Menstruationszyklus und Abnehmen – warum vor und während der Periode Gewichtsschwankungen auftreten

Viele Frauen beobachten im Rahmen einer Gewichtsreduktion, dass das Körpergewicht vor oder während der Menstruation kurzfristig stagniert oder ansteigt. Diese Veränderungen werden häufig als fehlender Abnehmerfolg interpretiert, beruhen jedoch meist nicht auf einer Zunahme der Fettmasse. Ursache sind hormonelle Schwankungen im Menstruationszyklus, die den Wasserhaushalt, den Stoffwechsel und das Essverhalten beeinflussen.

Der Menstruationszyklus und seine hormonelle Regulation

Der Menstruationszyklus gliedert sich in die Follikelphase (erste Zyklushälfte), die Ovulation (Eisprung) und die Lutealphase (zweite Zyklushälfte). Die hormonelle Steuerung erfolgt primär über Östrogen und Progesteron.
Östrogen verbessert in der Follikelphase die Insulinsensitivität (Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin) und unterstützt eine effiziente Nutzung von Glukose. In der Lutealphase dominiert Progesteron, das unter anderem den Wasser- und Elektrolythaushalt sowie zentrale Stoffwechselprozesse beeinflusst.

Wassereinlagerungen vor der Periode als Hauptursache der Gewichtszunahme

Der häufigste Grund für eine Gewichtszunahme vor der Menstruation sind Wassereinlagerungen (Ödeme). Diese entstehen durch mehrere hormonell gesteuerte Mechanismen:

  • Aktivierung des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (Hormonregulation des Salz- und Wasserhaushalts) mit vermehrter Natrium- und Wasserretention
  • Abfall des Östrogenspiegels kurz vor der Menstruation, wodurch die Gefäßdurchlässigkeit zunimmt
  • Zunahme der Glykogenspeicher (Speicherform von Glukose), die zusätzlich Wasser binden

In der Summe kann das Körpergewicht dadurch kurzfristig um etwa 1-3 kg ansteigen, ohne dass sich der Körperfettanteil erhöht.

Stoffwechsel und Energieverbrauch in der Lutealphase

In der zweiten Zyklushälfte steigt der Grundumsatz (Energieverbrauch in Ruhe) moderat an, meist um etwa 5-10 %. Verantwortlich ist die thermogene Wirkung von Progesteron, das die Körperkerntemperatur leicht erhöht.
Gleichzeitig kann die Insulinempfindlichkeit vorübergehend sinken, wodurch Kohlenhydrate bevorzugt als Glykogen gespeichert werden. Da Glykogen Wasser bindet, verstärkt sich der Effekt auf das Körpergewicht, selbst bei bestehendem Kaloriendefizit.

Appetit und Heißhunger im hormonellen Kontext

Vor der Menstruation berichten viele Frauen über gesteigerten Appetit oder Heißhunger. Ursache sind hormonelle Veränderungen von Serotonin (Botenstoff mit Einfluss auf Stimmung und Sättigung) und Leptin (Hormon der Appetitregulation). Ein relativer Serotoninmangel in der späten Lutealphase kann das Verlangen nach kohlenhydrat- und energiereichen Lebensmitteln erhöhen. Diese Reaktionen sind physiologisch bedingt und kein Zeichen mangelnder Disziplin.

Gewichtsschwankungen beim Abnehmen richtig einordnen

Zyklische Gewichtsschwankungen sollten bei der Bewertung eines Abnehmerfolgs stets berücksichtigt werden. Aussagekräftig sind vor allem langfristige Verläufe:

  • Betrachtung der Gewichtsentwicklung über mehrere Wochen und Menstruationszyklen
  • Vergleich von Messwerten immer in derselben Zyklusphase
  • Ergänzende Beurteilung durch Taillenumfang oder Analyse der Körperzusammensetzung (Fett- und Muskelmasse)

Das Körpergewicht allein ist insbesondere im zyklischen Verlauf nur eingeschränkt aussagekräftig.

Fazit

Gewichtsschwankungen vor und während der Menstruation sind eine normale Folge hormoneller Veränderungen und beruhen überwiegend auf Wassereinlagerungen sowie temporären Stoffwechselanpassungen. Sie spiegeln in der Regel keine Fettzunahme wider. Für eine realistische Beurteilung des Abnehmerfolgs ist es entscheidend, den Menstruationszyklus in die Bewertung einzubeziehen und kurzfristige Gewichtszunahmen nicht zu überbewerten.

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