Thromboseprävention

Die Thromboseprävention zielt auf die frühzeitige Identifizierung und Modifikation venöser Thromboserisiken – insbesondere im Hinblick auf tiefe Beinvenenthrombosen (Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen) und Lungenembolien (Verschluss der Lungengefäße durch Blutgerinnsel). Sie richtet sich an asymptomatische Personen mit familiärer Disposition (familiärer Veranlagung), bei geplanter hormoneller Therapie oder Operation sowie an Personen mit immobilisierenden Grunderkrankungen (eingeschränkter Beweglichkeit). Ziel ist es, die Inzidenz thrombotischer Ereignisse zu reduzieren, die Lebensqualität zu erhalten und Folgeschäden zu vermeiden.

Medizinische Vorsorgeuntersuchungen

  • Risikoevaluation und Anamnese
    • Erhebung der Familienanamnese (familiären Krankengeschichte) im Hinblick auf venöse Thromboembolien (Blutgerinnsel in den Venen)
    • Dokumentation individueller Risikofaktoren wie Nikotinabusus (Rauchen), Adipositas (Übergewicht), Immobilisation (Bewegungsmangel), Malignome (bösartige Tumorerkrankungen) oder hormonelle Therapie
    • Erfassung vorangegangener Thrombosen oder Embolien (Verschlüsse durch Blutgerinnsel)
  • Klinische Untersuchung
    • Inspektion und Palpation (Betrachtung und Abtasten) beider Beine zur Beurteilung von Umfangsdifferenzen, Ödemen (Wassereinlagerungen) oder Hautveränderungen
    • Funktionsdiagnostik bei chronisch-venöser Insuffizienz (Venenfunktionsstörung)
  • Indikationsbasierte präventive Abklärung
    • Vor operativen Eingriffen mit erhöhtem VTE-Risiko (Risiko für venöse Thrombosen)
    • Vor Einleitung einer kombinierten hormonellen Kontrazeption (Antibabypille)
    • Bei Kinderwunsch und positiver Familienanamnese

Supplementierung im Rahmen der Thromboseprävention

  • Vitamine
    • Vitamin B6 (Pyridoxin) – Cofaktor des Homocysteinabbaus (Abbau eines gefäßschädigenden Stoffwechselprodukts)
    • Vitamin B12 (Cobalamin) – Umwandlung von Homocystein zu Methionin
    • Folsäure (Vitamin B9) – Senkung erhöhter Homocysteinspiegel
    • Vitamin D3 (Cholecalciferol) – Beteiligung an endothelialer Homöostase (Funktion der Gefäßinnenwand)
    • Vitamin E (Tocopherol) – Antioxidativ, hemmend auf Thrombozytenaggregation (Verklumpung von Blutplättchen)
  • Mineralstoffe
    • Magnesium – Beeinflusst vaskuläre Tonusregulation (Spannung der Gefäßmuskulatur) und Thrombozytenfunktion (Blutplättchenfunktion)
  • Spurenelemente
    • Selen – Antioxidative Schutzfunktion auf das Gefäßendothel (Gefäßinnenhaut)
    • Zink – Modulierend auf Immunfunktion und oxidativen Stress (zellschädigende Prozesse)
    • Mangan – Bestandteil der mitochondrialen Superoxiddismutase (zelluläres Schutzenzym)
  • Fettsäuren
    • Docosahexaensäure (DHA) (Omega-3-Fettsäure) – Antientzündlich und antithrombotisch (entzündungshemmend und blutgerinnungshemmend)
    • Eicosapentaensäure (EPA) (Omega-3-Fettsäure) – Hemmt Thromboxan-A2-Bildung (Pro-Gerinnungsstoff)
    • Gamma-Linolensäure (GLA) (Omega-6-Fettsäure) – Modulierend auf Prostaglandinsynthese (Botenstoffe)
  • Weitere Mikronährstoffe
    • L-Arginin – Vorstufe von Stickstoffmonoxid (NO), fördert endotheliale Vasodilatation (Gefäßerweiterung)
    • Coenzym Q10 – Redox-Schutzfunktion in vaskulären Endothelzellen (Oxidationsschutz in Gefäßzellen)

Laborleistungen zur Vorsorge

  • Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen

    • Quick-Wert (Prothrombinzeit) – extrinsisches Gerinnungssystem (äußerer Teil der Blutgerinnung)
    • INR (International Normalized Ratio) – standardisierte Prothrombinzeit
    • aPTT (aktivierte partielle Thromboplastinzeit) – intrinsisches Gerinnungssystem (innerer Teil der Blutgerinnung)

    Hinweis: Diese Parameter sind nicht für das allgemeine Screening geeignet, sondern finden Anwendung bei Risikopatienten oder präoperativ (vor einer Operation).

  • Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von Risikokonstellationen

    • Faktor-V-Leiden-Mutation – häufigste hereditäre Thrombophilie (angeborene Blutgerinnungsstörung)
    • Prothrombin-Mutation G20210A – autosomal-dominanter Risikofaktor (vererbter Risikofaktor)
    • Lupus-Antikoagulans (LA) – Bestandteil des Antiphospholipidsyndroms (Autoimmunerkrankung mit erhöhter Gerinnungsneigung)
    • Cardiolipin-Antikörper (aCL, IgG/IgM) – Bestandteil der APS-Diagnostik
    • Beta-2-Glykoprotein-I-Antikörper – ergänzender Marker im APS-Profil (Autoantikörper)
    • JAK2-V617F-Mutation – nur bei V. a. myeloproliferative Neoplasie (Blutbildende Knochenmarkserkrankung)
    • Dysfibrinogenämie (funktioneller Fibrinogentest) – bei Thrombosen im jungen Alter oder positiver Familienanamnese
    • Homocystein – Marker endothelialer Dysfunktion (Gefäßwandschädigung) bei Hyperhomocysteinämie (erhöhter Homocysteinwert)

    Hinweis: Diese Marker sind nicht für ein allgemeines Screening vorgesehen, sondern Teil einer risikoadaptierten Primärprävention (gezielte Vorsorge bei Risikopersonen).

Medizingerätediagnostik zur Vorsorge

  • Kompressionssonographie der tiefen Beinvenen
    • Standardverfahren zur Erkennung klinisch stummer Thrombosen (Blutgerinnsel ohne Symptome)
    • Prüfung der Venenkomprimierbarkeit, Darstellung von Wandveränderungen
  • Venöse Farbduplexsonographie
    • Analyse von Flussrichtung, Refluxphänomenen (Rückflussstörungen) und postthrombotischen Umbauprozessen
    • Beurteilung venöser Klappeninsuffizienzen (defekte Venenklappen) bei chronisch-venöser Insuffizienz
  • Pneumatische Venenfunktionsprüfung (optional)
    • Erhebung der venösen Wiederauffüllzeit (Zeit bis zur erneuten Blutfüllung)
    • Funktionsdiagnostik der Muskelpumpe (Venenpumpe) bei chronisch-venösem Rückstrom