Allgemeinchirurgische Operationen: Verfahren, Techniken und Indikationen im Überblick
Die Allgemeinchirurgie umfasst zentrale operative Verfahren an Haut, Weichteilen, endokrinen Organen, Bauchorganen, Gefäßen und Körperwand. Sie bildet die Grundlage chirurgischer Therapie in nahezu allen klinischen Fachdisziplinen und schließt sowohl diagnostische als auch therapeutische Eingriffe mit ein – offen oder minimalinvasiv (Schlüssellochtechnik) durchgeführt.
Die nachfolgend aufgeführten Operationen sind nach anatomischer Lage und funktioneller Zuordnung systematisch gegliedert.
Endokrine Organe und Halsregion
- Schilddrüsenentfernung (Thyreoidektomie)
Die vollständige Entfernung der Schilddrüse (Thyreoidektomie) erfolgt bei Karzinomen (bösartigen Tumoren), Strumen (vergrößerten Schilddrüsen) mit Kompression oder therapierefraktärer Hyperthyreose (Überfunktion). Der Eingriff wird in der Regel offen mit Neuromonitoring durchgeführt. - Strumaentfernung (Strumaresektion)
Bei knotigen Strumen oder symptomatischer Struma nodosa (gutartige Schilddrüsenvergrößerung) erfolgt eine partielle Entfernung von Schilddrüsengewebe zur Volumenreduktion. Die Funktionserhaltung steht im Vordergrund. - Luftröhrenschnitt (Tracheotomie)
Die Tracheotomie (chirurgische Öffnung der Luftröhre) dient der Sicherung der Atemwege bei Langzeitbeatmung oder bei mechanischer Verlegung der oberen Luftwege. Sie kann chirurgisch oder perkutan (durch die Haut) angelegt werden. - Koniotomie
Die Koniotomie (Notfallöffnung des Kehlkopfes) dient der sofortigen Sicherung der Atemwege bei akuter Obstruktion. Sie erfolgt durch einen Hautschnitt über das Ligamentum cricothyroideum und stellt eine lebensrettende Sofortmaßnahme dar.
Adipositas-Chirurgie
- Adipositas-Chirurgie
Die Adipositas-Chirurgie fasst operative Verfahren zur Gewichtsreduktion zusammen, insbesondere bei Adipositas Grad III (starkem Übergewicht) oder therapierefraktärem metabolischem Syndrom (Stoffwechselerkrankung). Ziel ist eine nachhaltige Gewichtsabnahme und Verbesserung adipositasassoziierter Komorbiditäten (Begleiterkrankungen). - Magenband
Ein laparoskopisch (minimalinvasiv) platziertes verstellbares Band verengt den oberen Magenabschnitt. Dadurch entsteht ein kleiner Vormagen mit schnellerem Sättigungsgefühl und reduzierter Nahrungsaufnahme. - Roux-en-Y-Magenbypass
Beim Magenbypass (Magen-Darm-Umleitung) wird ein kleiner Magenpouch gebildet und eine Dünndarmschlinge angeschlossen. Dieses Verfahren kombiniert restriktive und malabsorptive (aufnahmehemmende) Komponenten. - Schlauchmagen-Operation
Die Schlauchmagen-OP (Magenverkleinerung) umfasst die Resektion großer Magenanteile entlang der großen Kurvatur. Der verbleibende Magen reduziert das Volumen und beeinflusst hormonelle Sättigungsregulation. - Biliopankreatische Diversion
Diese radikale Kombination aus Magenresektion und Umleitung der Galle- und Pankreassäfte führt zu einer drastisch reduzierten Kalorienresorption (Nährstoffaufnahme). Sie ist bei schwerster Adipositas indiziert.
Oberbauchorgane
- Leberbiopsie
Die Leberbiopsie (Gewebeentnahme aus der Leber) dient der histologischen Abklärung chronischer Lebererkrankungen oder fokaler Raumforderungen. Sie kann perkutan (durch die Haut), transjugulär oder laparoskopisch durchgeführt werden. - Gallenblasenentfernung (Cholezystektomie)
Die laparoskopische Entfernung der Gallenblase (Cholezystektomie) ist das Standardverfahren bei symptomatischen Gallensteinen oder akuter Cholezystitis (Gallenblasenentzündung). Der Eingriff gilt als sicher und effektiv. - Magenentfernung (Gastrektomie)
Die Gastrektomie (operative Entfernung des Magens) umfasst die totale oder subtotale Resektion des Magens. Sie ist indiziert bei Karzinomen (Magenkrebs), therapierefraktären Ulzera (Geschwüren) oder massiven Blutungen. - Milzentfernung (Splenektomie)
Die Splenektomie (Entfernung der Milz) erfolgt bei Ruptur, hämatologischen Erkrankungen (z. B. Blutkrankheiten) oder malignen Raumforderungen. Der Eingriff kann offen oder laparoskopisch durchgeführt werden.
Zwerchfell und retroperitoneale Organe
- Operation einer Hiatushernie
Bei axialen oder paraösophagealen Hernien (Zwerchfellbrüchen) wird der Hiatus oesophageus (Speiseröhrendurchtritt) eingeengt und ggf. eine Fundoplikatio (Magenmanschette) durchgeführt. Ziel ist die Wiederherstellung der Antirefluxbarriere. - Nierentransplantation
Die Transplantation einer Spenderniere (Nierentransplantation) ist die Standardtherapie bei terminaler Niereninsuffizienz (Nierenversagen). Das Organ wird in der Regel heterotop im Beckenbereich implantiert.
Dünndarm und Kolon
- Dünndarmteilentfernung (Dünndarmresektion)
Die Resektion (Entfernung) eines Dünndarmsegments ist bei Tumoren, Stenosen (Verengungen) oder Ischämien (Durchblutungsstörungen) notwendig. Die Passage wird durch End-zu-End-Anastomose (Darmnaht) wiederhergestellt. - Dickdarmentfernung (Kolonresektion)
Die Kolonresektion (Entfernung des Dickdarms) erfolgt bei Neoplasien (Tumoren), Divertikulitis oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen. Je nach Befund kann eine Hemikolektomie oder Kolektomie erfolgen. - Blinddarmentfernung (Appendektomie)
Die Appendektomie (Entfernung des Wurmfortsatzes) ist der häufigste Notfalleingriff bei Appendizitis (Blinddarmentzündung). Sie erfolgt überwiegend laparoskopisch.
Enddarm und Stomaanlage
- Künstlicher Darmausgang (Enterostoma)
Unter einem Enterostoma versteht man eine operativ angelegte Öffnung des Dünn- oder Dickdarms zur äußeren Stuhlableitung. Die Ausleitung erfolgt über die Bauchdecke in ein Versorgungssystem. - Anlage eines künstlichen Darmausgangs (Anus praeter)
Der Anus praeter (künstlicher Darmausgang) wird bei entzündlichen, onkologischen oder funktionellen Erkrankungen als protektives oder definitives Stoma angelegt. Er kann als Ileostoma oder Colostoma ausgeführt sein. - Stomapflege
Die professionelle Versorgung des Stomas (Darmausgang) ist essenziell für den langfristigen Therapieerfolg. Sie umfasst Hautschutz, Materialmanagement und Patientenanleitung.
Proktologie
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Hämorrhoidenentfernung (Hämorrhoidektomie)
Bei persistierenden Hämorrhoiden (vergrößerten Gefäßpolstern) Grad III–IV erfolgt die vollständige chirurgische Entfernung. Die Milligan-Morgan- oder Ferguson-Technik sind etablierte Verfahren.
Bauchwand und Hernien
- Operation einer Nabelhernie
Die operative Versorgung einer Nabelhernie (Bruch im Nabelbereich) erfolgt bei Beschwerden oder zunehmender Bruchgröße. Je nach Defektgröße kommen Naht- oder Netzplastiken zum Einsatz. - Operation einer Leistenhernie
Bei Leistenhernien (Brüchen im Leistenkanal) erfolgt ein spannungsfreier Verschluss mit Netzimplantation. Verfahren wie Lichtenstein oder TEP sind etabliert.
Minimalinvasive Verfahren
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Bauchspiegelung (Laparoskopie)
Die Laparoskopie (Bauchspiegelung) dient der Diagnostik und Therapie intraabdomineller Pathologien. Sie erfolgt über kleine Inzisionen mittels Kameraoptik und Spezialinstrumenten.
Die Allgemeinchirurgie umfasst ein breites Spektrum grundlegender operativer Maßnahmen, die sowohl in elektiven als auch in notfallmäßigen Situationen zur Anwendung kommen. Die dargestellten Verfahren stellen die praktische Basis chirurgischen Handelns dar und werden je nach Indikation, Patientenfaktoren und technischem Standard individuell eingesetzt.