Ursachen
Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)

Pathogenese (Krankheitsentstehung)

Ursache der chronischen peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK) (der unteren Extremitäten) ist in ca. 95 % der Fälle eine Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung). In seltenen Fällen liegt eine entzündliche Ursache vor.

Die Atherosklerose entsteht wahrscheinlich initial durch Fettstreifen. Dabei sammeln sich Lipoproteine in der Intima ("innere Wandschicht") an. Zusätzlich werden Leukozyten/weiße Blutkörperchen (Lympho- und Monozyten) aktiviert, sich in der Intima auszubreiten. Aus den Monozyten entstehen Schaumzellen, die vermehrt Zytokine (Proteine bezeichnet, die das Wachstum und die Differenzierung von Zellen) und Wachstumsfaktoren bilden und zu Zellnekrosen (Tod einer Zelle durch Schädigung der Zellstruktur) führen. Gleichzeitig kommt es zu einer Zerstörung der Struktur des Gefäßabschnitts, wo es dann zu Bindegewebswucherung und Einlagerung weiterer Lipide kommt.
Durch eine gleichzeitig ablaufende Permeabilitätssteigerung mit folgender Endothelschädigung kommt es unabhängig vom oben aufgeführten Pfad zu einer weiteren Ansammlung von "Zellmüll", der sich an strukturgestörten Gefäßstelle ablagert. Ergebnis dieser Umbauvorgänge ist die Einschränkung des Arteriendurchmessers.

Die Pathogenese der Atherosklerose ist unter dem gleichnamigen Thema umfassend dargestellt.

Die Claudicatio intermittens ist nun durch eine durch Belastung ausgelöste Hypoxie (Sauerstoffmangel) der Beinmuskulatur bedingt.

Ätiologie (Ursachen) der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit (pAVK)

Biographische Ursachen

  • Lebensalter – zunehmendes Alter: höchste Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) im sechsten und siebten Lebensjahrzehnt

Verhaltensbedingte Ursachen

  • Ernährung
    • Mikronährstoffmangel (Vitalstoffe) – siehe Prävention mit Mikronährstoffen
  • Genussmittelkonsum 
    • Tabak (Rauchen) – relative Risiko von Rauchern für pAVK war mehr als doppelt so hoch wie ihr Risiko für koronare Herzkrankheit (KHK) und Apoplex (Schlaganfall); beim pAVK-Risiko dauerte es ca.30 Jahre bis sich das Risiko wieder normalisierte; beim KHK-Risiko nach zwanzig rauchfreien Jahren und das Apoplexrisiko normalisierte sich innerhalb von fünf bis zwanzig Jahren [2].
  • Psycho-soziale Situation
    • Negativer Stress am Arbeitsplatz erhöhtes Risiko für eine schwere schwere pAVK in ähnlicher Weise wie für einen Apoplex (Schlaganfall) und Myokardinfarkt (Herzinfarkt) [3]

Krankheitsbedingte Ursachen

  • Diabetes mellitus (88 % erhöhtes Risiko für eine pAVK [1])
  • Hyperfibrinogenämie – erhöhter Gehalt an Fibrinogen im Blut
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Niereninsuffizienz (Nierenschwäche)

Labordiagnosen – Laborparameter, die als unabhängige Risikofaktoren gelten 

  • C-reaktives Protein (CRP)
  • Glomeruläre Filtrationsrate (GFR)
  • Hypercholesterinämie – erhöhter Cholesterin-Blutfettspiegel
  • Hyperhomocysteinämie – erhöhte Konzentration der Aminosäure Homocystein im Blut

Ätiologie (Ursachen) der Claudicatio intermittens

Ursachen stenosierender ("verengender") und /oder okklusiver ("verschließender") arterieller Läsionen in den unteren Extremitäten, die zu einer Claudicatio intermittens führen können:

  • Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)
  • Aortenisthmusstenose (ISTA; Synonym: Koarktation der Aorta: Coarctatio aortae) – Einengung der Aorta (Körperhauptschlagader) im Bereich des Aortenbogens
  • Claudicatio spinalis – Schmerzsyndrom bei zu engem Spinalkanal im Bereich der Lendenwirbelsäule
  • Fibromuskuläre Dysplasie – Strukturveränderungen in der Wand der Arterien, die zu Verengungen des Gefäßdurchmessers führen
  • Kongenitale (angeborene) oder erworbene Gefäßmissbildungen
  • Kompressionssyndrome, z. B.: Entrapment-Syndrom (Synonym: Popliteakompressionssyndrom; engl.: popliteal artery entrapment syndrome, PAES) – Durchblutungsstörung des Unterschenkels, die auf einer Schädigung der Arteria poplitea (Kniekehlenarterie) beruht
  • Gefäßtumor
  • Periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK)
  • Periphere Embolie (kann auch zur akuten Ischämie/Minderdurchblutung führen)
  • Poplitealzyste (Aussackung der Gelenkkapsel in die Kniekehle und den Unterschenkel hinein)
  • Popliteaaneurysma (krankhafte Erweiterung der Kniekehlenschlagader)
  • Pseudoxanthoma elasticum (PXE, Synonym: Grönblad-Strandberg-Syndrom) – autosomal-dominant oder -rezessiv vererbte Erkrankung, bei der die elastischen Fasern des Bindegewebes durch Einlagerung von Mineralstoffen (Calcium) verändert werden
  • Primäre Gefäßtumoren 
  • Thrombangiitis obliterans (Synonyme: Endarteriitis obliterans, Morbus Winiwarter-Buerger, Von-Winiwarter-Buerger-Krankheit, Thrombangitis obliterans) ‒ Vaskulitis (Gefäßerkrankung), die mit rezidivierenden (wiederkehrenden) arteriellen und venösen Thrombosen (Blutgerinnsel (Thrombus) in einem Blutgefäß) einhergeht; Symptome: belastungsabhängige Schmerzen, Akrozyanose (Blaufärbung der Körperanhänge) und trophische Störungen (Nekrose/ Gewebeschäden, die durch das Absterben von Zellen entstehen und Gangrän der Finger und Zehen im fortgeschrittenen Stadium)
  • Takayasu-Arteriitis (granulomatöse Vaskulitis des Aortenbogens und der abgehenden großen Gefäße; fast ausschließlich bei jungen Frauen)
  • Vaskulitis ( entzündlich-rheumatische Erkrankungen, die zu einer Entzündung der Gefäße führt)
  • Zystische Adventitiadegeneration – seltene Gefäßerkrankung, die vor allem in der Arteria poplitea zu Stenosen (Einengungen) oder Obstruktionen (Verschlüssen) durch zystische Formationen in der Adventitia führen kann
  • Trauma oder Strahlenschäden

Medikamente

  • Aceclofenac ist ähnlich wie Diclofenac und die selektiven COX-2-Inhibitoren mit einem erhöhten Risiko arterieller thrombotischer Ereignisse assoziiert [Quelle: Rote-Hand-Briefe; BfArM]. 

Literatur

  1. Fowkes FG, Rudan D, Rudan I, et al. Comparison of global estimates of prevalence and risk factors for peripheral artery disease in 2000 and 2010: a systematic review and analysis. Lancet 2013; 382: 1329-40
  2. Matsushita K et al.: Cigarette Smoking, Smoking Cessation, and Long-Term Risk of 3 Major Atherosclerotic Diseases. Journal of the American College of Cardiology 2019. https://doi.org/10.1016/j.jacc.2019.05.049
  3. Heikkilä K et al.: Job Strain as a Risk Factor for Peripheral Artery Disease: A Multi-Cohort Study. J Am Heart Assoc 2020;9:e013538
     
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