Einleitung
Tripper (Gonorrhoe)

Bei der Gonorrhoe – umgangssprachlich Tripper genannt – (Synonyme: Clap; Gonokokken; ICD-10-GM A54.-: Gonokokkeninfektion) handelt es sich um eine sexuell übertragbare Erkrankung, die vor allem die Harnwege und die Geschlechtsorgane betrifft. Sie wird durch das gramnegative Bakterium Neisseria gonorrhoeae (Gonokokken) ausgelöst.

Die Erkrankung gehört zu den sexuell übertragbaren Krankheiten (engl. STD (sexually transmitted diseases) oder STI (sexually transmitted infections)).

Der Mensch stellt zurzeit das einzige relevante Erregerreservoir dar.

Vorkommen: Die Infektion tritt weltweit auf. Am häufigsten verbreitet ist sie in den Entwicklungsländern.

Der Erreger ist in der Umwelt instabil, d. h. außerhalb des menschlichen Körpers wird er schnell inaktiv.

Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt fast ausschließlich durch Geschlechtsverkehr.

Häufig bestehen zeitgleich noch andere sexuell übertragbare Infektionen wie Infektionen mit Chlamydien.

Der Eintritt des Erregers erfolgt parenteral (der Krankheitserreger dringt nicht über den Darm ein), d. h. hierbei, er gelangt über die Geschlechtsorgane (genitale Infektion), über den Pharynx (Rachen), das Rektum (Mastdarm) und die Konjunktiva (Bindehäute der Augen) in den Körper.

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja.

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt in der Regel (1)-3-10-(14) Tage. Ein großer Anteil der Betroffenen hat keine Symptome, sodass die Infektion immer weiter verbreitet wird.

Man kann die Gonorrhoe in zwei verschiedene Phasen einteilen:

  • akute Phase – wird beim Mann als "vordere Gonorrhoe" und bei der Frau als "untere Gonorrhoe" bezeichnet
  • chronische Phase – wird beim Mann als "hintere Gonorrhoe" und bei der Frau als "obere Gonorrhoe" bezeichnet

Daneben wird noch von der Neugeborenen Blenorrhoe (Ophthalmia neonatorum) gesprochen. Damit wird eine Entzündung der Augen bei Neugeborenen durch Neisseria gonorrhoeae bezeichnet. Die Infektion tritt durch die Ansteckung durch die Mutter während der Geburt auf.
Um die Neugeborenen Blenorrhoe zu verhindern, erhalten Neugeborene meist eine Vorsorge in Form der sogenannten Crédeschen Prophylaxe. Hierzu wird einprozentige Silbernitratlösung oder ein wässriges Antibiotikum in beide Augen des Neugeborenen getropft. Ohne diese Prophylaxe besteht die Gefahr, dass ein infiziertes Neugeborenes erblindet.

Geschlechterverhältnis: Die Erkrankung wird bei Männern dreimal häufiger diagnostiziert als bei Frauen (in Europa). Dieses ist dadurch begründet, dass fast die Hälfte der Erkrankungen (41 %) Männer betrifft, die Sex mit Männern haben (engl. men who have sex with men (MSM)). Der betroffene Mann bemerkt die Erkrankung sofort infolge der schmerzhaften akuten Urethritis (Harnröhrenentzündung), während die Erkrankung bei Frauen auch asymptomatisch verlaufen kann.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend bei jungen Menschen (zwischen 15 und 24 Jahren; ca. 41 %) und im mittleren Lebensalter (zwischen 25 und 50 Jahren) auf, wobei Frauen eher jünger und Männer eher älter sind.

Gonorrhoe ist die weltweit am zweithäufigsten sexuell übertragbare Erkrankung (STI; engl. sexually transmitted infections; STD, sexually transmitted diseases).

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt 12,6 Fälle pro 100.000 Einwohner pro Jahr (Europa). Bestätigte Fälle von Gonorrhoe in Europa nehmen seit Jahren zu. Mehr als der Hälfte der Fälle wurde auf gleichgeschlechtliche Sexualkontakte zwischen Männern (MSM) zurückgeführt.

Die Erkrankung führt nicht zu einer Immunität.

Verlauf und Prognose: Häufig verläuft die Erkrankung symptomlos (vor allem bei der Frau). Ohne adäquate Therapie kann es zu Komplikationen wie Sterilität (Unfruchtbarkeit) kommen.
Eine Diagnostik und ggf. Therapie der Sexualpartner und -partnerinnen sollte durchgeführt werden.

Eine Schutzimpfung gegen Gonorrhoe steht bislang nicht zur Verfügung.

In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig.

Seit 01.03.2020 ist der Nachweis von Infektionen mit Neisseria gonorrhoeae mit verminderter Empfindlichkeit und Resistenz gegenüber Azithromycin, Cefixim oder Ceftriaxon gemäß §7 Abs. 3 des Infektionsschutzgesetzes (IfSG) meldepflichtig (www.rki.de/gonorrhoe).

Leitlinien

  1. Tiplica GS et al.: 2015 European guidelines for the management of partners of persons with sexually transmitted infections. JEADV 2015; online 7. Mai 2015
  2. WHO Guidelines for the Treatment of Neisseria gonorrhoeae. ISBN 978 92 4 154969 1 (NLM classification: WC 150) © World Health Organization 2016
  3. S2k-Leitlinie: Sexuell übertragbare Infektionen (STI) - Beratung, Diagnostik, Therapie. (AWMF-Registernummer: 059 - 006), August 2018 Langfassung
  4. S2k-Leitlinie: Diagnostik und Therapie der Gonorrhoe. (AWMF-Registernummer: 059-004), Dezember 2018 Langfassung
  5. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung

     
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