Vorsorgeuntersuchungen für Speiseröhre, Magen und Darm
Erkrankungen der Speiseröhre, des Magens und des Darms gehören zu den häufigsten pathologischen Veränderungen im Bereich des Verdauungstrakts. Viele dieser Erkrankungen – von entzündlichen Schleimhautveränderungen bis zu malignen (bösartigen) Tumoren – verlaufen initial symptomlos. Die präventive Diagnostik dient der frühzeitigen Identifikation relevanter Risikokonstellationen und pathologischer Veränderungen, um Folgekomplikationen und Interventionsverzögerungen zu vermeiden.
Medizinische Vorsorgeuntersuchungen im Bereich Speiseröhre, Magen und Darm
- Klinische Anamnese (Erhebung der Krankengeschichte) und körperliche Untersuchung
- Systematische Erhebung gastrointestinaler Leitsymptome (z. B. Reflux, Dyspepsie, Tenesmen, Stuhlveränderungen)
- Abdominelle Untersuchung (Bauchuntersuchung) zur orientierenden Beurteilung viszeraler Schmerz- oder Druckpunkte
- Ösophagogastroduodenoskopie (Spiegelung von Speiseröhre, Magen und Zwölffingerdarm)
- Endoskopische Inspektion von Speiseröhre, Magen und Duodenum bei Patienten mit Risikokonstellationen (z. B. chronischer Reflux, positive Familienanamnese, Helicobacter-Besiedelung)
- Detektion von Frühformen entzündlicher und neoplastischer Schleimhautveränderungen
- Koloskopie (Darmspiegelung des gesamten Dickdarms und unteren 1-2 cm Dünndarms)
- Goldstandard der Sekundärprävention kolorektaler Karzinome ab dem 50. Lebensjahr (bei familiärer Belastung früher)
- Polypektomie (Entfernung von Darmpolypen) und histologische Untersuchung als unmittelbare Interventionsoption
- Virtuelle Koloskopie (Computertomographische oder MRT-basierte Dickdarmdarstellung)
- Indizierte Alternative bei Kontraindikation gegen konventionelle Koloskopie oder bei Ablehnung durch den Patienten
- Einsatz v. a. bei erhöhtem Risikoprofil oder inkompletter Koloskopie
Fakultative ergänzende Vorsorgemodule
- 13C-Harnstoff-Atemtest (Atemtest zum Nachweis von Helicobacter pylori)
- Validiertes, nicht-invasives Verfahren zum Nachweis einer aktiven H.-pylori-Infektion
- Indiziert bei entsprechender Anamnese (z. B. positive Familienanamnese für Magenkarzinom, chronische Gastritis)
- Immunologischer fäkaler Okkultbluttest (Blut-im-Stuhl-Test)
- Screeningtest auf okkultes, humanes Blut im Stuhl zur Früherkennung kolorektaler Karzinome
- Empfohlen für Patienten ab dem 50. Lebensjahr als Alternative zur Koloskopie
- M2-PK-Stuhltest (Stuhltest auf tumorassoziiertes Enzym)
- Stuhlbasierter Enzymnachweis zur Detektion metabolisch aktiver Tumoren
- Ergänzend im Rahmen eines erweiterten Darmkrebs-Screenings einsetzbar
- Septin9-Test (Bluttest auf tumortypische DNA-Veränderungen)
- Nachweis zirkulierender tumortypischer DNA zur Früherkennung kolorektaler Karzinome
- Option bei Verzicht auf invasive Verfahren (Koloskopie) oder zur ergänzenden Risikostratifikation
- Mikrobiomanalyse (Analyse der Darmflora) [Optional!]
- Diagnostik der intestinalen Mikrobiota bei funktionellen gastrointestinalen Beschwerden (Magen-Darm-Beschwerden)
- Präventiv begründbar bei entsprechender Indikationsstellung (z. B. postantibiotisches Syndrom, familiäre Belastung)
Supplementierung im Rahmen der Vorsorge von Speiseröhre, Magen und Darm
Zielgerichtete Supplementierung kann eine sinnvolle Ergänzung der medizinischen Vorsorge im gastrointestinalen Bereich darstellen – insbesondere bei nachgewiesenen Mangelzuständen oder zur Unterstützung der mukosalen Barrierefunktion und Immunregulation. Voraussetzung ist eine ärztliche Evaluation und ggf. laborgestützte Diagnostik.
Mikronährstoffe
Vitamine
- Vitamin A (Retinol) – Unterstützt die Differenzierung und Regeneration des Epithels in Speiseröhre, Magen und Darm; schützt die Mukosa (Schleimhaut) vor Umweltschäden
- Vitamin D3 (Cholecalciferol) – Beeinflusst Immunprozesse im gastrointestinalen Bereich und unterstützt die intestinale Barrierefunktion (Darmbarriere)
- Vitamin B12 (Cobalamin) – Essenziell für die Zellneubildung und das hämatopoetische System; ein Mangel tritt häufig bei atrophischer Gastritis (Magenschleimhautentzündung) oder nach Gastrektomie (komplette Magenentfernung) auf
Mineralstoffe
- Calcium – Bindet Gallensäuren und wirkt präventiv gegenüber Schleimhautirritationen, insbesondere bei erhöhtem Refluxrisiko
- Magnesium – Regulierend auf die glatte Muskulatur im Magen-Darm-Trakt; kann bei funktionellen Beschwerden wie Obstipation (Verstopfung) oder Dyspepsie (Reizmagen) relevant sein
Spurenelemente
- Selen – Beteiligt an antioxidativen Schutzmechanismen; schützt die mukosalen Zellen vor oxidativem Stress und unterstützt die Immunfunktion
- Zink – Fördert die Wundheilung und Regeneration der Schleimhaut, insbesondere bei Ulzera (Geschwüre) oder chronischen Entzündungen
Fettsäuren
- Docosahexaensäure (DHA) (Omega-3-Fettsäure) – Entzündungsmodulierende Effekte im Darm, unterstützt die mukosale Integrität
- Eicosapentaensäure (EPA) (Omega-3-Fettsäure) – Trägt zur Reduktion proinflammatorischer Zytokine (entzündungsfördernde Botenstoffe) im Darmmikromilieu bei
Weitere bioaktive Substanzen
- Cholin – Unterstützt die Funktion der Leber und Galle, relevant bei gestörter Fettverdauung oder Gallensäureverlustsyndromen
- Probiotika – Selektive Stämme wie Lactobacillus acidophilus, Bifidobacterium breve, Streptococcus thermophilus können die intestinale Mikrobiota positiv beeinflussen, insbesondere zur Prävention von Dysbiosen und funktionellen Darmbeschwerden
- Silymarin (Mariendistelfrucht-Extrakt) – Antioxidativ und hepatoprotektiv (Leber-schützend); indirekte protektive Wirkung auf die Verdauungsorgane durch Entlastung der Leber
Laborleistungen zur Vorsorge im Bereich Gastroenterologie
- Basisparameter
- Kleines Blutbild, Hb, MCV, MCH – Diagnostik mikrozytärer Anämien (Blutarmut, die sich durch kleine Erythrozyten/rote Blutkörperchen auszeichnen) bei chronischen okkulten Blutungen (unsichtbares Blut im Stuhl).
- Ferritin, Transferrinsättigung (Eisenspeicherparameter) – Früherkennung latenter Eisenmangelzustände bei Verdacht auf stille gastrointestinale Blutverluste.
- CRP, BSG (Entzündungsparameter im Blut) – Basisparameter zur Erkennung chronisch-inflammatorischer Veränderungen.
- Spezifische Labordiagnostik
- Calprotectin im Stuhl (Entzündungsmarker bei Darmerkrankungen) – Marker zur Differenzierung zwischen funktionellen und entzündlichen Darmerkrankungen (z. B. CED).
- tTG-IgA, Gesamt-IgA (Zöliakie-Serologie) – Screening auf Zöliakie bei entsprechender klinischer Konstellation oder familiärer Belastung.
Medizingerätediagnostik zur Vorsorge
- Abdomensonographie (Ultraschalluntersuchung des Bauchraums)
- Bildgebung zur orientierenden Beurteilung von Darmverläufen, Wanddicke, periviszeralen Lymphknoten und assoziierten Organstrukturen (Leber, Pankreas, Gallenblase).
- Einsatz bei unspezifischen abdominalen Beschwerden oder Risikopatienten.
- Virtuelle Koloskopie (CT-/MRT-Kolonographie – virtuelle Darmspiegelung)
- Nicht-invasives bildgebendes Verfahren zur Detektion kolorektaler Raumforderungen.
- Indiziert bei Ablehnung oder Kontraindikation gegen konventionelle Koloskopie (Darmspiegelung).