Dopplersonographie der uterinen Gefäße

Bei der Dopplersonographie der uterinen Gefäße (Ultraschalluntersuchung der Gebärmutterarterien) handelt es sich um ein bildgebendes Verfahren der Pränataldiagnostik (Untersuchungen vor der Geburt) und Gynäkologie. Es dient zur dynamischen Beurteilung der uteroplazentaren Perfusion (Blutversorgung zwischen Gebärmutter und Mutterkuchen), also der Blutversorgung zwischen Gebärmutter (Uterus – Gebärmutter) und Plazenta (Mutterkuchen). Die Untersuchung ist insbesondere im zweiten Schwangerschaftsdrittel ein prognostisch wertvolles Verfahren zur Risikostratifizierung (Einschätzung des Gesundheitsrisikos) von Präeklampsie (schwangerschaftsbedingter Bluthochdruck mit Eiweißausscheidung im Urin) und intrauteriner Wachstumsrestriktion (IUGR – verzögertes Wachstum des Kindes im Mutterleib).

Die Technik basiert auf dem Dopplereffekt (Veränderung der Schallfrequenz bei Bewegung), bei dem bewegte Blutbestandteile (Erythrozyten – rote Blutkörperchen) die ausgesendeten Ultraschallwellen reflektieren und daraus Rückschlüsse auf Strömungsgeschwindigkeit, Strömungsrichtung sowie hämodynamischen Widerstand (Gefäßwiderstand) gezogen werden können. Dies erlaubt eine präzise hämodynamische Analyse der uterinen Gefäßversorgung und gegebenenfalls pathologischer Umbauvorgänge der Spiralarterien (feine Plazentaarterien).

Beurteilbare Strukturen

  • Aa. uterinae (Uterusarterien – Arterien der Gebärmutter): Beidseitige Darstellung nahe der Kreuzung mit der Arteria iliaca externa (äußere Beckenarterie)
  • Uteroplazentare Flussmuster: Beurteilung von Resistance Index (RI – Maß für Gefäßwiderstand), Pulsatility Index (PI – Maß für Pulswellen) und Notch-Phänomen (Kerbe im Blutflussmuster)
  • Aa. arcuatae und Aa. radiales (nachrangig, optional – bogenförmige bzw. strahlenförmige Gebärmutterarterien)
  • Plazentare Insertionsstelle und parazervikale Gefäße (Bereich um den Gebärmutterhals bei auffälligem Befund)

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Screening auf Präeklampsie (Bluthochdruckerkrankung in der Schwangerschaft) bei Risikoschwangerschaften (z. B. Erstgebärende, Präeklampsie in Vorgraviditäten – früheren Schwangerschaften, chronische Hypertonie – Bluthochdruck)
  • Verdacht auf intrauterine Wachstumsrestriktion (IUGR – Wachstumsverzögerung des Kindes im Mutterleib)
  • Mehrlingsschwangerschaften mit auffälligem Biometrieverlauf (Abweichungen in der Ultraschallmessung des Kindes)
  • Zustand nach Plazentainsuffizienz (unzureichende Funktion des Mutterkuchens) oder HELLP-Syndrom (schwere Schwangerschaftserkrankung mit Leberwertveränderungen)
  • Verlaufskontrolle bei auffälligem Dopplerbefund oder eingeschränktem maternalen Plazentationsprozess (Einnistung des Mutterkuchens)
  • Pränatale Abklärung bei auffälliger Plazentalokalisation (z. B. Placenta praevia – tiefliegende Plazenta, Insertionstiefe – Eindringtiefe in die Gebärmutterschleimhaut)

Vor der Untersuchung

  • Aufklärung: Information über Nutzen, Risiken (praktisch keine) und Ziel der Untersuchung
  • Vorbereitung: Keine Nüchternheit erforderlich; die Blase sollte entleert sein
  • Lagerung: Rückenlage mit freiem Zugang zum Unterbauchbereich
  • Anamnese: Abfrage relevanter Vorerkrankungen, Schwangerschaftsverlauf, bisheriger Dopplerbefunde

Das Verfahren

Die Dopplersonographie der uterinen Gefäße erfolgt meist transabdominal (durch die Bauchdecke) mit einer konvexen Ultraschallsonde (gebogene Ultraschallsonde) im Bereich der Fossa iliaca (Beckenregion) beidseits. Der Schallkopf wird in Längsachse entlang des Uterusrandes geführt, um die Aa. uterinae nahe ihrer Kreuzung mit der Arteria iliaca externa zu identifizieren.

  • Farbkodierte Dopplersonographie (Darstellung von Blutflüssen in Farbe) dient zur Orientierung und Lokalisierung der uterinen Gefäße
  • Pulsed-Wave-Doppler (PW-Doppler – gepulster Dopplerultraschall) wird verwendet zur quantitativen Messung von Flussparametern
  • Die standardisierte Messung erfolgt beidseits mit Bestimmung von:
    • Resistance Index (RI – Gefäßwiderstand)
    • Pulsatility Index (PI – Pulswellenindex)
    • Notch-Signatur (Einkerbung im Flussprofil in der frühen Diastole – Füllungsphase)
  • Der Mittelwert beider Seiten (links + rechts) wird zur Risikoabschätzung herangezogen

Mögliche Befunde

  • Normale Perfusion (normale Durchblutung): Beidseitiger PI unterhalb alters- und gestationsadaptierter Normbereiche, kein Notch
  • Pathologische Perfusion (auffällige Durchblutung):
    • Persistierender Notch nach der 23.–24. Schwangerschaftswoche
    • Erhöhter PI über der 95. Perzentile (im oberen Bereich der Normalverteilung)
    • Einseitige oder beidseitige Flussanomalien bei asymmetrischer Plazentation
  • Assoziationen mit:
    • Präeklampsie (schwangerschaftsbedingte Hochdruckerkrankung)
    • IUGR (intrauterine Wachstumsrestriktion – Wachstumsverzögerung des Kindes)
    • Chronische Plazentainsuffizienz (dauerhafte Unterfunktion des Mutterkuchens)
    • Risiko fetaler Hypoxie (Sauerstoffmangel) oder IUFT (intrauteriner Fruchttod – Tod des Kindes im Mutterleib)

Nach der Untersuchung

  • Befundbesprechung: Interpretation im Kontext der fetalen Biometrie (Größen- und Gewichtsmessungen) und maternalen Risikofaktoren
  • Dokumentation: Archivierung der Flusskurven, PI/RI-Werte und qualitative Einschätzung (z. B. Notch ja/nein)
  • Weitere Maßnahmen:
    • Bei pathologischen Befunden: engmaschige Doppler- und Wachstumsverlaufskontrollen
    • Kombination mit fetalem Doppler (z. B. Nabelarterie, mittlere Gehirnarterie) und CTG (Herzton-Wehen-Kurve)
    • Interdisziplinäre Betreuung bei Hochrisikokonstellationen (z. B. durch Spezialisten für Mutter-Kind-Medizin)

Literatur

  1. Cnossen J S et al.: Use of uterine artery Doppler ultrasonography to predict pre-eclampsia and intrauterine growth restriction: a systematic review and bivariable meta-analysis. CMAJ  2008 Mar 11;178(6):701-11. doi: 10.1503/cmaj.070430.
  2. Huck K: Kursbuch Doppler- und Duplexsonographie. Nach den Richtlinien der DEGUM und der KBV. Georg Thieme Verlag 2015
  3. Schmitt R: Bildgebende Diagnostik der Hand. Georg Thieme Verlag 2008

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Intrauterine Wachstumsrestriktion. (AWMF-Registernummer: 015 - 080), Mai 2017 Langfassung
  2. Faber et al.: Dopplersonographie in der Schwangerschaft – Qualitätsanforderungen der DEGUM und klinischer Einsatz(Teil 2). Thieme Verlag 2021.
  3. S3-Leitlinie: Fetale Überwachung in der Schwangerschaft (Indikation und Methodik zur fetalen Zustandsdiagnostik im low-risk Kollektiv). (AWMF-Registernummer: 015 - 089), Februar 2023 Kurzfassung Langfassung