Unterkühlung (Hypothermie) – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild – Kontrolle von Hämoglobin (roter Blutfarbstoff), Hämatokrit (Anteil der festen Blutbestandteile), Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) [↑ bei Infektionen, Sepsis (Blutvergiftung) als mögliche Ursache oder Komplikation]
- Blutgasanalyse (BGA) – pH (Säure-Basen-Wert), pCO₂ (Kohlendioxid), pO₂ (Sauerstoff), Bicarbonat, Lactat (Milchsäure) [Lactat ↑ bei Gewebehypoxie (Sauerstoffmangel im Gewebe), Schock]
- Elektrolyte – Calcium, Chlorid, Kalium, Magnesium, Natrium, Phosphat [Abweichungen häufig bei Hypothermie, Arrhythmierisiko (Herzrhythmusstörungen)]
- Blutzucker (Glucose) – Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) als häufige Ursache oder Folge einer Hypothermie
- Gerinnungsparameter – Quick/INR, aPTT, Fibrinogen, D-Dimere [Hypothermie kann Gerinnungsstörungen (Blutgerinnungsstörungen) induzieren]
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C [zur Einschätzung akuter Nierenfunktionsstörung (Nierenversagen)]
- Leberparameter – Alanin-Aminotransferase (ALT, GPT), Aspartat-Aminotransferase (AST, GOT), Gamma-Glutamyl-Transferase (γ-GT, GGT), Bilirubin, alkalische Phosphatase [Hypoperfusion (Minderdurchblutung) oder Kälteexposition kann Leberwerte beeinflussen]
- Creatinkinase (CK) und Myoglobin – zur Erfassung einer Rhabdomyolyse (Zerfall der Muskulatur) bei längerer Immobilität oder Kälteschäden
- Kardiale Parameter – hochsensitives kardiales Troponin T (hs-cTnT) oder I (hs-cTnI), NT-proBNP [zum Ausschluss bzw. Nachweis myokardialer Beteiligung (Herzbeteiligung)]
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese (Krankengeschichte), der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- Endokrinologische Parameter – Cortisol, TSH, fT3, fT4 [zum Ausschluss endokriner Ursachen, z. B. Nebenniereninsuffizienz (Unterfunktion der Nebenniere) oder Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) als Ursache der Hypothermie]
- Alkoholspiegel, toxikologische Untersuchungen – bei Verdacht auf Intoxikation (Vergiftung) als Auslöser der Hypothermie
- Ammoniak – zur Abklärung einer hepatischen Enzephalopathie (Leber-Hirn-Störung) bei Hypothermie mit Bewusstseinsstörungen
- Blutkulturen – bei Verdacht auf Sepsis (Blutvergiftung) als Ursache oder Folge der Hypothermie
- Gerinnungsfaktor XIII und Thrombozytenfunktionstests – zur genaueren Erfassung von Gerinnungsstörungen (Blutgerinnungsstörungen) bei schwerer Hypothermie
- CK-MB, LDH – ergänzend zur Rhabdomyolyse-Abklärung (Muskelschädigung)
- Kortikale Hormonprofile – bei chronischer Hypothermie oder rezidivierenden Episoden (wiederkehrende Fälle)
Red Flags (Warnzeichen) bei Hypothermie
- Schwere Bradykardie (langsamer Herzschlag <30/min) oder Asystolie (Herzstillstand)
- Kammerflimmern (lebensbedrohliche Herzrhythmusstörung) oder andere lebensbedrohliche Arrhythmien (Herzrhythmusstörungen)
- Respiratorische Insuffizienz (Atemversagen) mit Hypoxämie (Sauerstoffmangel) oder Hyperkapnie (Kohlendioxidüberschuss)
- Hypoglykämie (niedriger Blutzucker) mit Bewusstseinsstörung oder Krampfanfall
- Zeichen der Koagulopathie (Blutgerinnungsstörung: spontane Blutungen, disseminierte intravasale Gerinnung)
- Refraktäre Hypotension (schwerer Blutdruckabfall) trotz Volumengabe
- Multiorganversagen (gleichzeitiges Versagen mehrerer Organe: akutes Nierenversagen, Leberversagen, kardiogener Schock)