Sodbrennen (Pyrosis) – Medikamentöse Therapie

Therapieziele

  • Verbesserung der Symptomatik
  • Vermeidung von Komplikationen bei Pyrosis (Sodbrennen) als Zeichen der Refluxösophagitis (Entzündung der Speiseröhre)

Therapieempfehlungen

  • Symptomatische Therapie (wenn eine gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD; Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre) angenommen wird und keine Alarmsymptome vorliegen, wie z. B. Dysphagie (Schluckstörung), Odynophagie (schmerzhaftes Schlucken), rezidivierendes Erbrechen, (unfreiwillige) Gewichtsabnahme, Anämie (Blutarmut), Hinweise auf eine gastrointestinale Blutung (Blutung im Magen-Darm-Trakt) oder eine Raumforderung (Tumorverdacht)): je nach Schwere der Symptomatik:
    • Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker):
      • Therapie der ersten Wahl bei typischer Pyrosis im Rahmen einer GERD
      • Initiale Standarddosis über 4-8 Wochen gemäß Leitlinien
      • Langzeittherapie bei chronisch-rezidivierenden Verläufen aufgrund hoher Rezidivraten möglich, jedoch regelmäßige Reevaluation empfohlen
      • Erhaltungs-Dosierung (step down) nach Symptomatik bei schwereren Verlaufsformen der GERD
      • On-demand-Therapie bei leichten, intermittierenden Verlaufsformen der GERD mit Einnahme alle 2-3 Tage möglich
    • Antazida (säureneutralisierende Mittel; bei gelegentlichem Sodbrennen); ggf. auch Alginate (bilden eine schützende Schicht auf dem Mageninhalt)

Wirkstoffe (Hauptindikation)

Protonenpumpenhemmer (Protonenpumpeninhibitoren, PPI; Säureblocker)

Wirkstoffe Besonderheiten
Esomeprazol Bei Leberinsuffizienz (Leberfunktionsstörung) max. 20 mg/d
Lansoprazol Metabolisierung über Cytochrom P450 (Leberenzymsystem)
Bei Nieren-/Leberinsuffizienz max. 30 mg/d
Omeprazol Metabolisierung über Cytochrom P450 (Leberenzymsystem)
Bei Nieren-/Leberinsuffizienz max. 20/10 mg/d (p.o./i.v.)
Pantoprazol Bei Niereninsuffizienz (Nierenfunktionsstörung) max. 40 mg/d
Bei Leberinsuffizienz max. 20 mg/d
Rabeprazol Keine Dosisanpassung nötig
  • Wirkweise: Hemmung der H-K-ATPase (Säurepumpe der Magenschleimhaut) der Belegzellen (säurebildende Zellen des Magens)
  • Protonenpumpenhemmer sind Prodrugs (Vorstufen eines Wirkstoffs) und werden erst im sauren Milieu aktiviert
  • Dosierungshinweise für Erwachsene:
    • Einnahme idealerweise 15-30 Minuten vor einer Mahlzeit
    • Bei endoskopisch gesicherter Refluxösophagitis (durch Spiegelung bestätigte Speiseröhrenentzündung) ist häufig eine 4-wöchige Therapie ausreichend (Symptomfreiheit bei ca. 80 %)
    • Erhaltungs-Dosierung (step down) nach Symptomatik bei schwereren Verlaufsformen der GERD
    • On-demand-Therapie bei leichteren Verlaufsformen der GERD möglich
    • Bei fehlendem Therapieerfolg ist eine Dosissteigerung (Verdopplung) oder ein Wirkstoffwechsel möglich
  • Dosierungshinweise für Kinder zwischen 1 und 10 Jahren:
    • Benötigen häufig höhere gewichtsadaptierte Dosierungen
    • Bei Ansprechen nach 4 Wochen Fortführung der Therapie für mindestens weitere 8 Wochen empfohlen
    • Langsames Ausschleichen zur Vermeidung eines Rebound-Effekts (verstärkte Säureproduktion nach Absetzen)
  • Nebenwirkungen: gastrointestinal (Übelkeit, Flatulenz, Diarrhoe, Obstipation), Hypergastrinämie (erhöhter Gastrinspiegel), Juckreiz, Alopecia (Haarausfall), Photosensibilität (Lichtempfindlichkeit), Hyperhidrose (vermehrtes Schwitzen), Muskel- und Gelenkschmerzen, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Hör- und Sehstörungen

H2-Antihistaminika (H2-Blocker)

Wirkstoffe Besonderheiten
Cimetidin Therapiedauer max. 12 Wochen
Dosisreduktion bei schwerer Niereninsuffizienz
Aufgrund von Nebenwirkungen nicht mehr empfohlen
Roxatidin Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz
Kontraindikation bei schwerer Nieren- und Leberinsuffizienz
  • Wirkweise: Blockade der H2-Rezeptoren (Säuresteuerung) der Belegzellen
  • H2-Antihistaminika gelten als Therapie der zweiten Wahl
  • Nebenwirkungen: gastrointestinal, Transaminasenerhöhung (Leberwerte), Herzrhythmusstörungen, allergische Reaktionen; Cimetidin antiandrogen wirksam (hormonelle Effekte)

Wirkstoffe (Hauptindikation) in der Therapie des gelegentlichen Sodbrennens

Wirkstoffgruppe Wirkstoffe Besonderheiten
Antazida (säureneutralisierende Mittel) Aluminiumhydroxid Serumspiegelkontrolle bei Niereninsuffizienz
  Hydrotalcid 1 h vor bzw. 3 h nach den Mahlzeiten und vor dem Schlafengehen
Dosisanpassung bei Niereninsuffizienz
  Magnesiumhydroxid Serumspiegelkontrolle bei Niereninsuffizienz
  Magnesiumtrisilikat Serumspiegelkontrolle bei Niereninsuffizienz
  • Wirkweise: Neutralisation der Magensäure
  • Dosierungshinweise: Einnahme 1 Stunde nach den Mahlzeiten und zur Nacht
  • Cave: Interaktionen mit zahlreichen Medikamenten durch Resorptionshemmung (verminderte Aufnahme)
  • Nebenwirkungen: reaktive Hyperazidität (Gegenreaktion mit vermehrter Säurebildung), gastrointestinal (Obstipation, Diarrhoe), Milch-Alkali-Syndrom
  • Nur zur kurzfristigen Anwendung geeignet
  • Häufig Kombinationen aus Aluminium- und Magnesiumverbindungen

Komplementäre Maßnahme

  • Ergänzend zu medikamentösen Maßnahmen ist auf einen ausgewogenen Säure-Basen-Haushalt hinzuweisen (siehe Ernährungsmedizin – Säure-Basen-Haushalt).
  • Pyrosis tritt insbesondere nachts gehäuft auf. Durch die horizontale Körperlage wird der Reflux begünstigt. Eine Hochlagerung des Oberkörpers kann den Rückfluss von Magensaft reduzieren.

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für den Säure-Basen-Haushalt sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (D3)
  • Mineralstoffe (Calcium, Kalium, Magnesium)
  • Spurenelemente (Zink)
  • Weitere Vitalstoffe (Fruchtsäuren – Citrat (gebunden in Magnesium-, Kalium- und Calciumcitrat))

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Leitlinien

  1. Farrell B et al.: Deprescribing proton pump inhibitors: Evidence-based clinical practice guideline. Can Fam Physician. 2017 May;63(5):354-364.
  2. Katz PO et al. ACG Clinical Guideline for the Diagnosis and Management of Gastroesophageal Reflux Disease. Am J Gastroenterol. 2022.
  3. S2k-Leitlinie: Gastroösophageale Refluxkrankheit und eosinophile Ösophagitis. (AWMF-Registernummer: 021-013), Juli 2022 Langfassung