Zyklusmonitoring per Vaginalsonographie
Das Zyklusmonitoring per Vaginalsonographie (Ultraschalluntersuchung durch die Scheide zur Überwachung des Zyklus) ist ein zentrales diagnostisches Verfahren in der gynäkologischen Endokrinologie (Lehre von den weiblichen Hormonen) zur Beurteilung des Follikelwachstums (Eibläschenentwicklung), der Ovulation (Eisprung) und der endometrialen Reifung (Gebärmutterschleimhautentwicklung). Es findet insbesondere Anwendung bei Kinderwunschabklärungen, hormonellen Zyklusstörungen sowie im Rahmen assistierter Reproduktion (künstlicher Befruchtung). Die Methode erlaubt eine nicht-invasive (nicht-operative), zeitlich gesteuerte und hochauflösende Beurteilung ovarialer (die Eierstöcke betreffender) und endometrialer (die Gebärmutterschleimhaut betreffender) Veränderungen über den Verlauf eines Menstruationszyklus hinweg.
Synonyme
- Follikelmonitoring per Vaginalsonographie
- Zyklusüberwachung mittels transvaginalem Ultraschall
- Endometriums- und Follikelbeurteilung per Vaginalsonographie
Beurteilbare Strukturen
- Ovarien (Eierstöcke): Follikelanzahl, -größe, -entwicklung; Nachweis des dominanten Follikels; Nachweis des Corpus luteum (Gelbkörper)
- Endometrium (Gebärmutterschleimhaut): Dicke, Struktur, dreischichtiger Aufbau, sekretorische Umwandlung
- Douglas-Raum (tiefer Beckenraum hinter der Gebärmutter): Nachweis von postovulatorischer Flüssigkeit als Hinweis auf stattgefundene Ovulation
- Uterus (Gebärmutter): Ausschluss von Myomen (Muskelknoten) oder endometrialen Auffälligkeiten
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Kinderwunschdiagnostik
- Zyklusstörungen (z. B. Oligo-/Amenorrhoe, Anovulation = unregelmäßige oder ausbleibende Eisprünge)
- Kontrolle hormoneller Stimulationszyklen (z. B. Clomifen, Gonadotropine = Medikamente zur Auslösung eines Eisprungs)
- Überwachung bei assistierter Reproduktion (z. B. IVF/ICSI = künstliche Befruchtung im Reagenzglas)
- Abklärung des Ovulationszeitpunkts bei geplanter Insemination (Samenzellübertragung)
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Akute Infektionen des Genitaltrakts (z. B. Scheiden- oder Gebärmutterentzündung)
- Schwere vaginale Blutungen (starke Scheidenblutungen)
- Frische operative Eingriffe oder Traumata im Vaginal- oder Zervixbereich (Scheide oder Gebärmutterhals)
Vor der Untersuchung
- Zyklustag und Zykluslänge sollten dokumentiert sein
- Bei geplanter Ovulationsinduktion (Eisprungauslösung): Kenntnis über Stimulationsprotokoll und verabreichte Medikamente erforderlich
- Information über bestehende hormonelle Kontrazeption (hormonelle Verhütungsmittel), hormonaktive Tumoren oder kürzliche operative Eingriffe
Das Verfahren
Technik
- Verwendung eines hochfrequenten transvaginalen Schallkopfs (Ultraschallsonde durch die Scheide, Frequenz 5-9 MHz)
- Kombination aus B‑Mode-Sonographie (konventioneller Schwarzweiß-Ultraschall) und optionaler farbkodierter Dopplersonographie (farbiger Blutflussultraschall) zur Beurteilung der Vaskularisation (Durchblutung)
- Regelmäßige Untersuchungen je nach Zyklusphase, typischerweise zwischen Zyklustag 8-20
Ablauf der Untersuchung
- Die Patientin befindet sich in Lithotomieposition (Rückenlage mit gespreizten Beinen)
- Untersuchung erfolgt transvaginal mit leerer Harnblase
- Es werden die Ovarien in Längs- und Querschnittsdarstellung vermessen, Follikel dokumentiert
- Das Endometrium wird in Bezug auf Dicke (Millimeter), Struktur (dreischichtig/monophasisch) und Echogenität (Reflexionsverhalten im Ultraschall) beurteilt
- Optional erfolgt die Beurteilung des kleinen Beckens auf freie Flüssigkeit
Mögliche Befunde
- Normale Follikelentwicklung: progressive Größenzunahme des Leitfollikels (i. d. R. > 18 mm präovulatorisch), Zunahme der Vaskularisation
- Anovulation: persistente kleine Follikel, fehlender Leitfollikel, kein Corpus luteum
- Luteinisierte unrupturierte Follikel: persistenter dominanter Follikel ohne Zeichen der Ovulation
- Polyzystische Ovarien: > 12 kleine periphere Follikel, vergrößertes Ovarvolumen (vergrößerter Eierstock)
- Corpus luteum: echoreiche, z. T. mit Randsaum versehene Struktur nach erfolgter Ovulation
- Endometriumhypoplasie: < 7 mm Dicke in der späten Proliferationsphase (unzureichender Aufbau der Schleimhaut)
- Endometriumhyperplasie oder -polypen: echoreiche, ggf. unregelmäßige Strukturen (Verdickung oder Schleimhautwucherung)
Nach der Untersuchung
- Dokumentation der Befunde (z. B. Follikelgröße, Endometriumdicke, Zyklustag)
- Beratung über den optimalen Zeitpunkt für Koitus (Geschlechtsverkehr), Insemination oder Ovulationsauslösung
- Bei Stimulationszyklen: ggf. Anpassung der Medikation oder Planung der Ovulationsinduktion