Unterkühlung (Hypothermie) – Einleitung

Hypothermie bezeichnet die Absenkung der Körperkerntemperatur unter den Sollwert, wobei der gesamte Körper betroffen ist. Dies kann durch Wärmeverlust oder Wärmeentzug bedingt sein und kann sowohl akzidentell als auch therapeutisch auftreten.

Synonyme und ICD-10: ICD-10-GM R68.0: Hypothermie, nicht in Verbindung mit niedriger Umgebungstemperatur

Formen der Erkrankung

Hypothermie wird in drei Stadien unterteilt:

Stadium
Rektaltemperatur
Beschreibung des Stadiums 
 I  37-34 °C Hautgefäßkontraktion, Herzfrequenz und Blutdruck erhöht, Kältezittern
 II  34-27 °C zunehmende Schmerzunempfindlichkeit, Herzfrequenz und Atmung verlangsamt, Muskelstarre, Reflexe abgeschwächt; Bewusstlosigkeit (≤ 32 °C)
 III
 27-22 °C autonome Körperfunktionen brechen zusammen, Kältetod

Eine Hypothermie kann mit Erfrierungen einhergehen.

Besondere Formen der Hypothermie

  • Akzidentelle Hypothermie: Häufig in Bergregionen und Ländern mit winterlichem Klima, insbesondere bei Menschen mit beeinträchtigter Thermoregulation.
  • Therapeutische Hypothermie: Wird durch aktive Kühlung erreicht und hat protektive Effekte, z. B. Hemmung der entzündlichen Immunantwort und verminderte Gewebeschädigung. Anwendung während chirurgischer Eingriffe (z. B. Herz-Thorax-Chirurgie) und zur Verbesserung der neurologischen Ergebnisse nach Reanimation.

Eine Hypothermie kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen").

ZuSchwere der Hypothermie nach dem Schweizer Klassifizierungssystem siehe unter "Klassifikation".

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Keine spezifischen Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Häufigkeitsgipfel
: Höhere Inzidenz in Bergregionen und Ländern mit winterlichem Klima.

Prävalenz
: Erhöhte Prävalenz bei älteren Menschen und Personen mit beeinträchtigter Thermoregulation oder Risikofaktoren wie Erschöpfung.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Stadium I: Kältezittern, erhöhte Herzfrequenz und Blutdruck.
  • Stadium II: Verlangsamte Herzfrequenz und Atmung, Muskelstarre, Bewusstlosigkeit.
  • Stadium III: Zusammenbruch autonomer Körperfunktionen, Kältetod.

Prognose

  • Frühe Behandlung: Günstiger Verlauf, wenn die Körpertemperatur rechtzeitig erhöht wird und keine Komplikationen wie Herzrhythmusstörungen auftreten.
  • Späte Behandlung: Im Verlauf einer starken Hypothermie (Stadium III) kann es zu Herz-Kreislauf-Versagen sowie Atemstillstand kommen.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Vermeidung von perioperativer Hypothermie. (AWMF-Registernummer: 001 - 018). Mai 2019 Langfassung