Einleitung
Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes mellitus)

Beim Gestationsdiabetes mellitus (GDM) – umgangssprachlich Schwangerschaftsdiabetes genannt – (ICD-10-GM O24.4: Diabetes mellitus, während der Schwangerschaft auftretend) handelt es sich um eine erstmals während der Schwangerschaft (Gestation) auftretende Glukosetoleranzstörung bzw. um einen Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit). In seltenen Fällen ist es ein neu aufgetretener Diabetes mellitus Typ 1 oder Typ 2. 

Eine Nüchternglucose (Nüchternblutzucker) zwischen 92 und 125 mg/dl (5,1-6,9 mmol/l) wird als Gestationsdiabetes klassifiziert. Die Übergänge zwischen sogenannter normaler Glukosetoleranz in der Schwangerschaft und Gestationsdiabetes sind fließend, ein Schwellenwert existiert nicht. Die Bestimmung einer Gelegenheits-Blutglukose sollte wegen der niedrigen Sensitivität nicht als Screeningmethode für einen GDM verwendet werden (Härtegrad B). Goldstandard ist der 50-g-Glukose-Screeningtest (Glucose Challenge Test, GCT). Eine Nüchternglucose von ≥ 126 mg/dl (> 7,0 mmol/l) wird als manifester Diabetes mellitus klassifiziert.

Häufigkeitsgipfel: Der Gestationsdiabetes manifestiert sich meist im 2. oder 3. Trimenon (Schwangerschaftsdrittel) der Gravidität (Schwangerschaft).

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt weltweit bei ca. 1-20 % – mit steigender Tendenz.
Die 1-Jahres-Prävalenz in Deutschland zeigt einen Anstieg mit zunehmendem Alter von 8 % auf 26 % (≥ 45 Jahre); die Gesamtprävalenz liegt bei 13,2 % [1].

Verlauf und Prognose: Beim typischen Gestationsdiabetes GDM) normalisiert sich bei den meisten Frauen nach der Geburt der Glucosestoffwechsel wieder. Das Risiko später an einem Diabetes mellitus zu erkranken, bleibt erhöht. Binnen eines Jahres nach Gestationsdiabetes erkrankten 11,8 Prozent der jungen Mütter an Typ-2-Diabetes versus 0, 6 % der Mütter ohne GDM. Eine gute Stoffwechseleinstellung des Typ-2-Diabetes (HbA1c 7 Prozent) erreichten 15 Prozent weniger Frauen mit GDM in der Vorgeschichte [2].
35-60 % der Frauen mit Gestationsdiabetes entwickeln innerhalb von 10 Jahren eine Glukosetoleranzstörung. Zudem haben Frauen mit einem Gestationsdiabetes ein erhöhtes Risiko (35-50 %) für ein wiederholtes Auftreten einer Diabetes-Erkrankung in weiteren Schwangerschaften.
Nach Gestationsdiabetes haben Frauen im weiteren Leben ein leicht erhöhtes Mortalitätsrisiko (Sterberisiko; 28 %) durch kardiovaskuläre Erkrankungen (Herzkreislauferkrankungen) [3].

Literatur

  1. Melchior H, Kurch-Bek D, Mund M: The prevalence of gestational diabetes – a population-based analysis of a nationwide screening program. Dtsch Arztebl Int 2017; 114: 412-8. doi: 10.3238/arztebl.2017.0412
  2. McCarthy KJ et al.: Influence of Gestational Diabetes Mellitus on Diabetes Risk and Glycemic Control in a Retrospective Population-Based Cohort Diabetes Care Diabetes Care dc221676 June 21 2023 https://doi.org/10.2337/dc22-1676
  3. Wang YX et al.: Association of Gestational Diabetes With Subsequent Long-Term Risk of Mortality JAMA Intern Med. Published online September 11, 2023. doi:10.1001/jamainternmed.2023.4401

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Gestationsdiabetes mellitus (GDM), Diagnostik, Therapie und Nachsorge. (AWMF-Registernummer: 057-008), Februar 2018 Langfassung

     
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