Angststörungen – Prävention

Zur Prävention der Angststörungen muss auf eine Reduktion individueller Risikofaktoren geachtet werden.

Verhaltensbedingte Risikofaktoren

  • Ernährung
    • Unausgewogene Ernährung – Mikronährstoffmangel, insbesondere an Magnesium, B-Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren, erhöht das Risiko für Angststörungen.
  • Genussmittelkonsum
    • Alkohol – Chronischer Alkoholmissbrauch (Frau: > 40 g/Tag; Mann: > 60 g/Tag) erhöht das Risiko für Angststörungen.
    • Nikotin – Rauchen führt zu einer Dysregulation des Stresssystems und begünstigt Angstsymptome.
    • Koffein – Übermäßiger Konsum koffeinhaltiger Getränke verstärkt die sympathische Erregung und begünstigt Angstzustände.
  • Drogenkonsum
    • Amphetamine – Substanzen wie Ecstasy (MDMA) oder Methamphetamine („Crystal Meth“) überstimulieren das sympathische Nervensystem und fördern Angstzustände.
    • Cannabis – Längerer Konsum kann zu Angstzuständen und Panikattacken führen.
    • Halluzinogene – Substanzen wie LSD oder Psilocybin können akute und anhaltende Angstreaktionen auslösen.
    • Heroin – Der Konsum und insbesondere der Entzug verstärken Angststörungen.
    • Kokain – Stark sympathomimetische Wirkung führt zu Angst- und Paniksymptomen.
    • Phencyclidin (PCP, „Angel Dust“) – Dissoziative Symptome können Angstzustände hervorrufen.
  • Psycho-soziale Situation
    • Stress – Chronische Belastungen, wie beruflicher oder privater Stress, begünstigen das Auftreten von Angststörungen.
    • Traumatische Erlebnisse – Frühe Kindheitstraumata oder akute Lebensereignisse wie Unfälle erhöhen das Risiko.
    • Soziale Isolation – Fehlende soziale Unterstützung verschlechtert die Stressbewältigung und fördert Ängste.
    • Perfektionismus – Übermäßige Selbstansprüche erhöhen die Anfälligkeit für Ängste.
  • Übergewicht
    • Adipositas (BMI ≥ 25) – Körperliche Inaktivität und Übergewicht erhöhen das Risiko für Stress und Angststörungen durch hormonelle Dysregulationen.

Medikamente

  • Anticholinergika (Aclidinium, Biperiden, Darifenacin, Glycopyrronium, Ipratropiumbromid, Metixen, Methantheliniumbromid, Oxybutynin, Phenoxybenzamin, Propiverin, Scopolamin, Solifenacin, Tiotropium, Tolterodin, Trihexyphenidyl, Trospiumchlorid, Umeclidinium)
  • Antiepileptika
    • AMPA-Rezeptor-Antagonist (Perampanel)
  • Antivirale Medikamente (Foscarnet)
  • Anxiolytika*
  • Benzodiazepin-Antagonist (Flumazenil)
  • HCV-Proteaseinhibition (Boceprevir)
  • Hypnotika*
  • Sedativa*
  • Stimulantien*
  • Medikamentenabhängigkeit jeder Art

*Substanzinduzierte Angststörung

Präventionsfaktoren (Schutzfaktoren)

Zur Prävention von Angststörungen ist die Reduktion individueller Risikofaktoren von zentraler Bedeutung.

  • Ernährung
    • Mikronährstoffreiche Ernährung – Eine ausreichende Zufuhr von Magnesium, B-Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren fördert die Stressregulation und unterstützt die Nervenfunktion.
    • Stabile Blutzuckerwerte – Regelmäßige Mahlzeiten beugen Hypoglykämie (Unterzuckerung) vor, die Angstzustände begünstigen kann.
  • Mikronährstoffe
    • Vitamin D – Serum-25(OH)D-Spiegel < 30 ng/ml sind mit höherem Risiko für depressive und Angst-Symptome assoziiert; Supplementation kann neuroinflammatorische Prozesse modulieren.
    • B-Vitamine (B1, B6, B12, Folat) – Essenziell für die Neurotransmittersynthese und Homocysteinregulation; ein Mangel ist mit erhöhter Stressanfälligkeit assoziiert. Bei erniedrigten Spiegeln gezielte Supplementation gemäß Referenzwerten.
    • Magnesium – Wirkt stabilisierend auf das Nervensystem, moduliert die Stresshormonachse und kann bei Serumwerten < 0,75 mmol/l supplementiert werden (empfohlene Zufuhr: 300-400 mg/Tag).
    • Zink – Beteiligt an der Regulation der Glutamatergen Neurotransmission; niedrige Serumspiegel sind mit erhöhter Angstsymptomatik korreliert (Empfehlung: 8-11 mg/Tag).
    • Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure (EPA)/Docosahexaensäure (DHA)) – Antiinflammatorische und neuroprotektive Effekte; bei täglicher Zufuhr ≥ 1 g kann eine Reduktion von Angstsymptomen unterstützt werden.
    • L-Theanin (sekundärer Pflanzenstoff aus Grüntee) – Fördert Alpha-Wellen-Aktivität im EEG und reduziert subjektive Anspannung, ohne sedierende Wirkung.
  • Genussmittelkonsum
    • Verzicht auf Alkohol – Reduktion des Alkoholkonsums verhindert eine Fehlregulation des Stresssystems.
    • Tabakkarenz – Der Verzicht auf Nikotin senkt die allgemeine Stressbelastung und verbessert die psychische Stabilität.
    • Vermeidung von Koffein – Ein eingeschränkter Konsum koffeinhaltiger Getränke reduziert die sympathische Erregung.
    • Drogenabstinenz – Der Verzicht auf Stimulanzien wie Amphetamine oder Cannabis reduziert die Gefahr für Angstzustände und Panikattacken.
  • Körperliche Aktivität
    • Regelmäßiger Sport – Körperliche Aktivität zeigt eine nachweislich signifikante Auswirkung auf die akute Angst („State-Angst“) und unterstützt die Stressreduktion [1].
    • Ausdauersport – Aktivitäten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen helfen, das Nervensystem zu stabilisieren.
    • Yoga und Atemübungen – Unterstützen die mentale Entspannung und reduzieren Angstsymptome.
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Sekundärprävention

Die Sekundärprävention konzentriert sich auf die frühzeitige Erkennung von Angststörungen und gezielte Gegenmaßnahmen.

  • Früherkennung und Diagnostik
    • Screening-Verfahren – Einsatz von validierten Fragebögen zur Erfassung von Angstsymptomen (z. B. GAD-7).
    • Psychische Anamnese – Frühzeitige Erkennung von Risikofaktoren wie Stress, Traumata oder Medikamentenmissbrauch.
  • Verhaltensinterventionen
    • Stressbewältigungstraining – Erlernen von aktiven Stressbewältigungsstrategien zur Reduktion von Angst.
    • Atemtechniken und Entspannungsverfahren – Zwerchfellatmung, progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen zur akuten Angstbewältigung.
  • Therapeutische Ansätze
    • Psychotherapie – Frühzeitiger Beginn einer kognitiven Verhaltenstherapie (KVT) zur Vermeidung von Chronifizierung.
    • Medizinische Abklärung – Kontrolle von Medikamenteneinflüssen und körperlichen Faktoren wie Mikronährstoffmangel.
  • Mikronährstoffbasierte Therapieansätze
    • Vitamin D – Ausgleich eines Mangels (< 30 ng/ml) zur Unterstützung der neuroimmunologischen Stabilität.
    • B-Vitamine (B6, B12, Folat) – Korrektur von Mängeln zur Verbesserung der Neurotransmitterbalance; insbesondere B6 bei erhöhter Tryptophan-zu-Serotonin-Umwandlung relevant.
    • Magnesium – Bei nachgewiesenem Mangel (< 0,75 mmol/l) zur Reduktion neuromuskulärer Übererregbarkeit.
    • Zink – Supplementation bei Serumspiegeln < 70 µg/dl kann Glutamat-induzierte Übererregung reduzieren.
    • Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) – Klinische Studien zeigen anxiolytische Effekte bei ≥ 1 g EPA/DHA pro Tag, insbesondere als Add-on zu Psychotherapie.
    • L-Theanin – In klinischen Pilotstudien hilfreich zur Akutreduktion von Anspannung, insbesondere vor angstbesetzten Situationen.

Tertiärprävention

Die Tertiärprävention fokussiert sich auf die langfristige Kontrolle und die Minimierung von Folgeschäden durch chronische Angststörungen.

  • Langzeittherapie
    • Psychotherapie – Regelmäßige kognitive Verhaltenstherapie zur Stabilisierung der psychischen Gesundheit.
    • Medikamentöse Behandlung – Einsatz von selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI) bei schwerer chronischer Angst.
  • Lebensstilinterventionen
    • Körperliche Aktivität – Regelmäßige Bewegung zur Verbesserung der Stressregulation und psychischen Gesundheit.
    • Triggerreduktion – Identifikation und Vermeidung von auslösenden Faktoren wie Koffein oder Alkohol.
  • Psychosoziale Unterstützung
    • Selbsthilfegruppen – Austausch mit anderen Betroffenen zur Förderung von Akzeptanz und Unterstützung.
    • Soziale Netzwerke stärken – Verbesserung der sozialen Einbindung und emotionale Unterstützung.
  • Mikronährstoffbasierte Langzeitstrategien
    • Vitamin D – Langfristige Zielwerte zwischen 40-60 ng/ml unterstützen neuroprotektive und antiinflammatorische Prozesse.
    • B-Vitamine – Dauerhafte Sicherstellung der Bedarfsdeckung zur kontinuierlichen Unterstützung der Neurotransmitterhomöostase.
    • Magnesium – Erhalt einer stabilen Versorgung zur langfristigen Dämpfung stressinduzierter Hyperaktivität des Nervensystems.
    • Zink – Langzeitversorgung im optimalen Referenzbereich (80–120 µg/dl) stabilisiert die glutamaterge Signalübertragung.
    • Omega-3-Fettsäuren (EPA/DHA) – Erhalt einer täglichen Zufuhr von ≥ 1 g EPA/DHA zur Unterstützung der neuronalen Membranfunktion und Reduktion chronischer Entzündung.
    • L-Theanin – Als Bestandteil einer entspannten Alltagsroutine zur Unterstützung einer ausgeglichenen Grundanspannung.

Literatur

  1. Ensari I, Greenlee TA, Motl RW, Petruzzello SJ: Meta-analysis of acute exercise effects on state anxiety: an update of randomized controlled trials over the past 25 years. Depress Anxiety 2015;32:624-634. https://​doi.​org/​10.​1002/​da.​22370