Was kann ich gegen Haarausfall nach der Schwangerschaft tun?
Etwa 20 % der jungen Mütter bemerken meist 3-4 Monate nach der Geburt einen Haarausfall und sind, da dieser über Wochen, manchmal Monate, gelegentlich bis zu einem Jahr anhalten kann, sehr beunruhigt.
Dieser Haarausfall ist aber nur eine vorübergehende Erscheinung. Das Stillen oder die Ernährung der Mutter nehmen keinen Einfluss darauf.
Was ist die Ursache?
Die Haarfollikel und damit das Haarwachstum unterliegen einem Zyklus, der etwa 7 Jahre beträgt und aus 3 Phasen besteht:
- Wachstumsphase (Anagenphase, Dauer: 2-6 Jahre)
- Übergangsphase (Katagenphase, Dauer: nur wenige Tage bis 3 Wochen)
- Ruhephase (Telogenphase, Dauer: 3-4 Monate) – hier kommt es zum Ausfall des Haares
Etwa 85 % der Haarwurzeln befinden sich normalerweise in der Wachstumsphase und etwa 15 % in der Ruhephase. Unter dem Östrogeneinfluss ist die Wachstumsphase, besonders im 2. und 3. Trimenon (Schwangerschaftsdrittel), auf etwa 95 % gesteigert. Es kommt damit zu einem verstärkten Haarwachstum, das im Übrigen sämtliche Haaranlagen betrifft und so zu einer Zunahme der Behaarung des gesamten Körpers führt. Besonders im Bereich der Extremitäten kann es zu einer Hypertrichose (verstärkte Körperbehaarung) kommen, die sich postpartal (d. h. nach der Entbindung) zurückbildet.
Nach der Geburt fällt der Östrogenspiegel dramatisch ab. Das bedeutet, dass viele Haare jetzt von der Wachstums- in die Ruhephase übergehen. Es kommt zur Ausdünnung und zum Ausfall der Haare, gleichmäßig über den gesamten Kopf verteilt. Der Mediziner spricht von "postpartalem Effluvium". Gelegentlich wird es an Schläfen und Mittelscheitel erkennbar. Das Ausmaß ist individuell unterschiedlich, sowohl die Menge als auch die Zeitspanne betreffend. Beruhigend ist, dass dieser Haarverlust immer voll reversibel ist.
Übrigens tritt der Haarverlust meist nur nach der 1. Schwangerschaft auf. Weitere Stillzeiten sind damit nicht belastet. Die Ursache ist unbekannt. Diskutiert wird eine besonders hohe emotionale Belastung beim 1. Kind durch Geburt und Wochenbett.
Gibt es eine spezielle Therapie?
Da es sich um einen physiologischen Vorgang handelt, gibt es keine speziellen therapeutischen Maßnahmen.
Die Friseurin oder der Friseur kann beraten, wie man Haar und Kopfhaut am besten schont. Auch die Frisur kann eine psychologisch wirksame Ergänzung sein.
Muss ein Arzt konsultiert werden?
Nur bei einem übermäßig starken Haarausfall ist es eventuell sinnvoll, den Frauenarzt oder einen Hautarzt aufzusuchen. Ein übermäßiger Haarverlust kann, wie auch außerhalb der Schwangerschaft und Stillzeit, Ursache eines extremen Eisenmangels sein, der immer mit starker Müdigkeit einhergeht. Aber auch eine Schilddrüsenfunktionsstörung kann die Ursache sein. Sehr selten kann es sich auch einmal um eine Hauterkrankung handeln.
Literatur
- Gizlenti S, Ekmekci TR: The changes in the hair cycle during gestation and the post-partum period. J Eur Acad Dermatol Venereol. 2014 Jul; 2 8(7): 878-81. doi: 10.1111/jdv.12188. Epub 2013 May 20.
- Rebora A: Telogen effluvium: a comprehensive review. Clin Cosmet Investig Dermatol. 2019 Aug 21; 12: 583-590. doi: 10.2147/CCID.S200471. eCollection 2019