Sarkopenie – Anamnese
Die Anamnese (Krankengeschichte) stellt einen wichtigen Baustein in der Diagnostik der Sarkopenie dar.
Familienanamnese
- Gibt es in Ihrer Familie Erkrankungen, die häufig vorkommen, wie zum Beispiel Tumorerkrankungen, Stoffwechselkrankheiten oder neuromuskuläre Erkrankungen?
- Gibt es in Ihrer Familie Erbkrankheiten? (z. B. Muskeldystrophien, neurodegenerative Erkrankungen)
Sozialanamnese
- Beruf:
- Welchen Beruf üben Sie aus?
- Sind Sie in Ihrem Beruf körperlich aktiv oder führen Sie eine überwiegend sitzende Tätigkeit aus?
- Leben Sie allein oder mit anderen Personen zusammen?
- Gibt es Hinweise auf psychosoziale Belastungen oder auf eine unzureichende soziale Unterstützung, die Ihre Ernährung oder Mobilität beeinträchtigen könnten?
Aktuelle Anamnese/Systemanamnese (somatische und psychische Beschwerden)
- Fühlen Sie sich müde, nicht leistungsfähig?
- Fällt es Ihnen schwer:
- ca. 5 kg zu heben und zu tragen?*
- auf Zimmerebene umherzugehen?*
- vom Stuhl oder Bett aufzustehen?*
- eine Treppe mit zehn Stufen zu steigen?*
- Wie oft sind Sie im letzten Jahr gestürzt?*
- Leiden Sie unter Konzentrationsschwäche?
- Sind Ihnen Veränderungen der Haut (Haarausfall, trockene oder fettige Haut etc.) aufgefallen?
- Haben Sie Veränderungen beim Geschmacks- oder Geruchssinn bemerkt?
- Haben Sie Probleme beim Schlucken von Nahrung?
* Aus dem SARC-F-Fragebogen zur Früherkennung von Sarkopenie
Vegetative Anamnese inkl. Ernährungsanamnese
- Wie schnell hat sich Ihr Körpergewicht verändert? Geben Sie bitte uns Ihr Körpergewicht (in kg) und Ihre Körpergröße (in cm) an.
- Ernährungsverhalten:
- Wie viele Mahlzeiten essen Sie täglich?
- Ernähren Sie sich ausgewogen?
- Welche Nahrungsmittel bevorzugen Sie?
- Liegt eine proteinarme Ernährung vor?
- Kochen Sie selbst?
- Trinken Sie ausreichend? Was trinken Sie täglich?
- Bewegen Sie sich täglich ausreichend? (Spaziergänge, Hausarbeit, gezielte Übungen)
Eigenanamnese
- Welche Vorerkrankungen sind bei Ihnen bekannt? (z. B. konsumierende Erkrankungen wie Krebs oder Infektionen, chronische Niereninsuffizienz (Nierenschwäche), chronische Lebererkrankungen, Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Hypogonadismus, neurologische Störungen)
- Gab es in der Vergangenheit Operationen mit längeren Phasen der Immobilisation?
- Wie ist Ihr Zahnstatus (z. B. Zahnverlust, Kauprobleme, Prothesen)?
Medikamentenanamnese
- Nehmen Sie regelmäßig Medikamente ein?
- Nehmen Sie Kortikosteroide oder andere Medikamente ein, die den Muskelabbau fördern können?
- Haben Sie in letzter Zeit Medikamente abgesetzt oder neu begonnen?
Beurteilung der Ernährungssituation
Durch die Beantwortung der folgenden sieben Fragen lässt sich häufig schon eine gute Aussage über die Ernährungssituation erreichen:
- Ist ein ungewollter Gewichtsverlust festzustellen?
- Wird das Essen oft nicht aufgegessen?
- Fällt das Kauen und Schlucken schwer?
- Wird weniger als 1,5 l Flüssigkeit pro Tag getrunken?
- Kommt es häufig zu Durchfall (mehr als dreimal pro Woche)?
- Liegen Wundheilungsstörungen vor?
- Liegt der Body-Mass Index (BMI) im roten Bereich?
Wenn bei keiner Frage mit JA geantwortet wurde, liegt kein Risiko für eine Mangelernährung vor.
Wenn bei einer Frage mit JA geantwortet wurde, so sollte der Verlauf genau beobachtet werden, Wunschkost bereitgestellt werden und/oder eine Diätberatung durchgeführt werden.
Wenn zweimal mit JA geantwortet wurde, so besteht die Gefahr der Mangelernährung. Es sollte eine gezielte Hilfe zur Nahrungsaufnahme begeben werden und/oder Nahrungsergänzungsmittel angeboten werden.
Wenn drei- oder mehrmals mit JA geantwortet wurde, so liegt eine Mangelernährung vor.
Unsere Empfehlung: Drucken Sie die Anamnese aus, markieren Sie alle mit „Ja“ beantworteten Fragen und nehmen Sie das Dokument mit zu Ihrem behandelnden Arzt.