Hämorrhoiden – Operative Therapie
Beachte: Primär asymptomatische Hämorrhoiden sollten nicht invasiv behandelt werden [S3-Leitlinie]. Nur in ca. 5 % aller Fälle ist eine Operation erforderlich. Nachfolgende Empfehlungen beruhen auf der aktuellen S3-Leitlinie.
Hämorrhoiden I. bis II. Grades
Suprahämorrhoidale Sklerosierung (Injektions- oder Verödungstherapie)
- Auslösung einer Verkleinerung der Hämorrhoiden durch Injektion von Polidocanol in alkoholischer Lösung.
- Die Injektionen sind prinzipiell schmerzfrei, da das Gewebe oberhalb der Linea dentata (anatomische Grenzlinie im Anus) keine freien Nervenendungen besitzt.
- Wiederholbarkeit der Sklerosierung je nach Erfolg der Therapie.
- Anwendung auch bei Patienten mit Thrombozytenaggregationshemmern (z. B. Acetylsalicylsäure) und Antikoagulantientherapie (Blutverdünnern) möglich.
- Vorteil: Geringe Komplikationsrate.
Infrarot-Therapie (Infrarotkoagulation, IR, ICR, IPC)
- Verödung der Hämorrhoiden durch Infrarotstrahlung.
- Bei Hämorrhoidalleiden I. bis III. Grades vergleichbar mit der Gummibandligatur [S3-Leitlinie].
Diathermie, Elektrokoagulation
-
Direkte monopolare Koagulation des Hämorrhoidalknotens.
Kryotherapie (Kryohämorrhoidektomie)
- Gefriertherapie mittels spezieller Sonden.
- Nach der Wiedererwärmung kommt es zur Zerstörung der Zellmembran und damit zu einem konsekutiven Zelluntergang.
- Hinweis: Nicht zur Behandlung des Hämorrhoidalleidens empfohlen, kann aber bei niedriggradigem Hämorrhoidalleiden zur Blutungsbehandlung eingesetzt werden.
Radiofrequenz-Ablation (RFA; Behandlung durch Hochfrequenzstrom)
- Erwärmung des intrazellulären Wassers bis zur Vaporisierung (Verdampfung).
- Beachte: Keine Empfehlung aufgrund der derzeitigen Evidenzlage.
Lasertherapie
-
Beachte: Keine Empfehlung aufgrund der derzeitigen Evidenzlage.
Gummibandligatur (GBL)
- Unterbindung der Blutgefäße, die zu der Hämorrhoide führen.
- Indikation: Hämorrhoiden II. (bis III.) Grades.
- Rezidivrate: ca. 40 %.
- Beachte: Erhöhtes Blutungsrisiko im Vergleich zur Sklerosierung.
- Anwendung unter Acetylsalicylsäure (ASS) vertretbar.
- Nicht empfohlen unter Clopidogrel, Marcumar oder direkten oralen Antikoagulantien (DOAK) und Vitamin-K-Antagonisten.
Vergleich der Methoden für Hämorrhoiden I. bis II. Grades
| Methode | Vorteile | Nachteile |
|---|---|---|
| Sklerosierung | Schmerzfrei, geringe Komplikationsrate | Mehrfache Sitzungen nötig |
| Infrarot-Therapie | Minimalinvasiv, einfache Durchführung | Höhere Rezidivrate |
| Gummibandligatur | Effektiv für Grad II-III | Erhöhtes Blutungsrisiko |
Hämorrhoiden II. bis III. Grades
Gummibandligatur (GBL)
- Hämorrhoiden II. Grades: GBL gilt als Therapie der Wahl.
- Hämorrhoiden II. bis III. Grades: GBL ist der Sklerosierung vorzuziehen.
- Beachte: "Mit der Gummibandligatur können vor allem bei Hämorrhoiden II. bis III. Grades ähnlich gute Kurzzeitergebnisse wie mit einer Operation erzielt werden".
Vergleich der Methoden für Hämorrhoiden II. bis III. Grades
| Methode | Vorteile | Nachteile |
| Gummibandligatur | Effektiv, ambulant durchführbar | Risiko für Nachblutungen |
| Sklerosierung | Minimalinvasiv, schmerzfrei | Höhere Rezidivrate |
| Operative Entfernung | Dauerhafte Lösung | Postoperative Schmerzen |
Hämorrhoiden III. bis IV. Grades
Konventionelle operative Verfahren/Hämorrhoidektomie
-
Indikation: Operative Therapie ist angezeigt, wenn konservative Verfahren nicht zu einer ausreichenden Beschwerdelinderung führen [S3-Leitlinie].
Segmental-resezierende Verfahren:
- Offene Hämorrhoidektomie nach Milligan-Morgan (MM)
- Goldstandard der Hämorrhoidenchirurgie.
- Keine Kombination mit einer Sphinkterotomie (Einschnitt des Schließmuskels) (erhöhte Inkontinenzraten).
- Geschlossene Hämorrhoidektomie nach Ferguson (FG)
- Keine Standardmethode, speziellen Indikationen vorbehalten.
- Subanodermale Hämorrhoidektomie nach Parks (PA)
- Als gleichwertig mit MM und FG angesehen.
Zirkulär resezierende Verfahren:
- (Circular-)Stapler-Hämorrhoidopexie nach Longo (CS)
- Nicht mehr empfohlen aufgrund hoher Inkontinenzraten (50 %).
- Rekonstruktive Hämorrhoidektomie nach Fansler-Anderson/Arnold (FA)
- Hämorrhoidektomie nach Whitehead (WH)
- Nicht empfohlen wegen hoher Rate an Kontinenzstörungen und Mukosa-Entropium.
Vergleich der Methoden für Hämorrhoiden III. bis IV. Grades
| Methode | Vorteile | Nachteile |
| Milligan-Morgan | Goldstandard, hohe Erfolgsrate | Postoperative Schmerzen |
| Ferguson | Weniger postoperative Schmerzen | Längere Heilungsdauer |
| Parks | Gleichwertig mit MM/FG | Wenig verbreitet |
| Stapler-Hämorrhoidopexie | Minimalinvasiv | Hohe Inkontinenzrate |
Postoperative Schmerzkontrolle
- Topische Therapie: Glyceroltrinitrat oder alternativ Calciumantagonisten (Diltiazem).
- Stuhlregulation: Gabe von Quellstoffen zur Reduktion postoperativer Schmerzen.
Weitere Hinweise
- Das Stapler-Verfahren soll als ein Verfahren beim zirkulären drittgradigen Hämorrhoidalleiden angeboten werden [S3-Leitlinie].
Keine Anwendung des Verfahrens bei Hämorrhoiden IV. Grades, da die Rezidivrate (Rate des Wiederauftretens) im Vergleich zu den konventionellen Operationen höher ist. - Sphinkterotomie (Inzision/Einschnitt in den Schließmuskel) – sollte weder in Kombination mit einer Hämorrhoidenoperation noch als alleinige Therapie bei der Behandlung des Hämorrhoidalleidens eingesetzt werden
- Die Analdilatation (Erweiterung des Anus) als Therapie des Hämorrhoidalleidens soll aufgrund einer hohen Rate an Kontinenzstörung nicht eingesetzt werden
- Nur bei ca. 10 % der Patienten mit einem Hämorrhoidalleiden besteht eine Indikation zur Operation.
- Hämorrhoiden in der Schwangerschaft: "Eine Operation wegen eines ausgeprägten Hämorrhoidalleidens in der Schwangerschaft sollte vermieden werden bzw. kommt nur nach Versagen der konservativen Therapie in Betracht" [S3-Leitlinie].
Leitlinien
- S3-Leitlinie: Hämorrhoidalleiden. (AWMF-Registernummer: 081-007), April 2019 Langfassung