Masern (Morbilli) – Einleitung

Bei den Masern handelt es sich um eine Infektionserkrankung, die durch das Morbillivirus (Masernvirus; aus der Familie der Paramyxoviridae, Gattung Morbilliviren) verursacht wird. Sie zählt neben den Infektionserkrankungen wie Mumps oder Windpocken zu den typischen Kinderkrankheiten.

Synonyme und ICD-10: Masernvirus Infektion; Measels; Morbilli (Masern); ICD-10-GM B05.-: Masern

Formen der Erkrankung

Die Maserninfektion kann in verschiedene Phasen unterteilt werden:

Inkubationszeit

  • Dauer: 8-10 Tage bis zum Beginn des katarrhalischen Stadiums und 14 Tage bis zum Ausbruch des Exanthems.
  • Keine spezifischen Symptome in dieser Phase.

Prodromalphase

  • Symptome: Unspezifische Entzündung der oberen Atemwege, Fieber, Husten, Rhinitis (Nasenschleimhautentzündung), Konjunktivitis (Bindehautentzündung).
  • Kennzeichen: Auftreten der Koplik-Flecken (kleine weiße Flecken mit rotem Hof an der Mundschleimhaut).
  • Dauer: Etwa 3-4 Tage.

Exanthem-Stadium

  • Beginn: Etwa 14 Tage nach Infektion.
  • Symptome: Rötlicher Hautausschlag (Exanthem), der typischerweise im Gesicht beginnt und sich über den Körper ausbreitet.
  • Dauer: 4-7 Tage.
  • Komplikationen: Möglicherweise Otitis media (Mittelohrentzündung), Pneumonie (Lungenentzündung) oder postinfektiöse Enzephalitis (Gehirnentzündung).

Rekonvaleszenz (Genesung)

  • Symptome: Abklingen des Ausschlags, Erholung.
  • Dauer: Variiert, oft mehrere Wochen.
  • Kennzeichen: Hyperpigmentierung und Schuppung der Haut.

Epidemiologie

Erregerreservoir: Der Mensch stellt zurzeit das einzige relevante Erregerreservoir dar.

Vorkommen: Die Erkrankung tritt weltweit auf, am häufigsten in den Entwicklungsländern. In Deutschland nimmt die Häufigkeit durch eine empfohlene Impfung weiter ab.

Kontagiosität

  • Die Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers) ist sehr hoch. Masern gehört zu den ansteckendsten Krankheiten überhaupt.
  • Kontagiositätsindex: Der Kontagiositätsindex für das Masernvirus liegt bei 0,95, das heißt, dass 95 von 100 ungeimpften Personen nach dem Kontakt mit einem Masern-Infizierten infiziert werden.
  • Manifestationsindex: Ca. 95 % der Masern-Infizierten erkranken erkennbar an Masern.

Saisonale Häufung: Masern treten gehäuft von April bis Juli auf.

Übertragungswege: Die Übertragung des Erregers erfolgt über Tröpfchen, die beim Husten und Niesen entstehen und beim Gegenüber über die Schleimhäute der Nase, des Mundes und ggf. des Auges aufgenommen werden (Tröpfcheninfektion) bzw. aerogen (durch erregerhaltige Tröpfchenkerne (Aerosole) in der ausgeatmeten Luft) oder durch Kontakt zu infektiösem Material wie Sekret aus der Nase.

Häufigkeitsgipfel

  • Die Erkrankung tritt vorwiegend im Kleinkind- und Schulkindesalter auf. Mit zunehmendem Alter nimmt sie wieder ab.
  • In Deutschland tritt fast jede zweite Masernerkrankung inzwischen bei Erwachsenen auf.

Inzidenz (Häufigkeit an Neuerkrankungen)

  • Ca. 30 Millionen Menschen erkranken weltweit jährlich an Masern.
  • Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 2 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr. Das Erreichen einer Maserneliminierung wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit einer Inzidenz von weniger als 0,1 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr gleichgesetzt. In den USA und Finnland ist dieses Ziel bereits erreicht.

Dauer der Infektiosität

  • Die Infektiosität besteht von 5 Tagen vor Auftreten des Exanthems bis zu 4 Tagen nach Exanthembeginn.
  • Die Erkrankung hinterlässt lebenslange Immunität. Reinfektionen, insbesondere nach Impfung, sind möglich.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Inkubationszeit: Keine spezifischen Symptome.
  • Prodromalphase: Fieber, Husten, Rhinitis (Nasenschleimhautentzündung), Konjunktivitis (Bindehautentzündung), Koplik-Flecken.
  • Exanthem-Stadium: Rötlicher Hautausschlag, der sich vom Gesicht über den Körper ausbreitet, begleitet von hohem Fieber.
  • Rekonvaleszenz: Abklingen des Ausschlags, Erholung, jedoch mögliche Hyperpigmentierung und Schuppung der Haut.

Eine unkomplizierte Maserninfektion ist nach ungefähr einer Woche ausgeheilt.

Komplikationen

  • Otitis media: Mittelohrentzündung, häufig bei Kindern unter 5 Jahren.
  • Pneumonie: Lungenentzündung, eine häufige und ernste Komplikation.
  • Postinfektiöse Enzephalitis: Gehirnentzündung, die bei ungefähr 0,1 % der Erkrankten auftritt, mit einer Letalität von 10-20 %.
  • Immuninsuffizienz: Vorübergehende Schwächung des Immunsystems, die bakterielle Superinfektionen begünstigt.

Prognose

  • Unkomplizierte Masern: Nach etwa einer Woche ausgeheilt.
  • Schwere Fälle: Abhängig vom Allgemeinzustand und Komplikationen.
  • Langzeitprognose: Lebenslange Immunität nach durchgemachter Infektion, aber Risiko für schwere Komplikationen insbesondere bei immungeschwächten Patienten.

Impfung: Eine Schutzimpfung gegen Masern ist verfügbar. Auch bei ungeimpften, ansonsten gesunden Personen, kann nach der Ansteckung der Ausbruch der Erkrankung durch eine rechtzeitige Impfung noch verhindert werden.

In Deutschland ist der direkte oder indirekte Nachweis des Erregers nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG) namentlich meldepflichtig, soweit die Nachweise auf eine akute Infektion hinweisen.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Labordiagnostik schwangerschaftsrelevanter Virusinfektionen. (AWMF-Registernummer: 093-001), Oktober 2021 Langfassung