Einleitung
Polyzystisches-Ovar-Syndrom (PCO-Syndrom)

Das Polyzystische Ovar-Syndrom (PCOS) (Synonyme: Polycystic ovary syndrome; Polycystisches Ovarsyndrom; Polyzystische Ovarialsyndrom; Polyzystisches Ovar Syndrom; Polyzystische Ovarien; Polyzystische Ovarkrankheit; Polyzystisches Ovar Syndrom (PCO Syndrom); Polyzystisches-Ovar-Syndrom; Stein-Leventhal-Syndrom; ICD-10-GM E28.2: Syndrom polyzystischer Ovarien) bezeichnet einen Symptomenkomplex, der durch eine hormonelle Funktionsstörung der Ovarien (Eierstöcke) gekennzeichnet ist.

Das PCOS gilt als eine metabolische Erkrankung (Stoffwechselerkrankung).

Definition des PCO-Syndroms

Das National Institute of Health (NIH) hat Anfang der 1990er-Jahre festgestellt, dass ein PCO-Syndrom besteht, wenn

  • eine Hyperandrogenämie nachgewiesen ist oder – auch bei normalen Androgenspiegeln – Androgenisierungserscheinungen (Hirsutismus/Behaarung bei Frauen, die dem männlichen Verteilungsmuster ähnlich ist, Alopezie/Haarausfall und Akne) nachweisbar sind und
  • Zyklusstörungen im Sinne einer Oligo-/Amenorrhoe oder Oligo-/Anovulationen vorliegen.

Nach dem Rotterdam Consensus Workshop 2003 ("Rotterdamer Kriterien") liegt ein PCO-Syndrom vor, wenn zwei der nachfolgenden Kriterien erfüllt sind:

  • Zyklusstörungen – Oligomenorrhoen bis Oligo-Amenorrhoen (Definition: s. u.)
  • Klinischer Hyperandrogenismus und/oder Hyperandrogenämie
    • Klinische Merkmale eines Hyperandrogenismus wie Hirsutismus (vermehrte Behaarung nach dem männlichen Verteilungsmuster), Akne (z. B. Acne vulgaris), Seborrhoe (fettige Haut) und/oder
    • Hyperandrogenämie (vermehrte Bildung von Androgenen/Sexualhormone, die der Entwicklung und Erhaltung der männlichen Merkmale dienen); Gesamttestosteronspiegel > 2,08 nmol/l bzw. als Serum-Dehydroepiandrostendion-Sulfat (DHEA-S)-Spiegel > 6,6 mol/l; und/oder
  • Polyzystische Ovarien – wenn mindestens ein Ovar (Eierstock) ein Volumen von mindestens 10 ml aufweist und/oder 12 Follikel von jeweils zwei bis neun Millimeter vorliegen.

In einer Clusteranalyse konnten die Symptome von PCO-Patienten verschiedenen Verlaufsformen zuordnet werden [2]: einem reproduktiven Subtyp (Fortpflanzung betreffend) und einem metabolischen Subtyp (Stoffwechsel betreffend). (s. u. "Ursachen").

Häufigkeitsgipfel: Das Polyzystische Ovar-Syndrom zeigt sich meist ab dem 2. oder 3. Lebensjahrzehnt.

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei bis zu 20 % aller Frauen. Das Polyzystische Ovar-Syndrom ist die häufigste Endokrinopathie (Krankheitsbilder, die durch eine gestörte Funktion der Hormondrüsen oder die fehlerhafte Wirkung der Hormone ausgelöst werden) der Frau im fertilen Alter. Davon betroffen sind ca.:

  • 25 % aller Frauen mit einer sekundären Amenorrhoe (keine Menstruationsblutung seit > 90 Tage bei bereits etabliertem Zyklus)
  • 50 % aller Frauen mit einer Oligomenorrhoe (Intervall zwischen den Blutungen ist > 35 Tage und ≤ 90 Tage, Blutungen treten zu selten auf)
  • 50 % aller Frauen mit einem Hirsutismus (vermehrte Terminalbehaarung (Langhaare) der Frau, gemäß dem männlichen Verteilungsmuster (androgenabhängig))

Verlauf und Prognose: Eine Heilung des Polyzystischen Ovar-Syndroms ist zurzeit nicht möglich. Die Behandlung sollte frühzeitig und adäquat erfolgen, denn unbehandelt ist die Erkrankung mit einem erhöhten Risiko für koronare Erkrankungen (Herz-Kreislauf-Erkrankungen), Hyperlipidämien (Fettstoffwechselstörungen) und Diabetes mellitus Typ 2 verbunden.
Die Beschwerden lassen sich gut behandeln. Neben der Pharmakotherapie (medikamentöse Therapie) sowie einer hormonellen Behandlung gehören auch lebensstilverändernde Maßnahmen wie eine Gewichtsreduktion zum Therapiekonzept.

Komorbiditäten (Begleiterkrankungen): In der Gruppe der subfertilen PCOS-Frauen sind ca. 90 % übergewichtig bzw. adipös. Weitere assoziierte Erkrankungen sind das metabolische Syndrom, die Fettleber (Steatosis hepatis), Infertilität (Unfruchtbarkeit), Schwangerschaftskomplikationen (Gestationsdiabetes, Präeklampsie, Frühgeburten), psychische Erkrankungen (Depressionen, Angststörungen) und das obstruktive Schlafapnoe-Syndrom (begünstigt durch Übergewicht bzw. Adipositas vorliegt).
Drei von vier Frauen mit PCO-Syndrom haben zudem eine Insulinresistenz (verminderte oder aufgehobene Wirkung des Hormons Insulin).

Literatur

  1. Teede H, Deeks A, Moran L: Polycystic ovary syndrome: a complex condition with psychological, reproductive and metabolic manifestations that impacts on health across the lifespan. BMC Med 2010 Jun 30;8:41. doi: 10.1186/1741-7015-8-41.
  2. Dapas M et al.: Distinct subtypes of polycystic ovary syndrome with novel genetic associations: An unsupervised, phenotypic clustering analysis. PLOS Medicine June 23, 2020 https://doi.org/10.1371/journal.pmed.1003132

Leitlinien

  1. Lerchbaum E, Rabe T: Kurzfassung der Endocrine Society Practice Guidelines: Diagnosis and Treatment of Polycystic Ovary Syndrome. J Klin Endokrinol Stoffw 2014; 7 (1)
  2. Teede H et al.: Recommendations from the 2023 international evidence-based guideline for the assessment and management of polycystic ovary syndrome. NIH National Library od Medicine. Eur J Endocrinol . 2023 Aug 2;189(2):G43-G64. doi: 10.1093/ejendo/lvad096.

     
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