Hauterkrankungen während der Reise

Folgende die Haut betreffende Probleme können bei Reisen auftreten:

  • Bei bestehender Akne vulgaris (entzündliche Erkrankung der Hautanhangsgebilde, die in erster Linie die Talgdrüsen und Haarfollikel betrifft) kann es bei starker Sonneneinstrahlung und starkem Schwitzen zur Bildung von Lichtschwielen kommen (Akne tropicalis).
  • Bei Smog ggf. negativer Einfluss auf bestehende Hauterkrankungen (z. B. bei atopischem Ekzem (Neurodermitis)).
  • Durch eine eventuelle Umstellung der Ernährung kann es zu Hautreaktionen kommen
  • Ein positiver Effekt ist bei trocken-heißem Klima/Baden in Salzwasser für die Psoriasis (Schuppenflechte) belegt; Reizklima (Hochgebirge, See) ist positiv bei atopischem Ekzem.
  • Psychischer Stress kann zu einer Verschlechterung bestehender Hauterkrankungen führen.

Auftreten von Hauterkrankungen während der Reise

Hautinfektionen/Hauterkrankungen 

  • Bakterielle Infektionen – in der Regel Superinfektion nach Bagatellverletzung (z. B. Pyodermie (eitrige Entzündung der Haut), meist durch Staphylokokken bedingt; Erysipel (Wundrose; Infektion der Haut), meist streptokokkenbedingt; Ulkus (Geschwür), Granulom (entzündungsbedingte, knotenartige Gewebeneubildung), diverse Keime: Cornyebakterien, Mykobakterien, Milzbrand/Anthrax) → Wunde desinfizieren, sauber halten; bei allgemeinen Krankheitserscheinungen Arzt aufsuchen
  • Insekten, Fliegen, Flöhe, Läuse, Milben, Parasiten, Wanzen, Würmer etc.; Beschwerden: Juckreiz, Quaddeln, Knötchen, Bläschen etc.
    → Vorbeugung wichtig; bei Befall spezifische Therapie (Antihistaminika (Medikamente, die die Sekretion des Histamins verringern bzw. die Wirkung des Histamins an Histamin-Rezeptoren hemmen), Antibiotika etc.) durch den Arzt
  • Mykosen (Pilzerkrankungen) – vor allem in den Tropen (häufig); Beschwerden: interdigitale (zwischen den Fingern/Zehen) und intertriginöse (Körperoberfläche, wo sich gegenüberliegende Hautflächen berühren) Mykosen mit schuppigen Rundherden
    → lokale Therapie mit Antimykotika (Medikamente gegen Pilzerkrankungen)
  • Virale Infektionen – vor allem Herpes simplex (erstmaliges Auftreten oder Rezidiv/Wiederauftreten)
    → lokale Therapie mit Virustatika (Medikamente gegen Viruserkrankungen)
  • Bei neu aufgetretener Hautsymptomatik im Rahmen einer Infektionserkrankung sollte zur weiteren Diagnostik ein Arzt aufgesucht werden.

Hautsymptomatik bei Infektionserkrankungen 

Symptom Differentialdiagnose
Makulo-papulöses Exanthem (fleckig, mit Papeln) Bei vielen Infektionserkrankungen in den Tropen/Subtropen (z. B. bei Rickettsiosen, Arbovirosen)
Vesikulöses Exanthem (bläschenförmige Hautveränderung) Affenpocken
Beschwerden: Beginn mit plötzlich einsetzendem Fieber und einem generalisierten Exanthem (Hautausschlag), ggf. auch Hautveränderungen in Form von Vesikeln oder Pusteln, die den Pocken gleichen.
Verbreitung: Afrika (insbesondere Kongo)

Windpocken
Beschwerden: juckendes Exanthem mit Papeln ("Bläschen"), Bläschen und Krusten, die in verschiedenen Entwicklungsstadien stehen (Sternenhimmel); tritt meist zuerst im Gesicht und am Körperstamm auf, später dann am ganzen Körper inklusive der Schleimhäute
Lokalisiertes Erythem
Erythema migrans (Wanderröte) – kreisrunde Rötung um die Einstichstelle, meist mit hellem Rand und zentraler Aufhellung; kann auch an anderen Körperstellen auftreten!; im weiteren Verlauf verblasst das Erythem (flächenhafte Hautrötung) von der Mitte aus, sodass die anfangs scheibenförmige Rötung später als ringförmige Rötung zu sehen ist. Entstehung: Tage bis etwa 10 Wochen nach dem Zeckenstich
Häufig sehr diskrete Entzündungsreaktion, die wegen der Symptomlosigkeit vom Patienten übersehen wird.
Borreliose
Verbreitung: gesamte nördliche Hemisphäre (in Deutschland flächendeckend)
Lokalisierte (örtliche) Schwellung, weich, zeitlich begrenzt Chagas-Krankheit (auch als amerikanische oder südamerikanische Trypanosomiasis oder Morbus Chagas bezeichnet)
Verbreitung: Mittel- und Südamerika verbreitet

Schlafkrankheit (Synonym: Afrikanische Trypanosomiasis; Trypanosomenschanker)
Verbreitung: tropische Gebiete Afrikas
Lokalisierte Schwellung, weich, rezidivierend (wiederkehrend) Darmwürmer (Helminthiasis)

Loa Loa (Loiasis)
Fadenwurm, der beim Menschen im Subkutangewebe (Unterhautfettgewebe) parasitiert und das Krankheitsbild Loiasis (siehe auch Kamerunbeule) hervorruft. Da der Fadenwurm bei seinen Wanderungen auch im Auge auftritt, ist er als Augenwurm bekannt.
Verbreitung: endemisch im tropischen Afrika
Lokalisierte Schwellung, derb Onchozerkose (Onchozerkiasis); chronische Krankheit, die durch Filarien der Art Onchocerca volvulus (Gruppe der Fadenwürmer) verursacht werden
Verbreitung: tropische Gebiete Afrikas und Amerikas

Systemische Mykose
Primär pathogene Pilze, die auch bei Menschen mit weitgehend gesundem Immunsystem schwere systemische Mykosen verursachen können, z. B. die Histoplasmose (vorwiegend Lunge) oder die Blastomykose (Lunge + Haut)
Verbreitung der Histoplasmose: Süd-, Mittel- und in Teilen Nordamerikas, Indonesien und Afrika
Verbreitung der südamerikanischen Blastomykose: ländliche Gebiete Lateinamerikas – am häufigsten in Brasilien –, wo milde Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit herrschen.


Tumor
Chronisches Ulkus (Geschwür) an belichteten Hautpartien Leishmaniose (engl. Leishmaniasis), kutane, mukokutane; hervorgerufen durch obligat intrazelluläre protozoische Parasiten der Gattung Leishmania
Verbreitung: Tropen, besonders Peru, Kolumbien und das östliche Afrika, aber auch der Mittelmeerraum und Asien
Kleine, hypopigmentierte Maculae (Fleck); bei heller Haut erythematös (mit Hautrötung) Lepra, Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Mycobacterium leprae ausgelöst wird

Verbreitung
: Afrika, Brasilien, Indien
Petechien (punktförmige Haut- oder Schleimhautblutung), Fieber

Hämorrhagisches Fieber, meist verursacht durch Virusinfektionen, weshalb man auch von viralem hämorrhagischen Fieber (VHF) spricht.

Familie der Arenaviridae:

  • Argentinisches hämorrhagisches Fieber (Junin)
  • Bolivianisches hämorrhagisches Fieber (Machupo) 
  • Brasilianisches hämorrhagisches Fieber (Sabia)
  • Lassa-Fieber
  • Venezolanisches hämorrhagisches Fieber (Guanarito)

Familie der Bunyaviridae

  • Hanta-Fieber (verschiedene Formen) 
  • Krim-Kongo-Fieber (CCHF)
  • Rift-Valley-Fieber (RVF)

Familie der Filoviridae

  • Ebolafieber
  • Marburgfieber

Familie der Flaviviridae

  • Gelbfieber
  • Denguefieber
  • Omsker Fieber (OHF)
  • Kyasanur-Forest-Krankheit
  • West-Nil-Fieber

Verbreitung: auf allen Kontinenten außer Antarktis; auftreten jedoch meist in Afrika, Südamerika oder Südostasien; in Mitteleuropa und Nordamerika sind tödliche VHF äußerst selten

 Literatur

  1. CRMCRM Handbuch Reisemedizin 2017. Thieme Verlag Stuttgart 2017
  2. Jelinek T: Kursbuch Reisemedizin: Beratung, Prophylaxe, Reisen mit Erkrankungen. Thieme Verlag Stuttgart 2012
  3. Löscher T, Burchard GD: Tropenmedizin in Klinik und Praxis: mit Reise- und Migrationsmedizin. Thieme Verlag  Stuttgart 2010