in etwa 40 %) oder zur Syphilis connata führen.

Der Eintritt des Erregers erfolgt parenteral (der Krankheitserreger dringt nicht über den Darm ein), d. h. hierbei, er kann durch kleinste Verletzungen bei scheinbar gesunder Haut vor allem im Bereich der Genital- und Analschleimhaut in den Körper eintreten.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja.

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt in der Regel 10 Tage bis 3 Monate.

Die erworbene Syphilis wird nach dem Krankheitsverlauf in vier Stadien eingeteilt:

  • Primärstadium – ca. drei Wochen nach der Infektion entsteht das Ulcus durum (eine schmerzlose Verhärtung, die geschwürig zerfällt) an der Eintrittsstelle (sogenannter Primäraffekt); die lokalen Lymphknoten schwellen ebenfalls schmerzlos an (sogenannter Primärkomplex); diese Symptome bilden sich nach 4-6 Wochen auch ohne Therapie zurück.
  • Sekundärstadium – wurde das Primärstadium nicht behandelt, so schreitet die Infektion weiter und macht vielfältige Symptome (Allgemeinsymptome und Hauterscheinungen/kleinfleckiges Exanthem am Körperstamm und an den proximalen Anteilen der Extremitäten; Enanthem: auf den Schleimhäuten befinden sich infektiöse rötliche Papeln (Bläschen/Knötchen; Plaques muqueses); im Bereich des Zungenrückens findet man Plaques lisses); unbehandelt klingen auch diese Beschwerden wieder ab und münden dann nach Monaten oder Jahren (= Latenz) im nachfolgenden Stadium
  • Tertiärstadium (Jahre nach der Erstinfektion) – in diesem Stadium hat sich der Erreger in allen Organen manifestiert, eine Gefahr besteht vor allem in der Beteiligung des zentralen Nervensystems
  • Quartärstadium – progressive (fortschreitende) Paralyse (Erscheinungsform der Neurosyphilis, die als Psychose mit neurologischen Ausfällen verläuft) und die Tabes dorsalis (Entmarkungsprozess des Hinterstrangs und der dorsalen Nervenwurzeln der Spinalnerven; dieses führt zu Störungen des Stellungssinns, Bewegungssinns und des Vibrationsempfindens)

Symptomfreie Phasen werden als Latenz bezeichnet. In Abhängigkeit von der seit der Infektion vergangenen Zeitspanne wird zwischen Früh- und Spätlatenz unterschieden.

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend im Alter zwischen 20 und 50 Jahren, wobei Frauen sich eher im jüngeren Alter (25-29 Jahre) und Männer meist im Alter zwischen 30-39 Jahren anstecken.

Syphilis ist die weltweit am dritthäufigsten sexuell übertragbare Erkrankung (STI; engl. sexually transmitted infections; STD, sexually transmitted diseases).

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) bei Männern liegt nach einem deutlichen Rückgang in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts mit 11,5-13,5 pro 100.000 Einwohner pro Jahr ähnlich hoch wie vor Beginn der AIDS-Ära. Bei den Frauen ist die Inzidenz seit den 1990er-Jahren unter 1 pro 100.000 geblieben. 
Bei Männern, die Sex mit Männern haben (engl. men who have sex with men (MSM)), ist die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) 15-mal höher als bei anderen Männern [1]. Die Anzahl bestätigter Syphilisfälle hat in den letzten Jahren zugenommen.

Die Infektiosität (Ansteckungsfähigkeit) besteht im Primär- und Sekundärstadium sowie während der Frühlatenz (bis etwa ein Jahr nach der Infektion).

Verlauf und Prognose: Zum Verlauf siehe oben unter "Krankheitsverlauf in vier Stadien". Mittels rechtzeitiger adäquater Therapie (Antibiotikagabe) heilt die Erkrankung erfolgreich aus.
Eine Diagnostik und ggf. Therapie der Sexualpartner und -partnerinnen sollte durchgeführt werden.

Beachte: Ca. die Hälfte der Syphilis-Patienten weist gleichzeitig eine HIV-Koinfektion (Doppelinfektion) auf.

Eine Schutzimpfung gegen Syphilis steht bislang nicht zur Verfügung.

In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis des Erregers nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.

Literatur

  1. Tsuboi M et al.: Prevalence of syphilis among men who have sex with men: a global systematic review and meta-analysis from 2000-20. Lancet Global Health July 08, 2021 doi:https://doi.org/10.1016/S2214-109X(21)00221-7

Leitlinien

  1. Tiplica GS et al.: 2015 European guidelines for the management of partners of persons with sexually transmitted infections. JEADV 2015; online 7. Mai 2015
  2. WHO Guidelines for the Treatment of Treponema pallidum (syphilis). ISBN 978 92 4 154980 6 (NLM classification: WC 170) © World Health Organization 2016
  3. S2k-Leitlinie: Sexuell übertragbare Infektionen (STI) - Beratung, Diagnostik, Therapie. (AWMF-Registernummer: 059 - 006), August 2018 Langfassung
  4. S1-Leitlinie: Neurosyphilis. (AWMF-Registernummer: 030 - 101), Mai 2020 Langfassung
  5. S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Syphilis. (AWMF-Registernummer: 059-002), Juni 2021 Langfassung
  6. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung

     
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