Harnröhrenausfluss – Einleitung

Harnröhrenausfluss bezeichnet die Absonderung von Flüssigkeit aus der Harnröhre, die unabhängig vom Wasserlassen auftritt. Dieses Symptom kann auf verschiedene zugrunde liegende Erkrankungen hinweisen, insbesondere auf Infektionen der Harnröhre (Urethritis).

Synonyme und ICD-10: Fluor urethralis; Urethraausfluss; Urethralausfluss; Urethrorrhoe; ICD-10-GM R36: Ausfluss aus der Harnröhre

Ursachen

Harnröhrenausfluss kann durch eine Vielzahl von Erkrankungen verursacht werden, wobei die häufigsten Ursachen infektiöser Natur sind:

  • Infektiöse Ursachen
    • Bakterielle Urethritis: Häufig verursacht durch sexuell übertragbare Erreger wie Neisseria gonorrhoeae (Gonorrhö) oder Chlamydia trachomatis.
    • Viren: Herpes-simplex-Viren (HSV) oder humane Papillomaviren (HPV).
    • Pilze: Candida-Arten können ebenfalls eine Urethritis verursachen, insbesondere bei immungeschwächten Patienten.
  • Nicht-infektiöse Ursachen
    • Reizungen: Durch chemische Substanzen (z. B. Seifen, Gleitmittel) oder mechanische Traumata (z. B. Katheterisierung).
    • Autoimmune Erkrankungen: Wie Reiter-Syndrom, das eine entzündliche Reaktion in der Harnröhre auslöst.
    • Tumoren: Urethrale Karzinome (Harnröhrenkrebs) können ebenfalls zu einem Ausfluss führen.

Differentialdiagnosen

Ein Harnröhrenausfluss kann als Symptom bei verschiedenen Erkrankungen auftreten:

  • Gonorrhö: Eine sexuell übertragbare Infektion, verursacht durch Neisseria gonorrhoeae.
  • Nicht-gonorrhoische Urethritis (NGU): Oft verursacht durch Chlamydia trachomatis, aber auch durch Mykoplasmen oder Ureaplasmen.
  • Prostatitis: Entzündung der Prostata, die mit Urethritis und Ausfluss einhergehen kann.
  • Blasenentzündung (Zystitis): Insbesondere, wenn die Infektion auf die Harnröhre übergreift.
  • Balanitis: Entzündung der Eichel, oft verbunden mit Ausfluss.
  • Urethrakarzinom: Seltene, aber ernsthafte Ursache für Urethralfluss.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind häufiger betroffen als Frauen, insbesondere im Kontext von sexuell übertragbaren Infektionen (STIs).

Häufigkeitsgipfel:
Tritt vor allem bei sexuell aktiven Personen im Alter zwischen 20 und 40 Jahren auf.

Prävalenz:
Die genaue Prävalenz variiert je nach Ursache, jedoch sind sexuell übertragbare Infektionen wie Gonorrhö und Chlamydien weltweit weitverbreitet.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akut: Ein Harnröhrenausfluss tritt oft plötzlich auf, begleitet von weiteren Symptomen wie Brennen beim Wasserlassen, Juckreiz oder Schmerzen. Die Symptome können je nach Ursache variieren.
  • Chronisch: Wenn der Ausfluss unbehandelt bleibt, kann die zugrunde liegende Infektion aufsteigen und chronische Entzündungen verursachen, z. B. Adnexitis (Entzündung der Eileiter und Eierstöcke) bei Frauen oder Prostatitis (Prostataentzündung) bei Männern.

Prognose

  • Frühzeitige Behandlung: Bei frühzeitiger Diagnose und adäquater Therapie, insbesondere bei bakteriellen Infektionen, ist die Prognose in der Regel gut. Die Symptome klingen meist rasch ab, und Komplikationen können vermieden werden.
  • Unbehandelte Infektionen: Unbehandelte Urethritis kann zu schweren Komplikationen führen, wie aufsteigenden Infektionen, die den gesamten Urogenitaltrakt betreffen, und langfristigen Folgen wie Unfruchtbarkeit bei beiden Geschlechtern.

Hinweis: Ein frühzeitiger Arztbesuch ist essenziell, um eine genaue Diagnose zu stellen und die entsprechende Therapie einzuleiten, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden.