Diabetische Nephropathie – Labordiagnostik
Laborparameter 1. Ordnung – obligate Laboruntersuchungen
- Kleines Blutbild – zur Erfassung einer Anämie (renale Anämie (durch Nierenschädigung bedingte Blutarmut)) und zur Mitbeurteilung von Infekt- bzw. Entzündungszeichen.
- Entzündungsparameter – CRP (C-reaktives Protein) bzw. BSG (Blutsenkungsgeschwindigkeit) – bei Verdacht auf interkurrente Infektionen oder entzündliche Systemerkrankungen (Autoimmunerkrankungen) als mögliche Ursache bzw. Verstärker einer Nierenschädigung (diabetische Nephropathie (diabetische Nierenschädigung)).
- Nüchternglucose – zur Beurteilung der aktuellen glykämischen Stoffwechsellage.
- HbA1c (Langzeitblutzuckerwert) – zur Beurteilung der mittelfristigen glykämischen Kontrolle und des Risikos für das Fortschreiten der diabetischen Nephropathie (diabetische Nierenschädigung).
- Urinstatus (Schnelltest auf: pH-Wert, Leukozyten, Nitrit, Eiweiß, Glucose, Keton, Blut), Sediment (Urinsediment (Untersuchung des Bodensatzes des Urins)), ggf. Urinkultur (Erregernachweis und Resistogramm) – Basisuntersuchung zum Nachweis von Proteinurie/Albuminurie (Eiweißausscheidung im Urin), Hämaturie und Harnwegsinfektionen.
- Urin-Albumin-Kreatinin-Ratio (UACR) im Morgenurin – quantitativer Nachweis und Verlaufsbeurteilung der Albuminurie (Eiweißausscheidung im Urin).
- Nierenparameter – Harnstoff, Kreatinin, ggf. Cystatin C; Berechnung der eGFR (geschätzte Nierenleistung) nach CKD-EPI bzw. der Kreatinin-Clearance (Nierenfunktionstest).
- Elektrolyte – Calcium, Kalium, Natrium, Magnesium, Phosphat – zur Erkennung typischer Störungen bei chronischer Nierenerkrankung.
- Parathormon* – zur Beurteilung eines sekundären Hyperparathyreoidismus.
- Atherosklerose-Parameter – Gesamtcholesterin, LDL-Cholesterin, HDL-Cholesterin, Triglyceride – zur Abschätzung des kardiovaskulären Risikos.
- Harnsäure – hochnormale Harnsäure-Serumspiegel können frühe Hinweise auf eine diabetische Nephropathie (diabetische Nierenschädigung) sein [1].
Beachte: Eine Niereninsuffizienz ohne Mikro- oder Makroalbuminurie (geringe bzw. starke Eiweißausscheidung im Urin) ist meist ischämisch bedingt (hypertensive Nephrosklerose (durch Bluthochdruck bedingte Nierenveränderung)).
*Zusätzliche Laborparameter ab dem CKD-Stadium 3 (Kreatinin-Clearance (Nierenfunktionstest) < 60 ml/min/1,73 m2) empfohlen.
Bei der Urinuntersuchung wird vor allem auf das Vorliegen von Protein bzw. Albumin geachtet.
Man unterscheidet (terminologisch zunehmend durch KDIGO-Kategorien ersetzt) zwischen:
- Mikroalbuminurie (geringe Eiweißausscheidung im Urin) – UACR 30-300 mg/g
- Makroalbuminurie (starke Eiweißausscheidung im Urin) – UACR > 300 mg/g
Da der Albuminwert vorübergehend erhöht sein kann, sollten mehrere Messungen erfolgen.
Laborparameter 2. Ordnung – in Abhängigkeit von den Ergebnissen der Anamnese, der körperlichen Untersuchung und den obligaten Laborparametern – zur differentialdiagnostischen Abklärung
- N-Acetyl-β-D-Glucosaminidase (NAG) im Urin – Hinweis auf tubuläre Nierenschädigung (Schädigung der Nierenkanälchen).
- Immunfixationselektrophorese im Serum und Urin sowie freie Leichtketten – bei Verdacht auf Myelomniere (durch multiples Myelom (Knochenmarkkrebs) bedingte Nierenschädigung) oder Amyloidose (Eiweißablagerungskrankheit).
- Autoimmunserologie – ANA, Anti-dsDNA, Komplementfaktoren (C3, C4) – bei Verdacht auf systemischen Lupus erythematodes (Autoimmunerkrankung „Lupus“) oder Immunkomplex-Glomerulonephritis (Nierenkörperchenentzündung).
- ANCA – bei Verdacht auf ANCA-assoziierte Vaskulitis (Gefäßentzündung) wie GPA (Granulomatose mit Polyangiitis (Gefäßentzündung mit Knotenbildung)), MPA (Mikroskopische Polyangiitis (kleingefäßige Gefäßentzündung)).
- Hepatitis-B-, Hepatitis-C- und HIV-Serologie – bei Verdacht auf sekundäre Glomerulonephritis (Nierenkörperchenentzündung).
- Urinsediment (Untersuchung des Bodensatzes des Urins) – Nachweis dysmorpher Erythrozyten und Zylindern zur Abgrenzung glomerulärer Schäden (Glomerulonephritis (Nierenkörperchenentzündung), IgA-Nephropathie (IgA-bedingte Nierenkörperchenentzündung), membranöse Glomerulonephritis).
- Eosinophile – bei Verdacht auf akute interstitielle Nephritis (Nierenzwischengewebsentzündung).
- Urin-Kalzium/Kreatinin-Ratio, Urat, Oxalat – bei Verdacht auf obstruktive Nephropathie (Harnabflussbehinderung der Niere).
- Tumormarker – bei Verdacht auf Lymphome (Lymphdrüsenkrebs), multiples Myelom (Knochenmarkkrebs) oder solide Tumoren (Krebserkrankungen innerer Organe).
Screening der diabetischen Nephropathie (diabetischen Nierenschädigung)
Das Screening besteht aus:
- eGFR (geschätzte Nierenleistung) mittels CKD-EPI – zur Erkennung einer beginnenden Nierenfunktionsverschlechterung.
- Albuminausscheidung – Nachweis der Albuminurie (Eiweißausscheidung im Urin) durch UACR.
- Urinproteomanalyse – z. B. CKD273 zur sehr frühen Erkennung chronischer Nierenerkrankungen.
Monitoring: Die Kontrollfrequenz richtet sich nach Stadium und Risikoprofil.
Literatur
- Rosolowsky ET, Ficociello LH, Maselli NJ, Niewczas MA, Binns AL, Roshan B, Warram JH, Krolewski AS. High-normal serum uric acid is associated with impaired glomerular filtration rate in nonproteinuric patients with type 1 diabetes. Clin J Am Soc Nephrol. 2008;3(3):706-713. doi: 10.2215/CJN.04271007