Pfeiffersches Drüsenfieber (Infektiöse Mononukleose) – Einleitung

Bei der Epstein-Barr-Virus-Infektion handelt es sich um eine Infektion mit einem Virus aus der Familie der Herpesviren. Man kennt die Erkrankung auch unter dem Namen infektiöse Mononukleose (IM) oder Pfeiffer´sches Drüsenfieber (Synonyme: EBV; EBV-Infektion; Epstein-Barr-Virus-Infektion; Infektiöse Mononukleose (Pfeiffersches Drüsenfieber); Kissing-Disease; Mononucleose; Monozytenangina; Pfeiffersches Drüsenfieber; Studentenkrankheit; ICD-10-GM B27.-: Infektiöse Mononukleose).

Das Epstein-Barr-Virus (EBV) ist ein behülltes, doppelsträngiges DNA-Virus (dsDNA). Es ist ein Gamma-Herpes-Virus und gehört zur Familie Herpesviridae.
Der Erreger ist ein lymphotropes Virus, welches nach einer Erstmanifestation lebenslang latent im Körper verbleibt.

Formen der Epstein-Barr-Virus-Infektion

  • Primäre EBV-InfektionSymptomatische Infektion (Infektiöse Mononukleose)
    • Häufigste Präsentation, besonders bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
    • Symptome umfassen Fieber, Halsschmerzen, geschwollene Lymphknoten, Müdigkeit und Splenomegalie.
  • Asymptomatische Infektion
    • Kommt häufiger bei kleinen Kindern vor, die infiziert werden, ohne Symptome zu zeigen.
  • Chronische aktive EBV-Infektion
    • Seltene, aber schwerwiegende Form, bei der die Symptome über Monate bis Jahre bestehen bleiben.
    • Symptome können chronisches Fieber, Hepatitis, Pneumonitis und Hypersplenismus umfassen.
  • Post-transplantations-Lymphoproliferative Erkrankung (PTLD)
    • Tritt bei immunsupprimierten Patienten nach Organ- oder Stammzelltransplantation auf.
    • Charakterisiert durch unkontrollierte Proliferation von B-Lymphozyten, die EBV-infiziert sind.
  • Atypische Manifestationen
    • Bei immunsupprimierten oder immunkompromittierten Patienten können atypische Manifestationen auftreten, wie schwere Hepatitis, interstitielle Lungenerkrankungen und neurologische Störungen.

Epidemiologie

Vorkommen: Das Virus ist weltweit verbreitet. Die Durchseuchung liegt im Erwachsenenalter bei bis zu 90 % (in Deutschland). In Entwicklungsländern liegt sie schon bei Kleinkindern bei fast 100 %.

Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt vor allem durch Küssen über den Speichel, weshalb die Erkrankung auch häufig "kissing disease" genannt wird. Die Erreger können aber auch aerogen (Tröpfcheninfektion: durch erregerhaltige Tröpfchenkerne (Aerosole) in der ausgeatmeten Luft) übertragen werden sowie durch Schmierinfektion, über Bluttransfusionen oder Knochenmarktransplantationen. Fraglich ist die Übertragung durch Sexualkontakte.

Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt in der Regel zwischen 1 und 6 Wochen (meist 1-3 Wochen bis zu zwei Monate).

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend im jugendlichen Alter (16.-20. Lebensjahr) sowie bei jungen Erwachsenen (dritte, vierte oder fünfte Dekade) auf. Bis zum 30. Lebensjahr ist fast jeder mit dem Virus infiziert, aber nur bei der Hälfte bricht die Erkrankung aus.

Die Dauer der Infektiosität (Ansteckungsfähigkeit) besteht während der akuten Phase der Erkrankung und solange, wie das Virus im Speichel der erkrankten Person nachweisbar ist, was bis zu mehreren Monaten nach der Ansteckung der Fall sein kann.

Die Erkrankung hinterlässt lebenslange Immunität.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Akute Phase

  • Symptome: Halsschmerzen, Petechien am Gaumen, Lymphadenopathie (Lymphknotenerkrankung/vergrößerte Lymphknoten), Splenomegalie (Milzvergrößerung), Fieber, Müdigkeit und allgemeines Unwohlsein.
  • Dauer: Halsschmerzen klingen nach etwa drei Tagen ab, das Fieber hält in der Regel 10 bis 14 Tage an. Die akute Phase kann mehrere Wochen andauern.

Verlauf bei Kindern

  • Bei Kindern verläuft die Infektion meist asymptomatisch oder sehr mild, häufig ohne die typischen Symptome der infektiösen Mononukleose.

Verlauf bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen

  • In dieser Altersgruppe treten die typischen Symptome häufiger auf und die Erkrankung kann intensiver verlaufen. Müdigkeit und allgemeine Abgeschlagenheit können über Wochen bis Monate persistieren.

Verlauf bei immungeschwächten Personen

  • Bei Personen mit Immundefizienz kann der Verlauf schwerwiegender sein, mit einem erhöhten Risiko für Komplikationen wie Hepatitis (Leberentzündung), Lungenentzündung oder neurologische Manifestationen.

Prognose

Spontane Ausheilung

  • Bei Personen mit intaktem Immunsystem heilt die Erkrankung in der Regel spontan innerhalb von 2-3 Wochen ab. Eine vollständige Genesung kann bis zu mehreren Monaten dauern.

Langzeitprognose

  • Immunität: Die Erkrankung hinterlässt eine lebenslange Immunität. Reinfektionen sind selten und verlaufen in der Regel asymptomatisch.
  • Erholung: Die meisten Patienten erreichen spätestens nach 2 bis 3 Monaten wieder einen normalen Aktivitätsgrad. In einigen Fällen kann eine postvirale Erschöpfung (Fatigue) länger anhalten.

Komplikationen

  • Milzruptur: Aufgrund der Splenomegalie besteht ein erhöhtes Risiko für eine Milzruptur (Milzriss). Patienten sollten während der akuten Phase körperliche Anstrengungen und Kontaktsportarten meiden.
  • Autoimmunphänomene: Selten kann EBV mit der Entstehung von Autoimmunerkrankungen assoziiert sein, wie dem systemischen Lupus erythematodes (SLE) oder Multipler Sklerose (MS).
  • Malignome: In sehr seltenen Fällen kann eine EBV-Infektion zur Entwicklung von malignen (bösartigen) Erkrankungen beitragen, wie dem Burkitt-Lymphom, dem nasopharyngealen Karzinom und anderen Lymphomen.

Wiederkehrende Erkrankungen:

  • Obwohl die Erkrankung meistens nach der Erstinfektion lebenslange Immunität hinterlässt, können bei Immunsupprimierten reaktivierte Infektionen auftreten.

Zusammenfassung

Die Epstein-Barr-Virus-Infektion verläuft bei den meisten Menschen mild und heilt innerhalb weniger Wochen spontan aus. Kinder sind oft asymptomatisch, während Jugendliche und junge Erwachsene häufiger symptomatisch erkranken. Die Prognose ist in der Regel gut, besonders bei Personen mit intaktem Immunsystem. Bei immungeschwächten Personen kann die Erkrankung jedoch schwerwiegender verlaufen und eine intensivere medizinische Überwachung erfordern. Langfristig führt die Infektion zu einer lebenslangen Immunität, und die meisten Patienten erholen sich vollständig.

Eine Schutzimpfung gegen eine Epstein-Barr-Virus-Infektion steht bislang nicht zur Verfügung. 

In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig. Eine Meldung ist aber möglich, wenn mehr als zwei schwerwiegende Erkrankungen auftreten, die im zeitlichen Zusammenhang stehen.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung