Pseudoallergie – Einleitung

Die Pseudoallergie ist in die Gruppe der „nicht allergischen beziehungsweise nicht immunologischen Hypersensitivitäten“ einzuordnen, da keine immunologischen Mechanismen nachweisbar sind. Die Symptome ähneln dabei einer Allergie vom Soforttyp.

Synonyme und ICD-10: Abnorme Arzneimittelwirkung; Arzneimittelinduzierte Toleranzentwicklung; Arzneimittelreaktion a.n.k.; Arzneimittelunverträglichkeit; Arzneimittelüberempfindlichkeit; Histaminintoleranz (HIT)/Histaminose; Histaminunverträglichkeit; Histaminüberemfindlichkeit; Idiosynkrasie; ICD-10-GM T78.1: Sonstige Nahrungsmittelunverträglichkeit, andernorts nicht klassifiziert) 

Formen der Pseudoallergien

  • Pharmakologische Intoleranzen
    • Reaktionen auf verschiedene Medikamente ohne immunologische Grundlage.
    • Beispiele: Acetylsalicylsäure (Aspirin), nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR).
  • Intoleranzen auf Lebensmittelzusatzstoffe
    • Reaktionen auf Zusatzstoffe wie Farbstoffe, Konservierungsmittel und Geschmacksverstärker.
    • Beispiele: Tartrazin (E102), Benzoate (E210-E213), Mononatriumglutamat (E621).
  • Biogene Amine
    • Intoleranzen auf natürlich vorkommende Amine in Lebensmitteln.
    • Beispiele: Histamin, Tyramin, Serotonin.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen.

Häufigkeitsgipfel: Pseudoallergien treten häufig im Erwachsenenalter auf

Die Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) für eine Pseudoallergie gegen Lebensmittel und Zusatzstoffe liegt bei ca. 1 %.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Pseudoallergien, die auch als „nicht allergische beziehungsweise nicht immunologische Hypersensitivitäten“ bezeichnet werden, treten ohne nachweisbare immunologische Mechanismen auf und ähneln dabei einer Allergie vom Soforttyp. Zu dieser Gruppe gehören pharmakologische Intoleranzen (z. B. gegen Arzneimittel), Intoleranzen auf Lebensmittelzusatzstoffe wie Farb- oder Konservierungsstoffe und biogene Amine.

Die Symptome einer Pseudoallergie können vielfältig sein und reichen von Hautreaktionen (wie Urtikaria/Nesselsucht) über gastrointestinale Beschwerden (Magen-Darm-Beschwerden) bis zu kardiovaskulären und respiratorischen Symptomen (Atembeschwerden).

Hautsymptome

  • Urtikaria (Nesselsucht): Kann innerhalb von Minuten bis Stunden nach dem Kontakt mit dem Auslöser auftreten und mehrere Stunden bis Tage anhalten.
  • Pruritus (Juckreiz): Tritt oft zeitgleich mit Urtikaria auf und hält ebenso lange an.
  • Flush (Erröten der Haut): Kann schnell nach Exposition auftreten und klingt normalerweise innerhalb von Minuten bis Stunden ab.

Gastrointestinale Symptome

  • Abdominalbeschwerden/Abdominalschmerzen: Tritt oft innerhalb von Minuten bis Stunden nach dem Kontakt auf und kann mehrere Stunden bis Tage anhalten.
  • Diarrhoe (Durchfall): Entwickelt sich oft innerhalb von Stunden nach der Exposition und kann Tage anhalten.
  • Meteorismus (Blähungen): Kann zeitgleich mit anderen gastrointestinalen Symptomen auftreten und variiert in der Dauer.
  • Nausea (Übelkeit)/Erbrechen: Kann schnell nach dem Kontakt auftreten und bleibt meist so lange bestehen wie die akuten Symptome.

Herz-Kreislauf- und Lungensymptome

  • Dyspnoe (Atemnot): Kann plötzlich auftreten und variiert in der Dauer, erfordert oft sofortige medizinische Aufmerksamkeit.
  • Tachykardie (zu schneller Herzschlag): Kann gleichzeitig mit anderen akuten Symptomen auftreten und bleibt oft bestehen, solange die Reaktion anhält.
  • Hypotonie (niedriger Blutdruck): Tritt häufig bei schweren Reaktionen auf und kann zu Schwindel oder Bewusstlosigkeit führen.

Da die Symptome, denen einer echten Allergie sehr ähnlich sind, ist eine sorgfältige Diagnose entscheidend, um eine Pseudoallergie von einer echten Allergie zu unterscheiden.

Prognose

Für die Prognose einer Pseudoallergie ist die Ermittlung des auslösenden Faktors entscheidend. Dies erfolgt durch Provokationstests und Auslassdiäten, die helfen, den oder die Auslöser der Pseudoallergie zu identifizieren. Sobald die Auslöser diagnostiziert sind, müssen diese konsequent gemieden werden. Dies bedeutet, dass betroffene Personen eine Karenzkost einhalten müssen, um Beschwerdefreiheit zu erlangen.

  • Karenzkost und Ernährungsberatung: Eine ausgewogene Ernährung trotz Einschränkungen zu gewährleisten, ist wichtig. Hierzu ist eine Schulung durch einen allergologisch versierten Ernährungsberater empfehlenswert, der den Betroffenen dabei unterstützt, eine gesunde und ausgewogene Ernährung zu finden, die die Auslöser der Pseudoallergie vermeidet.
  • Allergietests: Hauttests und Bluttests, um echte Allergien auszuschließen.
  • Provokationstests: Unter ärztlicher Aufsicht kontrollierte Exposition gegenüber verdächtigen Substanzen.
  • Spontane Heilung: Oft heilen Pseudoallergien spontan aus. Es ist daher sinnvoll, in regelmäßigen Abständen die Diagnose zu überprüfen. Dies kann verhindern, dass Patienten ihre Ernährung unnötig einschränken, wenn die Pseudoallergie bereits abgeklungen ist.

Durch eine sorgfältige und kontinuierliche Betreuung können die meisten Patienten mit Pseudoallergien eine gute Lebensqualität erreichen und die Symptome effektiv kontrollieren.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Überempfindlichkeitsreaktionen auf Arzneimittel, Allergologische Diagnostik. (AWMF-Registernummer: 061-021), Dezember 2014 Langfassung