Einleitung
Cytomegalie

Beim humanen Cytomegalievirus (HCMV) (Synonyme: Humanes Herpes-Virus 5 (HHV 5), Zytomegalievirus (ZMV) oder Cytomegalievirus/Cytomegalovirus (CMV) bezeichnet; CMV-Infektion; Cytomegalie-Virus; Cytomegaly; Einschlusskörperchenkrankheit; Speicheldrüsen-Viruskrankheit; Zytomegalie; Zytomegalie-Virus; ICD-10-GM B25.-: Zytomegalie) handelt es sich um ein behülltes, doppelstrangiges DNA-Virus, welche zur Familie der Herpesviridae gehört.

Der Mensch stellt zurzeit das einzige relevante Erregerreservoir dar.

Vorkommen: Die Infektion tritt weltweit auf. Die Durchseuchung der erwachsenen Bevölkerung beträgt in Europa bis zu 50 % und ca. 90 % in den Entwicklungsländern.

In 0,5-4 % der Schwangerschaften infiziert sich eine Frau erstmals kurz vor oder während einer Schwangerschaft mit dem Cytomegalievirus (CMV).

Die Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers) ist hoch; die Pathogenität (Fähigkeit krank zu machen) allerdings ist bei immunkompetenten Patienten gering.

Saisonale Häufung der Erkrankung: Die Cytomegalie tritt gehäuft im Sommer auf.

Die Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt hauptsächlich über Körperflüssigkeiten wie Speichel, Blut oder Samenflüssigkeit. Auch ist eine Übertragung diaplazentar ("über die Plazenta/Mutterkuchen") und im Rahmen von Organtransplantationen oder Bluttransfusionen möglich.
Abhängig vom Gestationsalter (Schwangerschaftsalter) lag die maternofetale Transmissionsrate (Übertragung von Mutter auf das Ungeborene) im ersten Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) bei 30 %, im zweiten und dritten Trimenon erhöhte sie sich auf 38 und 72 % [2].

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja

Die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) beträgt durchschnittlich 1-2 Wochen (2-35 Tage), kann jedoch aufgrund der meist asymptomatischen Verläufe nicht genauer bestimmt werden.

Die Krankheitsdauer beträgt in der Regel ca. 8 Tage

Es können folgende Formen der Infektion mit dem Cytomegalievirus auftreten:

  • Pränatale Infektion – Infektion des ungeborenen Kindes über die Mutter vor der Geburt (= intrauterine Infektion)
  • Perinatale Infektion – Infektion des Kindes während der Geburt über die Mutter; das Risiko für einen Abort (Fehlgeburt) und Missbildungen ist erhöht; die meisten Kinder kommen gesund zur Welt
  • Postnatale Infektion – Infektion nach der Geburt bei Neugeborenen/Kindern; bei CMV-positiven Müttern ist das Virus auch in der Muttermilch nachweisbar (Gefahr für Frühgeborene mit Geburtsgewicht < 1.500 g [1])

Hinweis: Das CMV ist der häufigste Erreger kongenitaler (angeborener) Infektionen.
Die Primärinfektion tritt meistens bereits im frühen Kindesalter auf.

Häufigkeitsgipfel: vorwiegend Kinder

Die Dauer der Infektiosität (Ansteckungsfähigkeit) besteht ab 2-3 Tage vor und während der Symptomatik; Virusnachweis im Stuhl bis zu mehreren Wochen

Deutschland gilt als CMV-Niederprävalenzland (Definition: 50-70%ige CMV-Seroprävalenz) (prozentuale Anzahl der serologisch positiv getesteten Patienten) [3].
Die Seroprävalenz von Schwangeren liegt in Deutschland bei 42 %.

Das Virus persistiert lebenslang, was bedeutet, dass das Virus nach einer Infektion lebenslang im Körper verbleibt und bei Schwächung der Abwehrlage zu erneuten Infektion führen kann.

Die Immunität ist typenspezifisch.

Verlauf und Prognose: Die meisten Infektionen verlaufen asymptomatisch, das heißt, ohne Beschwerden zu verursachen, bzw. milde. Eine besondere Stellung nimmt jedoch die Infektion von Schwangeren und immundefizienten (abwehrgeschwächten) Personen ein, bei denen die Infektion zu einer schweren Erkrankung bis zum Tode führen kann.

Beachte:

  • Die maternale Primärinfektion ("mütterliche Erstinfektion) geht mit Transmissionsraten ("Übertragung des Erregers") bis zu 70 % einher. Diese ist, unabhängig vom Verlauf der Infektion, mit einer Infektion des Fetus gleichzusetzen (s. u. "Symptome – Beschwerden/Maternofetales Transmissionsrisiko in Abhängigkeit vom Zeitpunkt der maternalen Primärinfektion").
  • Cytomegalie ist mit ca.1 % aller neugeborenen Kinder die häufigste intrauterine Infektion (über die Mutter erworbene Erkrankung). 
  • Das CMV gehört nach einer Lungentransplantation (wg. Immunsuppression) neben Bakterien zu den häufigsten Auslösern einer Lungenentzündung (CMV-Pneumonie).

Eine Schutzimpfung gegen Cytomegalie steht bislang nicht zur Verfügung. 

In Deutschland ist die Erkrankung nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) nicht meldepflichtig

Literatur

  1. Josephson CD et al.: Blood Transfusion and Breast Milk Transmission of Cytomegalovirus in Very Low-Birth-Weight Infants A Prospective Cohort Study. JAMA Pediatr. Published online September 22, 2014. doi:10.1001/jamapediatrics.2014.1360
  2. Enders G, Daiminger A, Bäder U, Exler S, Enders M: Intrauterine transmission and clinical outcome of 248 pregnancies with primary cytomegalovirus infection in relation to gestational age. J Clin Virol 2011 Nov;52(3):244-6. doi: 10.1016/j.jcv.2011.07.005. Epub 2011 Aug 5.
  3. Manicklal S, Emery VC, Lazzarotto T, Boppana SB, Gupta RK: The „silent“ global burden of congenital cytomegalovirus. Clin Microbiol Rev 2013 Jan;26(1):86-102. doi: 10.1128/CMR.00062-12.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung

     
Wir helfen Ihnen in jeder Lebenslage
Die auf unserer Homepage für Sie bereitgestellten Gesundheits- und Medizininformationen ersetzen nicht die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt.
DocMedicus Suche

 
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
   -
ArztOnline.jpg
 
DocMedicus                          
Gesundheitsportal

Unsere Partner DocMedicus Verlag