Handschmerzen – Therapie

Sind die Schmerzen unspezifisch, multifaktoriell bedingt oder chronifiziert (dauerhaft geworden), erfolgt die Behandlung multimodal gemäß [S3-Leitlinie].

Allgemeine Maßnahmen

  • Schonung schmerzhafter Strukturen und ergonomische Entlastung im Alltag und Beruf.
  • Vermeiden repetitiver (wiederholter) oder kraftintensiver Greifbewegungen.
  • Nikotinrestriktion (Verzicht auf Tabakkonsum) – Rauchen beeinträchtigt die Mikrozirkulation (Durchblutung kleiner Gefäße) und verzögert Heilungsprozesse.
  • Begrenzter Alkoholkonsum: Männer ≤ 25 g Alkohol pro Tag, Frauen ≤ 12 g pro Tag.
  • Begrenzter Koffeinkonsum: max. 240 mg/Tag (≈ 2–3 Tassen Kaffee).
  • Normalgewicht anstreben – Übergewicht erhöht die mechanische und entzündliche Belastung arthrotischer Gelenke (verschlissene Gelenke).
    • Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index, Körpermasse-Index) bzw. der Körperzusammensetzung mittels elektrischer Impedanzanalyse.
    • BMI ≥ 25 → Teilnahme an einem ärztlich betreuten Abnehmprogramm.
  • Überprüfung der Dauermedikation – z. B. Statine, Aromatasehemmer oder antivirale Medikamente können Muskelschmerzen oder Parästhesien (Kribbeln, Taubheitsgefühle) verursachen.
  • Vermeidung psychosozialer Belastungen – Stress, Schlafmangel und hohe berufliche Beanspruchung fördern Schmerzchronifizierung (dauerhafte Schmerzentwicklung) [S3-Leitlinie].

Medikamentöse Therapie

  • Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR, entzündungshemmende Schmerzmittel) – z. B. Ibuprofen, Naproxen; zur kurzfristigen Schmerz- und Entzündungsreduktion.
  • Topische NSAR (z. B. Diclofenac-Gel oder Pflaster) – bei Arthrosen (Gelenkverschleiß) und Tendovaginitiden (Sehnenscheidenentzündungen) bevorzugt einzusetzen.
  • Lokale Glucocorticoid-Injektionen (Kortison-Injektionen) – intraartikulär (in das Gelenk, z. B. Rhizarthrose) oder peritendinös (in die Sehnenscheide, z. B. Tendovaginitis) zur kurzfristigen Schmerzlinderung; Wiederholungen vermeiden (Risiko struktureller Schädigung) [1].
  • Systemische Glucocorticoide (Kortison-Tabletten) – nur kurzzeitig bei akuter entzündlicher Aktivität.
  • Bei neuropathischen Schmerzanteilen (Nervenschmerzen, z. B. Karpaltunnelsyndrom): Duloxetin, Gabapentin oder Pregabalin [S3-Leitlinie].
  • Opioide (starke Schmerzmittel) – keine Dauertherapie bei nicht-tumorbedingten Schmerzen [S3-Leitlinie].

Konventionelle nicht-operative Therapieverfahren

  • Ruhigstellung in funktioneller Position (Schienen, Orthesen (Stützvorrichtungen)) bei akuten Reizzuständen.
  • Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT, Stoßwellenbehandlung) – bei chronischen Insertionstendinopathien (Reizungen der Sehnenansätze) der Unterarm- und Handgelenksstrecker; positive Evidenz bei therapieresistenten Verläufen [1].
  • Frühfunktionelle Aktivierung – zur Vermeidung von Gelenksteife, Muskelatrophie (Muskelabbau) und Chronifizierung (dauerhafte Schmerzentwicklung) [S3-Leitlinie].

Operative Therapie

  • Karpaltunnelspaltung (Dekompression des Nervus medianus (Mittelnerv)) bei therapierefraktärem (nicht ansprechendem) Karpaltunnelsyndrom.
  • Synovialektomie (operative Entfernung der Gelenkinnenhaut) bei chronisch proliferativer Synovitis (entzündlich verdickte Gelenkinnenhaut, z. B. Rheumatoide Arthritis).
  • Arthroplastik (Gelenkersatz) oder Arthrodese (operative Gelenkversteifung) bei fortgeschrittener Arthrose (Gelenkverschleiß, z. B. Rhizarthrose).
  • Sehnennaht, Sehnentransfer oder Bandrekonstruktion bei Rupturen (Rissen) oder Instabilitäten.
  • Postoperative Nachsorge – frühfunktionelle Mobilisation (Bewegungstherapie), Ödemkontrolle (Schwellungsbehandlung), Thromboseprophylaxe (Vorbeugung gegen Blutgerinnsel).

Medizinische Hilfsmittel

  • Funktionsschienen (z. B. Daumensattelgelenk-Orthesen (Stützvorrichtungen)) zur Schmerzreduktion und Stabilisierung.
  • Lagerungsschienen – z. B. beim Karpaltunnelsyndrom (Nervenengpass im Handgelenk) zur nächtlichen Entlastung.
  • Kompressionsbandagen – Reduktion von Schwellneigung und Reizzuständen.
  • Ergonomische Alltagshilfen – Griffverstärker, Stiftaufsätze, werkzeugspezifische Anpassungen.
  • Orthesen (Stützvorrichtungen) – Stabilisierung arthrotischer (verschlissener) oder instabiler Gelenke.

Regelmäßige Kontrolluntersuchungen

  • Verlaufskontrolle von Schmerzintensität, Beweglichkeit und Greiffunktion.
  • Nach Injektionen: Kontrolle auf Wirkung und Nebenwirkungen.
  • Nach Operationen: Wundheilung, Infektfreiheit, Funktionswiederherstellung.
  • Bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen: Überwachung der Krankheitsaktivität.

Ernährungsmedizin

  • Ernährungsberatung auf Grundlage einer individuellen Ernährungsanalyse.
  • Ziele: Reduktion der Entzündungsaktivität (Körperentzündung), Gewichtsnormalisierung, Erhalt der Muskelmasse.
  • Ernährungsempfehlungen:
  • Auswahl geeigneter Lebensmittel anhand der Ernährungsanalyse.
  • Hinweis: Eine spezifische Mikronährstoff-Supplementation (Nahrungsergänzung) bei Handschmerzen wird mangels Evidenz nicht aufgeführt.

Sportmedizin

  • Kräftigungs- und Koordinationstraining der Hand- und Unterarmmuskulatur.
  • Schulung ergonomischer Belastungstechniken (z. B. Werkzeuggebrauch).
  • Regelmäßiges Ausdauertraining (Herz-Kreislauf-Training) zur Verbesserung der Mikrozirkulation (Durchblutung).
  • Individueller Trainingsplan nach medizinischem Check (Gesundheitscheck).

Physikalische Therapie (inkl. Physiotherapie)

  • Kälteanwendungen bei akuter Entzündung, Wärme bei chronischen Schmerzen.
  • Ultraschalltherapie (Schallbehandlung) – Förderung der Durchblutung und Regeneration.
  • Manuelle Lymphdrainage (spezielle Massage zur Schwellungsreduktion) – zur Ödemreduktion (Abschwellung) nach Überlastung oder Operation.
  • Elektrotherapie/TENS (Reizstrombehandlung) – neuromodulatorische Schmerzhemmung (Beeinflussung der Schmerzweiterleitung).
  • Ergotherapie (Funktions- und Alltagstraining) – Gelenkschutztraining, Handkraftaufbau.

Psychotherapie

  • Kognitive Verhaltenstherapie (strukturierte Gesprächstherapie) – Schmerzbewältigung, Aktivierung, Abbau von Schonverhalten [S3-Leitlinie].
  • Achtsamkeits- und Entspannungsverfahren – Verbesserung von Schlaf, Lebensqualität und Schmerzverarbeitung.

Komplementäre Behandlungsmethoden

  • Akupunktur – kann zur Schmerzlinderung bei chronischen Handschmerzen beitragen [S3-Leitlinie].
  • Entspannungsverfahren – z. B. Achtsamkeitstraining, progressive Muskelrelaxation, ggf. ergänzend.

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Deutsche Rheuma-Liga Bundesverband e. V.
    Maximilianstraße 14, 53111 Bonn
    Telefon: 0228 / 766 06 0
    Internet: www.rheuma-liga.de

Literatur

  1. Wang X, Peng W, Faramand A, Zha X, Zhang Y, Chong W, Hai Y, Fang F. Efficacy and safety of corticosteroid in the treatment of hand osteoarthritis: a systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials. Clin Rheumatol. 2022;41(6):1825-1832.
    https://doi.org/10.1007/s10067-021-06024-8

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Nichtspezifische, funktionelle und somatoforme Körperbeschwerden: S3-Leitlinie und Patientenversion. Psychotherapeut. 2014; 59(2):155-174. https://doi.org/10.1007/s00278-014-1030-z