Trigeminusneuralgie – Einleitung

Die Trigeminusneuralgie (TN, TGN) ist eine Form des Gesichtsschmerzes. Es handelt sich dabei um einen meist einseitigen wiederkehrenden Gesichtsschmerz, der mit plötzlich einschießenden, reißenden und brennenden Schmerzattacken einhergeht.

Synonyme und ICD-10: Gesichtsneuralgie des Trigeminus; Supraorbitalneuralgie; Tic douloureux; Trigeminusneuropathie; ICD-10-GM G50.0: Trigeminusneuralgie

Die Trigeminusneuralgie und die Trigeminusneuropathie gehören zum orofazialen Schmerzsyndrom.

Die Trigeminusneuralgie ist gekennzeichnet durch Schmerzattacken im Versorgungsgebiet eines oder mehrerer Äste des Nervus trigeminus, die einige Sekunden bis zu maximal 2 Minuten andauern können. Der Trigeminus-Nerv teilt sich in drei Hauptäste, von denen am häufigsten der zweite und/oder dritte Ast (Bereich Wange/Unterkiefer/Kinn) betroffen sind. Beidseitige Trigeminusneuralgien sind eher selten (3 % der Fälle).

Die Schmerzattacken können mehrmals am Tag auftreten und das über Wochen und Monate hinweg. Sie treten durch Reize wie Kauen oder Zähneputzen getriggert, jedoch auch aus völliger Ruhe heraus auf. Dazwischen liegen Phasen, die frei von Schmerzattacken sind.

Formen der Trigeminusneuralgie

  • idiopathische Trigeminusneuralgie ohne Nachweis einer neurovaskulären Kompression/Gefäß-Nerven-Kompression – häufigere Form; tritt überwiegend einseitig auf
  • klassische Trigeminusneuralgie mit Nachweis einer neurovaskulären Kompression mit morphologischen Ver­änderungen der Wurzel des Trigeminusnervs  
  • sekundäre (symptomatische) Trigeminusneuralgie [ca. 15 % der Fälle] – eine Ursache (z. B. Multiple Sklerose, Raumforderung im Kleinhirnbrückenwinkel) kann gefunden werden; seltene Form; tritt öfter beidseitig auf; zwischen den einzelnen Schmerzattacken können weitere Schmerzen bestehen. Außerdem können sensible Störungen der Gesichtshaut auftreten.

Zudem wird in der klinischen Symptomatik die Trigeminusneuralgie mit rein paroxysmalen Schmerzen von einer Trigeminusneuralgie mit zusätzlichen durchgehenden Dauerschmerzen im Versorgungsgebiet des Nerven differenziert.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen (60 %) sind häufiger betroffen als Männer (40 %).

Häufigkeitsgipfel: Die idiopathische Trigeminusneuralgie tritt erstmalig vorwiegend nach dem 40. Lebensjahr auf.
Die symptomatische Trigeminusneuralgie tritt erstmalig vorwiegend vor dem 40. Lebensjahr auf.
Mit zunehmendem Alter steigt die Häufigkeit an. Das mittlere Erkrankungsalter liege bei 53 bis 57 Jahren. 

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 0,16-0,30 % [1]. Lebenszeitprävalenz liegt bei 0,16-0,7 %.

Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) für die idiopathische Trigeminusneuralgie beträgt bei Frauen ca. 5,9 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr und bei Männern ca. 3,4 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Schmerzattacken: Die Trigeminusneuralgie ist durch plötzlich auftretende, extrem starke Schmerzattacken im Gesicht gekennzeichnet, die zwischen wenigen Sekunden und bis zu 2 Minuten dauern.
  • Häufigkeit der Schmerzattacken: Diese Schmerzattacken können mehrfach am Tag auftreten und sich über Wochen bis Monate erstrecken, gefolgt von schmerzfreien Intervallen.
  • Auslöser: Schmerzen können durch alltägliche Aktivitäten wie Kauen, Sprechen oder Berühren des Gesichts ausgelöst werden, treten aber auch spontan auf.
  • Chronizität: Bei etwa 30 % der Betroffenen tritt nur eine einzelne Schmerzepisode auf. Weitere 19 % erleben zwei Episoden, 24 % drei Episoden und 28 % erleben zwischen vier und elf Episoden über einen Zeitraum von einem Tag bis vier Jahren.
  • Langfristiger Verlauf: Bei 65 % der Betroffenen tritt eine erneute Schmerzepisode innerhalb von 5 Jahren auf, bei 23 % dauert es mehr als 10 Jahre bis zur nächsten Episode.
  • Begleitende Symptome: In einigen Fällen kann nach längerer Krankheitsdauer ein dumpfer Hintergrundkopfschmerz persistieren.

Prognose

  • Langfristige Schmerzbewältigung: Etwa 30 % der Patienten erleben nur eine Schmerzepisode, während die Mehrheit mehrere Episoden über die Jahre hinweg hat.
  • Rückfallrate: Hohe Rückfallrate mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 % für eine erneute Schmerzepisode innerhalb von 5 Jahren.
  • Schmerzbewertung: Die Schmerzen werden oft als extrem heftig beschrieben, mit einer Bewertung von 10 auf einer Skala von 0 (keine Schmerzen) bis 10 (maximale Schmerzen).
  • Beeinträchtigung der Lebensqualität: Die intensiven und wiederkehrenden Schmerzen können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen und zu Angst vor zukünftigen Schmerzattacken führen.
  • Komorbidität: Häufige Assoziation mit Multipler Sklerose (MS), etwa 3 % der Personen mit Trigeminusneuralgie haben auch MS.
  • Therapiemöglichkeiten: Die Behandlung umfasst medikamentöse Therapie (z. B. Antikonvulsiva) und in schweren Fällen chirurgische Eingriffe. Die Wirksamkeit und Dauer der Schmerzfreiheit variieren individuell.

Komorbidität

Häufig kommt die Erkrankung bei Personen mit Multipler Sklerose (MS) vor (ungefähr drei von hundert Personen, die an Trigeminusneuralgie erkrankt sind, haben auch MS).

Literatur

  1. Maarbjerg S et al.: Trigeminal neuralgia—diagnosis and treatment. Cephalalgia 2017 Jun;37(7):648-657 doi: 10.1177/0333102416687280.

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Trigeminusneuralgie. (AWMF-Registernummer: 030-016), Oktober 2023 Langfassung