Vorsorge von Nieren und Harnblase

Die Vorsorge von Nieren und Harnblase umfasst nephrologische (nierenbezogene) und urologische (harntraktbezogene) Maßnahmen zur frühzeitigen Erkennung struktureller und funktioneller Erkrankungen des Harntrakts. Zu den relevanten Erkrankungen zählen chronische Nierenerkrankungen (z. B. Glomerulonephritis, diabetische Nephropathie), Urolithiasis (Nierensteine), Urothelkarzinome (Harnblasenkrebs) sowie Blasenentleerungsstörungen (Störungen beim Wasserlassen). Ziel ist es, krankhafte Veränderungen zu erkennen, bevor irreversible Schäden entstehen.

Medizinische Vorsorgeuntersuchungen

  • Sonographie der Nieren und Harnblase (Ultraschalluntersuchung) bei Frauen
    • Erkennung von Zysten, Raumforderungen (Tumoren), Harnstau und Konkrementen (Steinen)
    • Indikation: Mikrohämaturie (nicht sichtbares Blut im Urin), wiederholte Harnwegsinfekte, familiäre Tumoranamnese
  • Sonographie von Nieren, Harnblase, Prostata, Hoden und Nebenhoden (Ultraschalluntersuchung) bei Männern
    • Früherkennung urologischer Veränderungen wie Nierensteine, Prostatavergrößerung oder Hodentumoren
    • PSA-Test (prostataspezifisches Antigen) zur Prostatakrebsfrüherkennung ab dem 45. Lebensjahr – nur nach ärztlicher Aufklärung
    • Digitale rektale Untersuchung (Tastuntersuchung über den Enddarm) nur noch bei konkreter Indikation wie auffälligem PSA-Wert oder Miktionsstörungen (Probleme beim Wasserlassen)
    • Inspektion von Penis und Harnröhre (äußere Begutachtung) bei Verdacht auf Entzündung, Verengung oder Tumor
  • Urinstatus (Untersuchung des Urins mittels Teststreifen und Mikroskopie)
    • Nachweis von Blut, Eiweiß, weißen Blutkörperchen oder Bakterien im Urin
  • Mikroalbuminurie im Morgenurin (kleinste Eiweißmengen im Urin)
    • Früher Marker einer Schädigung der Filtereinheiten der Niere – empfohlen bei Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) oder Bluthochdruck
    • Siehe dazu unter Laborleistungen zur Vorsorge 
  • Kreatinin im Serum (Blutwert zur Nierenfunktion) mit eGFR-Berechnung (geschätzte Filtrationsrate der Niere)
    • Einschätzung der glomerulären Filtrationsleistung – zentral zur Beurteilung der Nierenfunktion
  • Cystatin C (alternativer Nierenmarker im Blut)
    • Ergänzende Bestimmung bei grenzwertigem Kreatinin oder altersbedingtem Muskelabbau
  • Harnstoff im Serum (Eiweißabbauprodukt im Blut)
    • Erhöht bei gestörter Nierenausscheidung oder hoher Eiweißzufuhr

Fakultative ergänzende Vorsorgemodule

  • Beckenboden-Check (Funktionsuntersuchung der Beckenbodenmuskulatur)
    • Bei Inkontinenz (unfreiwilliger Urinverlust), häufigem Harndrang oder Verdacht auf Restharnbildung
  • Urinzytologie (mikroskopische Zelluntersuchung im Urin)
    • Nachweis von auffälligen Zellen bei Verdacht auf Harnblasenkrebs – z. B. bei sichtbarem Blut im Urin oder Risikofaktoren (Rauchen, chemische Exposition)
  • NMP22-Test und UBC Rapid Test (Schnelltests für Tumormarker im Urin)
    • Ergänzende Methoden bei erhöhtem Blasenkrebsrisiko – kein Ersatz für die Zystoskopie (Blasenspiegelung) bei klinischem Verdacht

Supplementierung im Rahmen der Vorsorge von Nieren und Harnblase

Zielgerichtete Supplementierung kann im Rahmen der nephrourologischen Vorsorge zur Reduktion oxidativen Stresses, zur Stabilisierung des Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalts sowie zur Infektprophylaxe beitragen – vorausgesetzt, die Auswahl erfolgt evidenzbasiert und unter laborgestützter Kontrolle der Nierenfunktion (Nierenleistung).

Vitamine

  • Vitamin C (Ascorbinsäure) – Antioxidativer Schutz im renalen Parenchym (Nierengewebe), jedoch mit Vorsicht bei fortgeschrittener chronischer Nierenerkrankung (Risiko oxalatbedingter Nierensteine)
  • Vitamin D3 (Cholecalciferol) – Modulation des Renin-Angiotensin-Systems (Hormonregulation des Blutdrucks), Erhalt der glomerulären Filtrationsrate (Filterleistung der Niere), antientzündliche Effekte
  • Vitamin B1 (Thiamin) – Verbesserung des Energiestoffwechsels in tubulären Zellen (Nierenkanälchen), antioxidative Wirkung bei diabetischer Nephropathie (Nierenschädigung durch Diabetes)
  • Vitamin B6 (Pyridoxin) – Modulation des Homocysteinspiegels (Aminosäurestoffwechsel), potenziell protektiv gegenüber endothelialer Dysfunktion (Funktionsstörung der Gefäßinnenhaut)
  • Vitamin B12 (Cobalamin) – Cofaktor im Methioninstoffwechsel (Aminosäurestoffwechsel), synergistisch mit Folsäure zur Homocysteinregulation
  • Folsäure (Vitamin B9) – Reduktion erhöhter Homocysteinwerte, potenzielle Senkung des Progressionsrisikos chronischer Nierenerkrankungen (dauerhafte Nierenschädigung)

Mineralstoffe

  • Calcium – Bei kalkarmer Ernährung zur Risikoreduktion für oxalathaltige Nierensteine (Ablagerungen aus Oxalsäure und Calcium)
  • Magnesium – Hemmung der Kristallbildung bei Calciumoxalat- und Calciumphosphatsteinen (Nierensteine), potenzieller Schutzfaktor gegen Hypertonie-induzierte Nephropathie (Nierenschädigung durch Bluthochdruck)

Spurenelemente

  • Selen – Bestandteil glomerulärer Redoxenzyme (Oxidationsschutz in den Nierenkörperchen), schützend vor nephrotoxischem oxidativem Stress (Nierenschädigung durch freie Radikale)
  • Zink – Cofaktor antioxidativer Enzyme (z. B. Superoxiddismutase), immunmodulatorisch bei rezidivierenden Harnwegsinfekten (wiederkehrende Blasenentzündungen)

Fettsäuren

  • Omega-3-Fettsäuren, insbesondere Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA) – Reduktion proinflammatorischer Zytokine (entzündungsfördernde Signalstoffe), potenziell antiproteinurisch bei glomerulären Erkrankungen (verminderte Eiweißausscheidung bei Nierenerkrankung der Filtereinheiten)

Sekundäre Pflanzenstoffe (Phytotherapeutika)

  • Bärentraubenblätter (Arctostaphylos uva-ursi) – Antibakterielle Wirkung durch Arbutinmetabolite (Harnkeim-hemmende Stoffe), v. a. bei unkomplizierten Zystitiden (Blasenentzündungen)
  • Cranberry-Extrakt (Moosbeerenextrakt) – Inhibierung der bakteriellen Adhärenz an Urothelzellen (Harnblasenschleimhaut), Reduktion von Rezidivinfekten der unteren Harnwege
  • Goldrutenkraut (Solidago virgaurea) – Entzündungshemmend und diuretisch bei Reizblase oder chronischer Cystitis (chronische Blasenentzündung)
  • Orthosiphon (Java-Tee) – Diuretischer (harntreibender) und litholytischer Effekt (steinauflösend), Einsatz bei Harnsteinrezidiven (wiederkehrende Nierensteine)

Weitere Substanzen

  • Citratsalze (z. B. Kaliumcitrat) – Alkalisierung des Urins (Erhöhung des pH-Werts), Hemmung der Steinbildung bei Harnsäure- und Calciumoxalatsteinen
  • L-Methionin – Ansäuerung des Harns (pH-Absenkung), bakteriostatische Wirkung (Wachstumshemmung von Keimen), unterstützend bei chronisch rezidivierender Zystitis

Laborleistungen zur Vorsorge

  • Alpha-1-Mikroglobulin im Urin (Eiweißmarker für Tubulusschädigung)
    • Bei Verdacht auf Schädigung der Harnkanälchen, z. B. durch Medikamente oder Gifte
  • Albumin-Kreatinin-Quotient im Morgenurin (uACR) (Verhältnis von Eiweiß zu Kreatinin im Urin)
    • Alternative zur 24-Stunden-Sammelurinuntersuchung – geeignet für Verlaufsbeobachtung
  • 24-Stunden-Sammelurin (gesamter Urin eines Tages in einem Sammelgefäß)
    • Nur bei medizinischer Fragestellung, z. B. zur Messung der Eiweißausscheidung – nicht Bestandteil der regulären Vorsorge

Erweiterte Labordiagnostik: "Präventive Labordiagnostik der Nieren"

Medizingerätediagnostik zur Vorsorge

  • Nierensonographie (Ultraschalluntersuchung der Nieren)
    • Beurteilung von Größe, Form, Zysten, Tumoren oder Harnstau
  • Harnblasensonographie (Ultraschalluntersuchung der Harnblase)
    • Darstellung der Blasenwand, Kontrolle auf Verdickungen oder Tumorzeichen
  • Restharnbestimmung per Ultraschall (Messung von Urin nach dem Wasserlassen)
    • Bei Verdacht auf unvollständige Blasenentleerung – z. B. bei Prostatavergrößerung oder neurologischen Erkrankungen
  • Urinzytologie/NMP22/UBC Rapid Test
    • siehe oben unter „Fakultative ergänzende Vorsorgemodule“